Morgenlied - Roman
mich nicht hinters Licht führen. Du hast was für sie übrig. Und warum auch nicht?«
»Das ist nur Sex«, beharrte Gage. »Und, klar, natürlich sind wir unter den Umständen voneinander abhängig. Schließlich stecken wir alle da drin, da kümmert man sich schon umeinander. Mehr tue ich nicht.«
»Oh, oh.«
Gage warf Cal, der ihn breit angrinste, einen finsteren Blick zu. »Bei dir ist das was anderes.«
»Sex ist was anderes für mich?«
»Zum Beispiel.« Frustriert steckte Gage die Hände in die Taschen. »Und in anderer Hinsicht auch. Du bist einfach stinknormal. Du bist der Junge aus dem Bowling-Center. Ein Haus auf dem Land, die Familie um dich herum, ein blöder Hund - das sollte jetzt keine Beleidigung sein«, fügte er mit einem Blick auf Lump, der schnarchend auf dem Boden lag, hinzu.
»Das habe ich auch nicht so aufgefasst.«
»Du bist ein Hawkins aus Hollow, es wird nie anders sein. Und du hast eine sexy Blondine zur Frau, die sich nichts Schöneres vorstellen kann, als in deinem Haus auf dem Land mit dir zusammen eine Familie zu gründen.«
»Da hast du recht.«
»Fox ist genauso hier verwurzelt wie du. Aus dem Hippie-Kind ist ein angesehener Anwalt geworden, der sich eine hübsche Brünette geangelt hat. Sie wird ein erfolgreiches Geschäft hier aufziehen, auch sie werden in einem schönen Haus mit vielen Kindern leben. Ihr vier werdet wahrscheinlich allesamt irre glücklich.«
»Das haben wir vor.«
»Das heißt, falls wir am Leben bleiben, und wir wissen beide, dass einige von uns das vielleicht nicht schaffen.«
»Ja.« Cal nickte. »Nun, das Leben ist ein Spiel.«
»Für mich ist das Spielen Leben. Und wenn ein Spiel hinter mir liegt, ziehe ich zum nächsten. Für mich gibt es kein Haus auf dem Land, keine geregelte Arbeitszeit, kein >was gibt es zum Essen, Liebling<.«
»Glaubst du denn, dass Cybil darauf aus ist?«
»Ich weiß nicht, was sie will. Und es geht mich auch nichts an.« Nervös fuhr er sich mit den Fingern durch die dunklen Haare. »Wir haben Sex«, fuhr er fort. »Wir haben das gemeinsame Ziel, diesen Bastard zu töten und am Leben zu bleiben. Mehr nicht.«
»Gut.« Cal hob die Hände. »Warum regst du dich dann so auf?«
»Ich... oh, verdammt noch mal, ich weiß es nicht«, gab Gage zu. »Vielleicht will ich einfach nicht verantwortlich sein, und wenn wir uns verbinden, bin ich es automatisch. Du weißt doch, wie es sich anfühlt.«
»Ja.«
»Was passiert ist... Wie soll ich bloß aus meinem Kopf bekommen, was er ihr angetan hat, Cal? Das kann ich doch nicht einfach verdrängen!«
»Das sollst du auch nicht. Aber deswegen können wir doch nicht aufhören.«
»Vielleicht geht sie mir ja doch unter die Haut.« Gage stieß die Luft aus. »Okay, ja, es ist so, aber das ist eigentlich auch keine Überraschung. Es ist alles so verdammt intensiv.«
»Dass sie dir was bedeutet, hat doch nicht zwangsläufig etwas mit einem Haus auf dem Land und einem großen, blöden Hund zu tun, Kumpel.«
»Nein.« Gage entspannte sich. »Nein, natürlich nicht. Aber wenn wir unsere Fähigkeiten kombinieren, dann möchte ich gerne, dass Fox und du dabei seid.«
»Wir werden da sein.«
Es gefiel ihm zwar immer noch nicht, aber Gage war realistisch genug, um zu wissen, dass auch Dinge getan werden mussten, die ihm nicht gefielen. Zumindest hatte er Ort und Zeitpunkt selbst bestimmt. Das Experiment sollte in Cals Haus und so spät am Tag stattfinden, dass seine Brüder dabei sein konnten.
Wenn irgendetwas schiefging, dann hatte er wenigstens Unterstützung.
»Ich würde lieber nach draußen gehen«, sagte Cybil, »trotz des Vorfalls mit dem wahnsinnigen Roscoe. Wenn es noch einmal nötig wird, sind wir wahrscheinlich auch draußen, deshalb können wir ja jetzt schon mal üben, uns zu verteidigen.«
»Gut. Warte einen Moment.« Gage verließ das Zimmer und kam kurz darauf mit seiner Luger zurück.
»Die nehme ich aber nicht in die Hand«, erklärte Fox.
»Du kannst dir ja wie letztes Mal ein Gartengerät nehmen«, erwiderte Gage und reichte Cal die Waffe. Der Freund nahm sie vorsichtig entgegen.
»Sie ist noch gesichert.«
Cybil zog ihre.22 aus ihrer Handtasche und reichte sie Quinn. Quinn öffnete das Magazin, kontrollierte die Kammern und klappte es wieder zu. Cal starrte sie an.
»Was man nicht alles über die Liebe seines Lebens lernt«, sagte er fassungslos. »Vielleicht solltest du die Große hier nehmen?«
»Das ist schon okay, Süßer, du kannst bestimmt
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