Morgenlied - Roman
wichtig
für mich. Ich kann zwar mit jemandem arbeiten, dem ich nicht völlig vertraue, und ich kann auch mit jemandem schlafen, dem ich nicht völlig vertraue, aber die Arbeit ist produktiver und der Sex befriedigender, wenn ich vertraue.«
»Sollen wir das mit Handschlag besiegeln?«
Wieder lachte sie. »Unter diesen Umständen wäre das wohl eine überflüssige Geste.« Sie drehte sich um. »Aber du kannst mir den Rücken waschen.«
Eine Stunde später schenkte Cybil sich ihre erste Tasse Kaffee ein. Sie ging ins Büro, wo Quinn und Layla bereits an ihren Laptops saßen. Auf dem Chart war ihre Vergewaltigung dokumentiert.
Gut, dachte Cybil. Sie wusste, sie hatte die Tat heil überlebt. »Ich arbeite heute früh in meinem Zimmer«, sagte sie zu den Freundinnen. »Aber ich habe Gage gebeten, nachher noch einmal zurückzukommen. Wir sollten noch einmal versuchen, unsere Fähigkeiten zu verbinden. Ich hoffe, dass eine von euch als Anker dabei sein kann.«
»Ja, wir sind hier«, antwortete Quinn.
»Wusstet ihr, dass Gage heute Nacht auf der Couch hier geschlafen hat?«
»Er hat es uns erzählt, als wir zu Cal gefahren sind.« Layla drehte sich um und blickte Cybil an. »Keiner von uns wollte dich allein lassen.«
»Vielleicht habe ich auch deshalb die Nacht so gut überstanden.«
»Ich habe noch was, was dich bestimmt aufmuntert.
Dieses Haus hier...« Quinn breitete die Hände aus. »Also, dieses Haus hier oder zumindest das Land, auf dem es steht, gehörte Ann Hawkins’ Enkel, Patrick Hawkins, dem Sohn von Fletcher. Fox muss das mit seinem Haus noch nachprüfen, aber ich glaube, wir sind einer weiteren Theorie auf der Spur.«
»Wenn das stimmt«, fuhr Layla fort, »dann könnte das durchaus eine Möglichkeit sein, Menschen zu schützen. Zumindest einige.«
»Je mehr wir schützen können, desto besser können wir uns auf den Angriff konzentrieren.« Cybil nickte. »Ich stimme dir zu. Wir müssen ja angreifen. Ich denke, das muss am Heidenstein passieren. Wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, zumal die Männer auch dagegen sind, aber das Ende muss dort stattfinden. Wir können uns nicht hier in der Stadt aufhalten, um Feuer zu löschen und die Leute daran zu hindern, sich gegenseitig zu verletzen. Wir wissen eigentlich, was wir zu tun haben.«
»Mitternacht«, sagte Quinn seufzend. »Der Beginn des siebten Juli. Du hast recht, und ich glaube, das wissen wir auch alle, aber es fühlt sich irgendwie so an, als ob man vom Schlachtfeld desertiert.«
»Das ist aber nicht so. Wir setzen nur unsere eigenen Regeln. Dieses Mal werden wir nicht scheitern.« Cybil blickte auf das Chart. »Er kennt uns nicht. Er glaubt uns zu verstehen und weiß, dass wir schwach, verletzlich und zerbrechlich sind. Er hat ja auch allen Grund, das zu denken. Jedes Mal kommt und siegt er. Und er wird jedes Mal stärker.«
»Dent hat ihn bezwungen«, erinnerte Layla sie. »Für Jahrhunderte.«
»Dent hat die Regeln gebrochen und sich selbst geopfert. Und er war ein Hüter.« Quinn blickte Cybil an. »Aber es war trotzdem nur ein Aufschub, und ein Teil der Macht musste weitergegeben werden. Erst wir sechs konnten sie wieder neu bilden, aber wir wissen immer noch nicht genau, wie wir sie benutzen sollen. Aber...«
»Genau: aber. Wir haben sie, und das bedeutet, dass wir lernen können. Wir kennen Zeit und Ort«, sagte Cybil. »Und zu sechst sind wir komplett. Diese Bilder, die ich gesehen habe, dass jedem von uns etwas passiert, ich glaube, das waren Warnungen. Er muss ja versuchen, uns wieder auseinanderzubringen, aber das können und werden wir nicht zulassen.«
»Ich rede mit Cal, um ihm klarzumachen, dass das Ende am Heidenstein stattfinden muss. Ich glaube, eigentlich weiß er es schon.«
»Für Fox gilt das Gleiche«, sagte Layla. »Ich rede mit ihm.«
»Dann bleibt für mich nur noch Gage.« Cybil stieß die Luft aus.
Gage lief in Cals Büro auf und ab. »Sie will unsere Verbindung noch einmal ausprobieren. Heute noch.«
»Na ja, allzu viel Zeit haben wir ja auch nicht mehr vor dem großen Ereignis.«
»Du weißt doch, wie es ist, selbst wenn du möglichst viel davon auf dich nimmst. Ihr ist gestern schließlich etwas Schreckliches passiert.«
»Fühlst du dich für sie verantwortlich?«
Gage blieb stehen und warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Nicht mehr als für jeden anderen auch. Außerdem habe ich eine Verantwortung mir selbst gegenüber. Wenn sie nicht klarkommt...«
»Zu spät! Du kannst
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