Morgenlied - Roman
war, wobei seine Verletzungen sicher schwerer gewesen sein müssen als der Biss heute. Er hat davon geredet, uns zu verschlingen, uns zu fressen. Möglicherweise sind das nicht nur Euphemismen.«
Quinn zuckte zusammen. »liih«, sagte sie.
»Es verschwinden immer wieder Personen«, fuhr Cybil fort. »Wenn der Dämon aufgetaucht war, waren immer wieder Leute weg. Wir haben angenommen, sie seien wahnsinnig geworden oder gestorben, hätten einander umgebracht, und in den meisten Fällen mag das auch zutreffen. Aber es gab bestimmt auch welche, die er zu... anderen Zwecken verwendete.«
»Irgendwie stimmt mich diese Unterhaltung nicht gerade optimistisch und fröhlich.«
»Tut mir leid.« Cybil lächelte Cal an. »Das kann ich hoffentlich ändern. Ann Hawkins hat mich endlich besucht. In groben Zügen habe ich euch ja schon erzählt, was sie gesagt hat, aber die Höhepunkte habe ich noch für mich behalten, weil ich etwas nachprüfen wollte. Sie sagte, Gage sei nicht nur am Leben, er hätte auch etwas mitgebracht - eine weitere Waffe.«
»Ich war ja weggetreten, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nichts in der Hand hatte.«
»Nein, nicht in der Hand«, erwiderte Cybil. »Es ist Blut, unser Blut, ihr Blut. Und jetzt, Gage, dein Blut.«
»Was ist mit meinem Blut?«
»Oh! O ja, Scheiße!« Quinn grinste breit.
»Kein Wunder, dass wir schon so lange befreundet sind.« Cybil nickte ihr zu. »Du hast überlebt«, sagte sie zu Gage. »Dein Körper hat das Gift, die Infektion abgewehrt. Du hast Antikörper entwickelt.«
Layla hob die Hand. »Entschuldigung. Wissenschaft ist nicht meine Stärke.«
»Antikörper werden vom Immunsystem als Reaktion auf Bakterien, Gifte oder Viren produziert. Sie neutralisieren die toxische Wirkung.«
»Aber Gages Blut kämpft doch sowieso gegen das Gift an, genau wie meins und das von Cal«, warf Fox ein.
»Ja. Deswegen hat er überlebt, und weil er überlebte, hat sein Blut die Antikörper produziert, die das Gift zerstört haben, und jetzt ist er immun. Er hat dich schon
einmal gebissen«, erinnerte Cybil Gage. »Auf dem Friedhof.«
»Aber darauf habe ich nicht so reagiert wie heute.«
»Das war auch nur ein Kratzer an der Hand. Hat es gebrannt?«
»Ja, ein bisschen. Aber...«
»War dir schlecht oder schwindlig?«
Er wollte schon verneinen, überlegte dann aber noch mal. »Doch, ein bisschen. Und es dauerte länger, bis es verheilt war.«
»Du hast zwei Bisse überlebt - einen geringfügigeren und einen ernsten näher am Herzen. Es ist nur Spekulation«, fuhr sie fort, »aber Antikörper können Toxine erkennen und neutralisieren. Du könntest immun sein, so wie es manche Menschen nach Schlangenbissen sind oder wenn sie von einer schweren Krankheit genesen. Und dein Blut ist eine Art Gegenmittel.«
»Du willst doch nicht etwa mein Blut ins Labor schicken, damit Serum daraus gemacht wird?«
»Nein, das ist viel zu kompliziert, und wir haben auch nicht genug Zeit. Es geht auch nicht nur um Wissenschaft, sondern eher um Magie.«
Langsam stieg der Mond zwischen den Bäumen auf, als Cybil fortfuhr: »Ihr drei habt vor einundzwanzig Jahren euer Blut gemischt und damit Twisse die Tür geöffnet. Wir nehmen mittlerweile an, dass ihr damit nur Dents Plan erfüllt habt. Wir sechs haben ebenfalls rituell unser Blut gemischt und so die drei Teile des Blutsteins wieder zu einem Ganzen zusammengefügt.«
»Du meinst, dass ein weiteres Blutritual, in dem mein
Blut mit eurem gemischt wird, die Immunität - falls ich sie habe - auch auf euch überträgt.«
»Ja. Ja, genau.«
»Dann sollten wir es tun.«
So einfach kann es sein, dachte sie erleichtert. So einfach. »Ich möchte gerne noch ein bisschen recherchieren, wann und wie wir das Ritual am besten durchführen.«
»Ach was, es ist hier passiert, also sollte es auch hier stattfinden. Und es war heute, also sollten wir auch heute das Ritual durchführen.«
Bevor Cybil antworten konnte, warf Layla ein: »Ich bin einer Meinung mit Gage. Twisse ist zwar verletzt, aber das wird nicht so bleiben. Wir wissen nicht, wann er zurückkommt. Wenn du es für eine Waffe hältst, dann sollten wir es jetzt gleich machen.«
»Cyb, du hast schon genug über Blutrituale recherchiert. Du weißt ganz genau, dass wir es jetzt machen können.« Quinn blickte die anderen an. »Wir alle wissen es.«
»Wir brauchen Worte und...«
»Darum kümmere ich mich.« Quinn sprang auf. »Unter Druck kann ich am besten schreiben. Gebt mir fünf Minuten und
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