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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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zu kaschieren und zu kompensieren, wird in Zukunft ein Gefühl für Individualität stärker darüber vermittelt,
     wie man arbeitet, Geld verdient und sich seinen Tag einteilt.« Der gewerkschaftlich normierte Normalarbeitstag werde dazu
     ebenso fallen müssen, wie es der Ladenschluss gerade tue, aber das sei es allemal wert: »Wenn die Prinzipien des Konsums –
     Selbstbestimmung und freie Auswahl – sich auch in der Arbeitswelt vollends durchgesetzt haben werden, wird man von einer Individualisierung
     sprechen können, die den Namen verdient hat.«
    Zwar werden nur wenige Arbeitnehmer ihr Leben als Digitale Bohème in Berlin-Mitte fristen oder das auch nur erstrebenswert
     finden. Es gibt jedoch einen Mittelweg zwischen diesen modischen Kreativen, die oft ohne nachhaltige berufliche Erfolgsperspektive
     von Projekt zu Projekt mäandern, und der verbreiteten angestellten Bürotristesse. Viele Werte dieser Laptop-Avantgarde – Selbstbestimmtheit
     statt Schreibtischzwang, Kreativität statt Monotonie, ein abwechslungsreiches, mobiles Leben statt des immer selben |114| 9-to-5-Tages – werden zunehmend für den berufstätigen Mainstream realisierbar und erstrebenswert. Die einzigen, die das noch
     nicht bemerkt haben, sind die Personalchefs und Abteilungsleiter jener Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nach wie vor an den
     Schreibtisch ketten.

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Arbeit und Freizeit werden eins
    Genausowenig wie wir uns alle als moderne Kaffeehaus-Flaneure neu erfinden, wird die Mehrzahl der Menschen die Easy Economy
     so konsequent zu ihren Gunsten nutzen, dass sie künftig durch die Welt jettet und nur noch am Strand arbeitet – wobei Sie
     Ihrem Boss eine Woche mit dem Laptop auf Mallorca wirklich von Zeit zu Zeit abringen sollten. Aber auch wer statt Globetrotting
     lieber bodenständig mehr Zeit zu Hause mit seiner Familie verbringt, wird natürlich als Freiangestellter eine bessere Work-Life-Balance
     erreichen. Das erscheint zunächst einmal kontraintuitiv, denn in der Easy Economy vermischen sich Arbeit und Freizeit doch
     unauflösbar. Wer den Vormittag ungestört im Park verbringen möchte, muss damit leben, dass der Chef auch mal abends anruft.
     Wer unter der Woche gern einen Tag im Museum verbringt, wird vielleicht am Wochenende seine E-Mail beantworten. Wer eine Woche
     lang von der Finca aus arbeiten will, checkt besser regelmäßig seine Mobilbox. Grundsätzlich gilt: Ich komm’ morgen später
     rein – aber mein Handy ist an. Gleichzeitig birgt die Easy Economy mit ihren flexiblen und mobilen Arbeitsformen vor allem
     Chancen für die Work-Life-Balance. Die amerikanische Beraterin Cynthia Froggatt befragte 200 »virtuelle Arbeiter« und fand
     heraus, das diejenigen mit ihrer flexiblen Arbeitssituation am glücklichsten waren, die die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit
     stark aufweichen.
    Und auch die Europäische Union befindet in einer Studie von 2007, dass es eigentlich nur einen Weg zu einem besseren Gleichgewicht
     zwischen Arbeit und Leben gibt: Mehr Freiheit und Flexibilität. Das wird auch langsam Zeit, denn der Status Quo ist unschön.
     In |115| allen Mitgliedsstaaten machen es die langen Arbeitszeiten schwierig, Job und Familie unter einen Hut zu bringen – dies gilt
     vor allem für weibliche Arbeitnehmer. Während Männer im Schnitt längere Wochenarbeitszeiten haben, sind es nach wie vor die
     Frauen, die einen größeren Teil der häuslichen Pflichten übernehmen und dadurch insgesamt noch länger arbeiten. Wer das Prinzip
     der Easy Economy nutzt, durch flexibleres Arbeiten effizienter und schneller zu sein und in der Konsequenz weniger Wochenstunden
     zu knüppeln, dürfte – wenig verwunderlich – ein glücklicherer und gesünderer Mensch werden, wie die EU-Studie belegt. Über
     44 Prozent derjenigen, die mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, sind mit ihrer Work-Life-Balance unzufrieden – das genaue
     Gegenteil findet sich bei jenen, die weniger als 30 Stunden pro Woche arbeiten: Hier beträgt die Zufriedenheit satte 85 Prozent.
     Zudem haben Menschen, die unter 35 Stunden pro Woche arbeiten, die geringsten physischen und psychischen Gesundheitsprobleme.
    Folglich empfiehlt die EU gestressten Arbeitnehmern im Grunde die Easy Economy: mehr Teilzeitarbeit, Arbeitszeitkonten, allgemein
     flexiblere Arbeitszeiten und eine verringerte Wochenarbeitszeit. Sie ermahnt die Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten, Steuergesetze,
     Sozialversicherung und Rentensysteme an

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