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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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rötlichen Stoppelhaaren kraus. „War en schönes Haus. Aber der is bestimmt gut versichert. Kannste froh sein, dass bei dir nix passiert is. Passiert schnell. Grad bei so ’nem Wetter.“
    Ursula Zech nickt. „Mein Frank hat sich da ja um alles gekümmert. Den Garten bewässert und gelüftet und so. Der Horstmann weiß ja noch von nix. Ich denk mal, so schön wie das ist, mit diesen alten Rieddächern. Aber die brennen eben auch schnell. Und wenn die Hitze sich so staut …!“
    Zwei junge Männer schieben die hohen Glasschiebetüren des Kaufhauses neben Uschis Boutique zur Seite und rollen Kleiderständer hinaus.
    „Meine Wäsche hat draußen gehangen. Alles versaut. Das muss die Versicherung doch auch zahlen, oder?“
    Eine junge Frau liest aufmerksam Wolters Angebotstafel.
    „Auf jeden Fall. Dad is ja ’n Schaden, der von dem Brand gekommen is. Also“, er geht mit großen Schritten auf seinen Laden zu. „Gute Geschäfte.“
    Sie hört, wie er die Kundin anspricht. „Morgen, gnädige Frau …“
    Uschi schiebt die Ladentür auf. Im hinteren Zimmer hört sie Christa, ihre Angestellte hantieren.
    „Morgen Christa, ich bin es“, ruft sie zeitgleich mit der Glocke, die Kundschaft ankündigen soll. Christa kommt mit einem Teppichmesser bewaffnet in den Verkaufsraum.
    „Tach Uschi. Die ersten Lieferungen mit Winterware sind da. Die können wir doch bei den Temperaturen noch nicht in den Laden hängen, oder?“
    „Nein“, Uschi lässt sich stöhnend auf dem Stuhl hinter dem Verkaufstresen nieder. „Wir kontrollieren die Ware und stapeln sie erst mal im Lager.“
    Christa sieht sie mitleidig an.
    „Schmerzen?“ Uschi schließt für einen Augenblick die Augen. „Ja, Schmerzen und müde. Ohne Schlaftablette kann ich nicht schlafen und mit, bin ich morgens wie gerädert.“
    Vor sechs Jahren war sie angefahren worden. Nachts! Sie war aus gewesen und mit dem Fahrrad auf dem Heimweg. Ein Auto hatte sie überholt und war so dicht an ihr vorbeigerast, dass sie gut zwei Meter weit in eine Hecke geschleudert worden war. Die linke Hüfte war gebrochen gewesen. Die Hüfte und der Oberschenkel. Seitdem hatte sie kaum einen Tag ohne Schmerzen erlebt.
    Bis zu jenem Tag hatte sie ihr Leben genossen. Die Uschi kann feiern, hatten die Leute gesagt und sie hatte nichts ausgelassen. Sie war hübsch gewesen, hatte eine gute Figur gehabt und so manchen Mann mit nach Hause genommen. Ihr Ruf war sicher nicht der beste gewesen, aber das Leben hatte Spaß gemacht.
    Christa bringt ihr von hinten eine Tasse Kaffee und Uschi erzählt von dem Feuer.
    „Ich hoffe nur, dass der Frank da nichts falsch gemacht hat, verstehst du? Nicht, dass der da ’ne Kerze angemacht hat, oder den Herd eingeschaltet, oder so was.“
    Sie presst die Lippen fest aufeinander. „Du weißt ja, wie er so ist.“
    Christa lächelt sie an. „Ach, Uschi. Frank ist ein Herzensguter und absolut gewissenhaft. Er ist nicht der Schnellste, aber das, was er macht, macht er ordentlich. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass dem so was passieren könnte.“
    Uschi atmet tief ein.
    „Vielleicht hast du Recht. Ich bin es nur so leid, verstehst du. Nächstes Frühjahr wird der Dreißig, und ich hatte gehofft, dass er jetzt, wo er all diese Computerfortbildungen gemacht hat, endlich eine Arbeit findet. Er hat eine abgeschlossene Ausbildung als Lagerist und er hat gesagt, wenn er die Kurse mache, würde er sofort eine Arbeit finden, weil er dann auf dem neusten Stand wäre. Aber ich glaube, der bewirbt sich gar nicht. Dem gefällt das so. Und jetzt hat er nicht mal mehr den Vierhundert-Euro-Job bei Horstmann.“
    Sie steht auf und bringt ihre Tasse in die kleine Teeküche, die sie sich in der linken Ecke des Lagers eingerichtet hat.
    „Ich hab schon drüber nachgedacht, ihn einfach rauszuschmeißen. Vielleicht mach ich es ihm ja auch viel zu einfach? Vielleicht kriegt der was zu Stande, wenn ich ihn vor die Türe setze?“
    Christa öffnet weiter Kartons, begutachtet die Ware und vergleicht den Inhalt mit den Lieferscheinen.
    Uschi geht nach vorne in den Laden und sieht die Tages-post durch. Die Stadt belebt sich jetzt.
    Christa ruft von hinten: „Weißt du, welche Kurse Frank gemacht hat?“
    Uschi lacht. „Nein, von Computern habe ich keine Ahnung!“ Die Sonne scheint direkt auf das Schaufenster. Uschi humpelt hinaus und kurbelt die Markise hinunter.
    Die Ausstellungsstücke im Fenster muss sie dringend auswechseln. Das schwarze Top ist schon ganz

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