Morgenlied - Roman
geplaudert.«
»Worüber?«
»Über das Leben, die Liebe, das Streben nach Glück.« Sie ergriff ihre Wasserflasche. »Über den Tod und über Dämonen. Du weißt schon, das Übliche.«
»Reizend. Du bist beschäftigt.« Er spürte, dass sie nervös war, obwohl sie sich bemühte, es zu verbergen.
»Ich arbeite an etwas, das mir eingefallen ist, als wir geredet haben. Wenn ich es genauer ausformuliert habe, können wir es uns anschauen. Sie liebt dich.«
»Wie bitte?«
»Sie liebt dich. Sie hat dich so angeschaut. Und der Ausdruck auf deinem Gesicht jetzt sagt mir, dass dir dieses Gespräch unangenehm ist. Aber ich habe es ihr angesehen und angehört. So, jetzt geh, und lass mich arbeiten.«
Stattdessen trat er zu ihr, umfasste ihren Kopf und küsste sie leidenschaftlich.
»Was war das jetzt?«, fragte sie langsam.
»Ich lerne gerade das Leben wieder neu schätzen, indem ich dich küsse.«
Sie lachte. »Du bist süß. Ach, zum Teufel«, fügte sie hinzu, schmiegte sich an ihn und ließ ihren Kopf an die Schulter mit der Narbe sinken. »Ich habe solche Angst um dich gehabt. Richtig Angst.«
»Ich hatte auch Angst. Aber der Tod kam mir gar nicht so schlimm vor.« Er blickte sie an. Es war ihr Gesicht gewesen, das er die ganze Zeit vor sich gesehen hatte. »Aber dann habe ich gehört, wie du mich angebrüllt hast. Du hast mich auch geboxt.«
»Nein, das war eine Ohrfeige. Geboxt habe ich dich während unserer brillanten Vorführung auf der Veranda.«
»Ja. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir das ausgemacht hatten.«
»Ach, ich bin eben ein Genie im Improvisieren. Außerdem hat es dich wirklich wütend gemacht, und wir brauchten viel negative Energie, um den großen bösen Bastard anzulocken. Das war doch dein Plan, oder? Du hast schließlich gesagt, wir sollten uns alle so gemein wie möglich benehmen.«
»Ja.« Er ergriff ihre Hand und betrachtete sie. »Du hast eine ganz anständige Rechte.«
»Das mag ja sein, aber ich glaube, meine Hand hat mehr wehgetan als dein Gesicht.«
Er zog ihre Hand an die Lippen und streifte die Knöchel mit den Lippen. Erstaunt sah er, wie sich ihre Augen erschreckt weiteten. »Was ist? Darf ich keine romantischen Gesten machen?«
»Doch, doch«, erwiderte sie hastig. »Es kam nur so unerwartet.«
»Ich beherrsche auch noch ein paar mehr, aber wir haben ja ein Abkommen getroffen.« Sein Daumen glitt über die Knöchel, die er gerade geküsst hatte. »Keine Verführung. Vielleicht sollten wir dieses Abkommen mal ad acta legen?«
»Äh... vielleicht.«
»Nun, dann könnten wir...« Er brach ab, als die Haustür ins Schloss krachte. »Das später fortsetzen?«
»Ja, warum nicht.«
Fox kam in die Küche. Er hatte mehrere Tüten dabei. »Oh, bist du von den Toten auferstanden? Gutes Essen, guter Wein, gutes Bier. Das Bier ist noch im Auto. Du solltest Cal beim Ausladen helfen.«
»Hast du auch Kaffee mitgebracht?«, fragte Gage.
»Eine Zwei-Pfund-Packung Bohnen.«
»Mahlen und Kaffee kochen«, befahl Gage und ging hinaus, um Cal zu helfen.
Cybil blickte Fox an, der sich eine Cola aus dem Kühlschrank nahm. »Ich kann a wohl nicht davon ausgehen, dass du jetzt mit deinen Kumpels für eine Stunde verschwindest, oder?«
»Das geht nicht. Wir haben verderbliche Lebensmittel eingekauft.« Er nahm eine Flasche Milch aus einer der Tüten. »Außerdem verhungere ich.«
»Na gut.« Cybil schob den Laptop beiseite. »Ich helfe dir, die Sachen einzuräumen. Danach können wir essen und reden.«
Sie brauchte nicht zu kochen, weil Cal und Fox beschlossen hatten, im Garten zu grillen. Es gab Schlimmeres, als an einem sonnigen Nachmittag im Juni drei gutaussehende Männer zu beobachten, die an einem qualmenden Grill standen.
Während Cybil und die anderen Frauen fertigen Kartoffelsalat, Krautsalat, Gürkchen und Grill-Saucen auf den Picknicktisch stellten, dachte sie, dass sie sich beim Grillen genauso einig waren wie im Krieg. Und die Frauen zogen mit. Hier im Garten hatte nur wenige Stunden vorher einer von ihnen geblutet und gelitten und war
fast gestorben. Jetzt drang schon wieder Musik aus Cals Außenlautsprechern, Burger brutzelten auf dem Grill, und im Kühlschrank stand Bier.
Glaubte Twisse wirklich, dass er sie besiegen könnte? Nein, das hier war unschlagbar. Der Dämon konnte sie nicht besiegen, weil er sie nie verstehen würde und deshalb ständig unterschätzte.
»Alles okay?« Quinn rieb Cybil über den Rücken.
»Ja.« Sorgen konnte sie sich später
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