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Morgen letzter Tag!

Morgen letzter Tag!

Titel: Morgen letzter Tag! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Süß
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zu verschaffen, damit sie ihre Männer nicht beim Geldverdienen mit ihren Neurosen behelligen.
    Auch dieses private Ablasssystem, das (angeblich) die Asymmetrie zwischen den Marktversagern und den Gläubigern mildern soll, ist dem religiösen Verständnis » der guten Tat« nachgebildet. Gott (der Markt) begünstigt in seiner Gnade die Gläubigen. Die aber schwach im Glauben sind, werden verflucht. Sie sind nur dazu da, das gute Karma der Gläubigen zu mehren, als Objekte für deren Mildtätigkeit. Die Tatsache, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich immer mehr vergrößert, ist aber kein Hinweis auf ein Versagen der Märkte schlechthin, ebenso wenig wie das Böse ein Versagen Gottes ist. Und man könnte in einer Abwandlung eines berühmten Nietzsche-Satzes sagen: Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Finanzmärkte glauben… Also dann– Hirn ab zum Gebet:
    Unser Markt, der du bist im Wachstum
    Geheiligt werde die Rendite.
    Dein Reichtum komme.
    Wie in Luxemburg, so auch auf den Cayman Islands.
    Meine Bonuszahlung geschehe,
    im Aufschwung also auch in der Krise.
    Unser tägliches Plus gib uns heute
    und führe uns in Versuchung für Erlöse an den Börsen.
    Und nie wollen wir vergeben die Schuld der Schuldner.
    Denn dein ist der Reichtum und die Kaufkraft und die Begehrlichkeit. In Ewigkeit.
    Euro.

Keine Rettung, nirgends
    » Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch«, heißt es bei Hölderlin, und wer bin ich, da zu widersprechen, immerhin war der Mann komplett geistesgestört. Wenn allerdings das, was die Gefahr auslöst, auch gleichzeitig hinzugezogen werden muss, um für die Rettung zu sorgen, dann habe ich schon meine Zweifel. Dann wächst nämlich nur die Gefahr, das Rettende aber bleibt aus.
    Ich verrate Ihnen jetzt schon mal gleich am Anfang die Pointe der folgenden Überlegungen: Es wird zu keiner vernünftigen weltweiten Klimapolitik, Wasserpolitik, Ressourcchenschonung oder Finanzregulierung kommen, weil sich das nicht rechnet. Der Imperativ der wirtschaftlichen Vernunft befiehlt ja, wie wir gerade gesehen haben: Jeder für sich allein! Wer etwas für die anderen tut, hat sich selbst übervorteilt.
    So weit, so schlecht. Aber sehen wir uns jetzt zunächst mal einen kleinen unvollständigen Katalog der wachsenden Gefahren an und versuchen, einen groben Zusammenhang der Vorgänge klarzukriegen.
    Zunächst einmal haben wir ja festgestellt, dass die Wirtschaft wächst, wachsen muss, damit die ständig wachsende Schuldenlast bedient werden kann. Das ist aber bislang kaum zum Problem gemacht worden, immerhin ist es doch nett, wenn was wächst. Wachstum bedeutet Arbeitsplätze, Bautätigkeit, Wohlstand, Kultur, Sicherheit. Und angeblich sogar in letzter Konsequenz Demokratie, obgleich wir im Moment von China lernen können, dass man auch enormes Wirtschaftswachstum generieren kann, ohne dabei von humanistischen Idealen durchgebeutelt zu werden. Aber das soll uns für den Augenblick gar nicht interessieren, ebenso wenig wie die Frage, ob mehr Wachstum wirklich immer noch mehr Arbeitsplätze generiert, oder ob die dann nicht mehr und mehr durch Roboter ohne Gewerkschaftsprogrammierung ersetzt werden und so weiter. Betrachten wir einfach nur mal die Tatsache, dass Wachstum mehr bedeutet.
    Mehr Wachstum bedeutet mehr Energieverbrauch. (Während diese Zeilen geschrieben werden, wird in den Medien gerade berichtet, dass China Amerika als energiehungrigste Nation abgelöst hat. Ob das eine Freudennachricht ist oder ob wir jetzt in Trauer ausbrechen sollen, und wenn ja, warum genau, bleibt in den Kommentaren ungeklärt.) Das wiederum bedeutet mehr Emission von klimaschädlichen Gasen. Mehr Müll. Das setzt eine ganze Reihe von Prozessen in Gang, die unser Leben in naher Zukunft sehr verändern werden und es auch jetzt schon tun. Da diese Prozesse auch noch alle miteinander verwoben sind, nehmen wir einmal eine Kausalkette heraus, die wir stark vereinfachen, um überhaupt etwas sehen zu können:

    Abb. 6: Dieses Schiff befand sich dereinst im Aralsee. Jetzt befindet es sich dauerhaft an Land– dort, wo einst der Aralsee war. Aber wir haben eine gute Arbeitslosenstatistik. Man muss das Positive sehen.
    Laut einer Studie der Vereinten Nationen will man festgestellt haben, dass in jedem Kubikkilometer Wasser der Weltmeere 18 000 Plastikteilchen vor sich hin treiben. Sicher, immer schon hatte man seinen Abfall in die große Toilette Weltmeer gekippt. Doch Plastik entzieht sich trotzig dem

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