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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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Sitzordnung zu geben. Ich schaute auf den leitenden Kriminalbeamten, der mich feindselig anstarrte.
     
    Das Gespräch, das nun folgte, bestritten der Oberstaatsanwalt und Dr. von Hamm. Die beiden Kommissare und ich waren die Einzigen, die keine Notizen machten, alle anderen tippten oder kritzelten.
    Ich hatte längst abgeschaltet, als sich der Anklagevertreter an mich wandte. »Haben Sie dazu etwas zu sagen?«
    »Nein«, schnitt ihm Dr. von Hamm das Wort ab. »Mein Mandant wird zu diesem Zeitpunkt keine Aussage machen. Was wir aktuell beizutragen haben, liegt in schriftlicher Fassung in Ihrer Akte. Mehr gibt es nicht. Wir gehen vor wie besprochen.«
    Damit stand er, den Stuhl mit den Schenkeln zurückschiebend, auf. »Sie kümmern sich, Petermann?«, wies er seinen Mitarbeiter an und verließ, einen Gruß in die Runde bellend, den Raum.
    Auch der Oberstaatsanwalt hatte sich erhoben und schaute, hinter der Protokollantin stehend, über deren Schulter auf den Bildschirm. Er schüttelte den Kopf. »Wilde Geschichte«, murmelte er und blickte mich forschend an.
    Ich hielt seinem Blick stand.
     
    Die beiden Kommissare und Petermann hatten mich zur »erkennungsdienstlichen Behandlung« gebracht. Dort wurden meine Finger- und Handabdrücke genommen und Fotos angefertigt. Ich hatte erwartet, meine Fingerkuppen in ein Stempelkissen drücken zu müssen, doch Petermann klärte mich flüsternd auf, dass seit einigen Jahren biometrische Systeme verwendet würden, die die Identifizierung und einen eventuellen Abgleich mit in der Datenbank befindlichen Abdrücken in wenigen Sekunden ermöglichten.
    Nachdem man meine Kleidung und meine Tasche durchsucht und alle Gegenstände dokumentiert hatte, wurde ich für die Fahrt ins Untersuchungsgefängnis angemeldet.
    »Was passiert nun?«, fragte ich Petermann.
    »Die Kripo wird losmarschieren und ganz großes Kino in Kleinspornach veranstalten. Außerdem wird der Fall Jessica wieder aufgenommen. Man wird Thea Steininger, wenn sie vor Ort ist, festnehmen oder nach ihr fahnden. Und natürlich wird man nach Ihrer Mutter suchen. Die Kriminaltechniker nehmen sich Ihr Haus vor und sichern eventuelle Spuren.«
    »Und ich?«
    »Man hat Sie vorläufig festgenommen, der Richter hat aber den Haftbefehl wegen des Tötungsdelikts zum Schaden Ihrer Mutter soeben erlassen, wie ich gehört habe.« Petermann lächelte verlegen. »So sprechen verbeamtete Juristen nun mal, tut mir leid.« Konzentriert fuhr fort. »Man bringt Sie in Kürze nach Stadelheim, das sind nur einige Kilometer von hier. Sie kennen doch das alte Sechziger Stadion? Nicht weit von dort befindet sich das Gefängnis. Wir warten ab, was vor Ort an Erkenntnissen gewonnen wird, dann reagieren wir entsprechend. Das bedeutet, wir beantragen umgehend einen Haftprüfungstermin, wenn nur ein einziges Indiz dahingehend zu interpretieren ist, dass es kein Mord, also Vorsatz war, sondern nur Totschlag oder möglicherweise lediglich Körperverletzung mit Todesfolge.«
    Nur Totschlag. Ein Mensch war tot, erstochen mit einem Messer, und Juristen reden von ‚nur‘ Totschlag. Auch wenn ich selbst der Täter war und auf die Fähigkeiten meiner Verteidiger hoffte, mir eine lange Strafe zu ersparen, fragte ich mich, wie zynisch man sein musste, um das Geschehen so auszulegen.
    Ein korpulenter Beamter erschien im Türrahmen. »Taxi ist da«, dröhnte er.
    Petermann nickte ihm zu. »Das ging aber schnell. Wir sind gleich so weit.« Er schaute mir in die Augen. »Morgen früh wissen wir mehr. Ich bin gegen 10 Uhr bei Ihnen. Bis dahin entspannen Sie sich. Es läuft alles, wie es laufen soll. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Und wenn Sie nicht schlafen können, fordern Sie eine Schlaftablette. Okay?«
    »Okay.«
     

36. Kapitel
     
    Ich hatte Handschellen erwartet und einen dieser vergitterten grünen Transporter mit Einzelzellen, die ich aus Krimis kannte.
    Wir fuhren in einem klapprigen VW-Bus. Gefesselt wurde ich nicht. Immerhin saß ich hinten, und es gab eine Kindersicherung. Der Fahrer, keinen Tag älter als ich, ließ sich Zeit und unterhielt mich mit Geschichten von Demonstrationen und Fußballspielen, bei denen er Dienst gehabt hatte. Ich schaute aus dem Fenster auf den träge fließenden Nachmittagsverkehr und träumte mich fort. Wir überquerten die Isar, bogen vom Mittleren Ring ab und ließen das alte Stadion, in dem einst die Sechziger spielten, rechts liegen.
    Dann waren wir da. Eine Mauer, ein Stahltor, eine Schleuse, ein Innenhof. Ich

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