Morgen ist der Tag nach gestern
ausgeblichen.
Christa steht im Durchgang zum Lager. „Frank soll dir mal die Zeugnisse von den Kursen kopieren. Mein Mann versteht was davon, der hat als Einkäufer ne Menge Kontakte zu großen Firmen.“
Sie grinst breit. „Vitamin B kann ja nicht schaden!“
10
Van Oss erwartet sie schon. Er sitzt an Böhms Schreibtisch, telefoniert und kritzelt eine Adresse auf seinen Block.
„Bingo! Die Adresse von Horstmanns Zahnarzt. Eine Praxis in Goch.“
Böhm stellt sich hinter ihn. Steeg setzt sich vor den Schreibtisch und greift nach der Wasserflasche, die er mittags hat stehen lassen.
„Woher weißt du, dass das sein Zahnarzt ist?“
Joop dreht sich mit dem Stuhl schwungvoll um.
„Ich habe seine Krankenversicherung angerufen.“
Er greift wieder zum Telefon. „Bongartz will diesen Zahnarzt sofort sprechen. Menheer Horstmann ist wohl nicht irgendeiner. Jedenfalls hat es schon Anrufe von ganz oben gegeben. Seine Identität soll so schnell wie möglich geklärt werden.“
Joop gibt die Adresse und Telefonnummer an Bongartz durch. Dann steht er auf und überlässt Böhm seinen Platz.
„Wie hast du seine Krankenversicherung so schnell herausgefunden?“ Böhm ist sichtlich irritiert.
Joop zuckt selbstbewusst mit den Schultern und strahlt. „Ich bin eben ein fähiger Mitarbeiter!“
Steeg stöhnt auf. Van Oss knüllt ein Blatt Papier zusammen und wirft es ihm an den Kopf.
„Es war nicht so schwierig. Horstmann war Direktor der Elpke-Versicherungen. Da dachte ich mir, wahrscheinlich hat er sich selber auch versichert. Die wollten erst keine Informationen rausrücken, aber ein Mitarbeiter wusste schon von dem Feuer. Die Bedingung war, dass er mich über die Polizeizentrale zurückrufen konnte. Er meinte, kann ja jeder sagen, er sei von der Polizei. Und da hat er ja auch Recht!“
Böhm legt im PC einen neuen Ordner mit dem Titel „Hausbrand Horstmann, Ness, Teichstraße 4“ an.
Wieder klingelt das Telefon. Wieder ist es Bongartz.
„Peter, kann einer von euch rüber nach Goch fahren und die Röntgenbilder und Gebissabdrücke abholen? Die Grünen haben mit einem Schwertransport auf der Emmericher Brücke alle Hände voll zu tun.“
Böhm sagt es ihm zu. Steeg springt auf. „Ich mach das! Das schaffe ich noch vor dem Training.“
Joop lehnt an der Wand, neben der Gebietskarte. Er schüttelt den Kopf. „Achim …“
„Wartet! Hört zu. Ich hole die Unterlagen, bringe sie Bongartz, fahre zum Fußballplatz, die Jungs trainieren, und bin spätestens um acht wieder hier! Okay?“
Für einen Augenblick ist es still im Zimmer.
„Ich meine, wir können doch ohne Ergebnisse von Lembach sowieso nichts machen und die Nachbarschaft klappern schon zwei Grüne ab. Und solange wir nicht sicher wissen, wer der Tote …“
Böhm und van Oss grinsen ihn an.
Steeg sieht verunsichert von einem zum anderen. Dann greift er sich die Autoschlüssel und knurrt: „Sehr witzig. Ehrlich!“ Im gleichen Augenblick ist er zur Tür hinaus.
Böhm ruft ihn zurück. „Achim, lass uns deine Notizen da. Dann können wir hier schon weitermachen.“ Steeg wirft sein Notizbuch auf den Schreibtisch. Auf dem Weg zum Flur ruft er: „Wenn ihr was nicht lesen könnt, ruft mich an.“
Joop setzt sich auf den Stuhl, den Steeg soeben geräumt hat. Er beugt sich vor, legt die Ellenbogen auf die Knie und lässt die Hände baumeln.
„Unabhängig davon, ob Horstmann der Tote ist, er ist auf jeden Fall Eigentümer des Hauses und ich habe schon mal ein bisschen recherchiert.“
Er nimmt seinen Block vom Schreibtisch und beginnt zu blättern.
„Horstmann, Gustav. Geboren 1930 in Kassel. Abitur 1950. Studium der Wirtschaftswissenschaften. Dann klaffen Lücken. Hat vier Jahre bei einer Bank gearbeitet und hatte von 73 bis 76 einen Beraterjob für das Wirtschaftsministerium. Seit 1977 arbeitete er bei den Elpke-Versicherungen. Seit 1984 gehörte er dort zur Direktion. 1993 ging er in den Ruhestand. Er war außerdem von 1979 bis 1995 Ratsmitglied der Stadt Kleve. Ist immer noch CDU-Mitglied und gehört immer noch zum Beirat der Maria-Söder-Stiftung.“
Böhm trägt die Daten in den PC ein. Das erklärte die Aufregung in den oberen Etagen. Er lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und richtet den Blick in die Ferne. Die blickdichten Vorhänge vor den Fenstern benutzt er wie eine Leinwand, auf die er die Bilder des Tatortes reproduziert.
„Auf mich hat es wie Raserei gewirkt, aber dieser Eindruck kann auch durch das Feuer
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