Morgen letzter Tag!
höher– das ist etwas, was wir werden abwägen müssen. Aber je schneller wir merken, dass Wasser knapp wird, umso besser ist es eigentlich.[ Jetzt lächelt er freundlich. Alles wird gut. Was ist mit dem Mann los? Glaubt er den Unsinn, den er da erzählt, wirklich selber? Oder will er einfach nicht zugeben, dass alles, was er tagein, tagaus seinen Studenten erzählt, zynischer Schwachsinn ist? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, was dann Frauenknecht gesagt hat. ]
EF : Kann man also summa summarum sagen, dass der Nutzen überwiegt in dieser Spekulationsmöglichkeit auf Grundnahrungsmittel und Rohstoffe?
TH : Also ich würde sagen, der Nutzen überwiegt, weil das Aufmerksammachen auf Engpässe ist gegeben und Spekulanten werden das Gut ja niemals physisch verbrauchen, das heißt, irgendwann kommt es immer auf die Märkte und macht nur dann Sinn, wenn es nachgefragt wird– sodass ich das eher als einen ruhigen Effekt sehen würde. [ Wir lernen: Die höhere Gerechtigkeit der Märkte wird nicht infrage gestellt. Gott ist gut, nur der Mensch ist vielleicht böse. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne. ]
EF : Thomas Heidorn von der Frankfurt Business School. Vielen Dank für Ihren Besuch.[ Weiter moderierend ]…ein Thema, über das sich trefflich streiten lässt…
So, nun könnte man also zusammenfassen:
Der Markt ist Gott. Gott aber ist gut. Passiert doch mal etwas Böses, so ist nicht Gott (der Markt) schuld, dessen höhere Gerechtigkeit vielleicht nur für den einzelnen Menschen nicht immer sichtbar ist; schuldig ist der Mensch, solange er ein Schuldner ist. Sein Wille zum Erfolg war zu schwach. Er hat nicht genug an sich und an das segensreiche Wirken des Marktes geglaubt. Ihm durch soziale Projekte zu helfen wäre kontraproduktiv, weil man ihm dadurch die Motivation nimmt, aus eigener Kraft zum Gläubiger zu werden. Frei wird der Mensch, wenn er vom Schuldner zum Gläubiger wird.
Das erscheint Ihnen übertrieben? Ach, ich weiß nicht. Was waren denn die Rechtfertigungen für » das Versagen der Märkte« in der Finanzkrise? Da war vor allem von der » Gier« einzelner Akteure die Rede. Nicht, dass da überhaupt nichts dran wäre, aber dennoch waren die Märkte generell wieder freigesprochen, als Schuldige aber wurden Einzelne identifiziert, die sich einer moralischen Verfehlung schuldig gemacht hätten. Sie wären zu gierig gewesen. Dabei propagiert das System doch ansonsten immer, dass Gier an sich völlig in Ordnung sei. Gier ist eben menschlich, und dem Markt ist nichts Menschliches fremd. Das war doch immer eines der Hauptargumente für den Kapitalismus gewesen; er würde den natürlichen Egoismus des Menschen einerseits befördern, aber auch zähmen– weil der individuelle Erfolg des einzelnen gierigen Egoisten, der einfach seiner Raubtiernatur folgt, im freien Spiel der Kräfte am Ende zum Guten würde, also zum Erfolg für die gesamte Gemeinschaft, deren Wohlstand mit dem Wohlstand jedes einzelnen Akteurs zunimmt. Jetzt aber kann man doch zu gierig sein. Das aber ist kein systemimmanentes Problem, sondern eines von individuellen Verfehlungen. Das Gesamtsystem wird nicht in Zweifel gezogen. Also wiederum: Gott (der Markt) ist gut, aber der Mensch ist schlecht.
Das Wirken des Staates als verantwortlicher Akteur für die Allgemeinheit wird abgelehnt. Der Staat entmündigt die Marktteilnehmer, verhätschelt sie und nimmt ihnen so die Möglichkeit, durch den Glauben an den eigenen Erfolg zum Gläubiger zu werden. Der Staat macht den Menschen also unfrei. Frei macht nur der Markt. Die Aufgabe der gewählten Vertreter des Staates ist allein, Hindernisse, die den Markt in seiner Freiheit beschränken, aus dem Weg zu räumen; also im Endeffekt sich selbst. Der Staat soll sich privatisieren und damit letztlich verschwinden.
Auch die sozialen Aufgaben des Staates übernimmt besser der Markt. Denn sicher ist es klar, dass es immer auch die hoffnungslosen Marktversager geben wird, die einen mit ihrer Armut belästigen. Obwohl es nun freilich an sich keine moralische Verpflichtung gibt, denen zu helfen, immerhin haben sie ja ihre Lage durch mangelnden Glauben selbst verschuldet, ist es im Rahmen einer humanistischen Haltung wünschenswert, ihnen dennoch (ein wenig) zu helfen. Auf diese Hilfe aber haben sie definitiv keinen Anspruch! Deswegen ist es ausreichend, das im Rahmen von privaten Charity-Initiativen zu tun, die gleichzeitig noch den Sinn haben, schwerreichen Society-Ladies eine Beschäftigungstherapie
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