Morgen ist der Tag nach gestern
entstanden sein. Jedenfalls, wenn jemand da war, Horstmann erschossen und anschließend das Haus abgefackelt hat, dann war das bis ins Kleinste geplant.“
Er setzt sich wieder auf und sieht van Oss an. „Lass uns tauschen!“
Sie wechseln die Plätze. Der, der spricht, soll sich nur auf das konzentrieren, was er zu sagen hat. Der andere übernimmt dann das Eintippen in den Computer.
„Horstmann war nach Aussage des Nachbarn“, er nimmt Steegs Notizbuch vom Tisch, „eines Herrn Zech, nur noch sehr selten in Ness. Er lebte in Düsseldorf, da hatte er auch seinen ersten Wohnsitz. Horstmann ist gestern Abend gegen 21.00 Uhr angekommen. Zech hat ausgesagt, dass das ungewöhnlich spät für seine Verhältnisse war.“
Peter Böhm liest schweigend weiter.
„Vielleicht ging es nicht um Horstmann. Vielleicht war Horstmanns Anwesenheit nicht geplant. Vielleicht ging es um die Zerstörung des Hauses?“
Joop räuspert sich.
„Peter, du sprichst so, als wärst du sicher, dass der Tote Horstmann ist.“
„Ja! Ich gehe zu neunundneunzig Prozent davon aus. Schließlich stand sein Auto in der Garage.“
Van Oss wirft ihm einen finsteren Blick zu. „Oh, nett, dass man mir das auch mal sagt.“
Böhm springt auf.
„Sorry, Joop! Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass du bei der Tatortbegehung nicht dabei bist.“ Er klopft ihm auf die Schultern. „Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee.“
Während er sich an der Kaffeemaschine zu schaffen macht, erzählt er weiter.
„Die Feuerwehr sagt, dass mindestens fünfzig Liter Benzin in der ersten Etage verteilt wurden. Und das ist der zweite Punkt, warum ich glaube, dass es geplant war. Kein Mensch fährt solche Mengen Benzin spazieren.“
Joop unterbricht sein Fingerspiel auf der Tastatur.
„Doch Peter, im Tank!“
„Ja, aber wenn es nicht geplant war, wie hat er das dann gemacht. Hat er mühsam mit einem Schlauch das Benzin angesaugt und in einen fünf oder zehn Liter Reservekanister gefüllt? Dann muss er mindestens fünf bis zehn Mal ins Haus gelaufen sein, um es auszuschütten.“
Kaffeeduft macht sich breit. Joop greift hinter sich und zieht an seinem schwarzen, ärmellosen T-Shirt, das schweißnass am Rücken klebt.
„Habt ihr geklärt, ob das Benzin vielleicht in der Garage stand?“
Böhm gießt Kaffee ein. „Lembach prüft das, aber er geht davon aus, dass die Garage nach dem Einparken des Autos nicht mehr betreten wurde. Das Tor und auch die feuerfeste Seitentür waren abgeschlossen. Warum sollte jemand, der daran interessiert ist alles niederzubrennen, die Garage sorgfältig sichern?“
Böhm schiebt die Brille auf die Stirn und wischt sich über die Augen. „Wenn Bongartz die Identität bestätigt, sollten wir als erstes klären, warum Horstmann gestern hier war und wer davon gewusst hat.“
Sie trinken schweigend ihren Kaffee.
Joop schaut in die braune Brühe. „Könnte es nicht ein ganz normaler Einbruch gewesen sein? Sie haben nicht damit gerechnet, dass Horstmann auftaucht und dann, als er plötzlich in der Tür stand …“
Böhm sieht auf seine Armbanduhr. Kurz vor sieben.
„Auch das ist möglich. Aber da hat Achim schon Recht. Solange wir nichts von der Spurensicherung haben, können wir jedes beliebige Szenario erfinden. Alles ist denkbar.“
Er greift zum Telefon. Seine Frau soll nicht auf ihn warten. Sie meldet sich schon nach dem zweiten Klingeln. „Brigitte, wir haben einen Toten. Es wird spät.“
Sie schluckt. „Peter, ich habe schon davon gehört. Ist es wirklich Horstmann?“
Böhm ist einigermaßen verdutzt. „Es ist noch nicht sicher. Aber, wieso fragst du das? Kennst du ihn?“
„Ja natürlich kenne ich ihn! Er gehört dem Beirat der Maria-Söder-Stiftung an. Er war ein netter Mensch mit viel Engagement. Er hatte eine leise, ganz unkomplizierte Art zu helfen.“
11
Er sitzt im Schaukelstuhl auf dem mit Efeu bewachsenen, schattigen Balkon. Die Füße in einer Plastikwanne mit kaltem Wasser, das Fernglas auf dem Stativ.
Die haben da einen Sarg herausgetragen. Die haben einen Toten gefunden. Die haben Horstmann gefunden.
Er beugt sich zur Seite, zieht den Reißverschluss der Kühltasche auf und holt sich eine zweite Dose Bier heraus. Dann verschließt er die Tasche, hebelt den Metallverschluss der Dose vor und zurück bis er sich löst und schiebt ihn in die schon geleerte Bierdose auf dem Beistelltisch. Er trinkt mit weit zurückgelehntem Kopf. Mutter kann es nicht leiden, wenn er tagsüber Bier
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