Morgenlied - Roman
Frauen abräumten, ging Gage mit seinen Freunden an den Waldrand und sah zu, wie Lump schnüffelte, das Bein hob, schnüffelte, das Bein hob...
»Der hat seine Blase ganz schön unter Kontrolle«, kommentierte Fox.
»Ja. Und er besitzt auch einen guten Instinkt. Ohne mich geht er nur noch bis an den Waldrand. Wo mag der große böse Bastard jetzt sein?«, fragte Cal.
»Nach dem, was er heute einstecken musste?« Fox grinste. »Der muss seine Wunden lecken, darauf verwette ich meinen Arsch. Himmel, Gage, ich dachte schon, du hättest den Bastard erwischt. Du hast ihn mitten
zwischen die Augen getroffen, und ich dachte, oh, toll, wir blasen ihm jetzt und hier die Lichter aus. Wenn ich nicht so selbstgefällig gewesen wäre, dann hätte er es bestimmt nicht geschafft, dich zu beißen.«
»Ich bin ja nicht gestorben. Das steht doch sogar auf der Torte. Du bist nicht schuld«, erwiderte Gage. »Auch du nicht«, fuhr er zu Cal gewandt fort. »Wir haben einen Moment lang nicht aufgepasst, und er hat mich gebissen. Aber das zeigt uns auch etwas. Er ist nicht mehr nur eine Illusion. Er kann körperliche Gestalt annehmen und anderen dadurch Schaden zufügen. Er hat sich weiterentwickelt. Aber was die Strategie angeht, haben wir ihm einen kräftigen Tritt in den Arsch verpasst.«
»Ja, es hat auch Spaß gemacht, wie wir uns gegenseitig so angebrüllt haben.« Fox steckte die Hände in die Taschen. »Es war wie eine Therapie. »Ich hatte schon Angst, dass Layla es Cybil nachmacht und mir eine verpasst. Mann, Cybil hat richtig zugeschlagen.«
»Ach was, wie ein Mädchen.«
Fox schnaubte. »Das hat für mich aber anders ausgesehen. Du hast ein paar Sekunden lang Sternchen gesehen.«
»Quatsch.«
»Um deinen Kopf sind Vögelchen gekreist«, warf Cal ein. »Ich habe mich so für dich geschämt.«
»Willst du mal ein paar Vögelchen sehen?«
Cal grinste, dann wurde er wieder ernst. »Cybil war ziemlich still während des Essens.« Er warf einen Blick zum Haus. »Ich bin gespannt, was sie herausgefunden hat.«
Cybil hatte sich einen Tee gekocht und stellte fest, dass Gage wieder bei Kaffee angekommen war. Es tat ihr zwar leid, die schöne Stimmung zerstören zu müssen, aber sie hatte die Musik abgestellt. Es war Zeit, sich wieder dem Geschäft zuzuwenden.
»Es schadet wahrscheinlich nicht, die Ereignisse des heutigen Tages kurz noch einmal zusammenzufassen«, begann sie. »Gages Bluff mit dem falschen Blutstein hat funktioniert, wir konnten Twisse mit unseren angeblich negativen Emotionen anlocken.«
»Punkte für uns«, kommentierte Quinn.
»Ja. Weitere Punkte für uns, weil er vermutlich glaubt, den Blutstein, die beste Waffe, die wir gegen ihn besitzen, zerstört zu haben. Trotzdem haben wir unterm Strich ein gemischtes Ergebnis. Wir haben ihn zwar verletzt - niemand schreit so, wenn er keine Schmerzen hat -, aber er hat auch uns verletzt. Er konnte seine Gestalt so lange halten, dass er Gage beißen konnte. Wir haben alle die Wunde gesehen, sie sah hässlich, aber bestimmt nicht lebensbedrohlich aus. Aber wir wissen alle, dass Gage beinahe daran gestorben wäre. Wir vermuteten, es läge an Gift. Gage, ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, was mit dir passiert ist.«
»Die Wunde brannte«, antwortete er. »Ich hatte schon früher Brandwunden, wie die anderen beiden auch, aber so hat sich noch nie etwas angefühlt. Ich hatte das Gefühl, meine Knochen würden kochen, und ich spürte, wie es sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Ich konnte zwar denken und fühlen, aber ich
konnte mich nicht bewegen oder sprechen. Also, ich denke auch, es war Gift.«
Cybil nickte abwesend und machte sich Notizen. »Es gibt zahlreiche Geschöpfe in der Natur und auch in Legenden, die ihre Beute vergiften und lähmen. Fische, Spinnen, Reptilien. Aus Legenden kennen wir den Din, eine magische, katzenähnliche Bestie, deren Krallen lähmendes Gift enthalten. Der Vampir auch.«
»Wir haben immer schon gewusst, dass er das Denken beeinflussen kann«, warf Cal ein, »aber jetzt haben wir gesehen, dass er auch den Körper vergiften kann.«
»Möglicherweise hat er Menschen und Hüter genauso getötet«, stimmte Cybil zu. »Wir haben ja bei unseren Recherchen erfahren, dass dieser Dämon den letzten Hüter in der Annahme, er wäre tot, liegen gelassen hat, dass aber dieser Hüter noch so lange lebte, um die Macht und die Bürde an einen menschlichen Jungen weiterzugeben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass dieser Hüter vergiftet
Weitere Kostenlose Bücher