Morgenlied - Roman
eigentlich ein Paar geworden? Er wusste es nicht genau, aber er wusste, dass er mit ihr zusammen überall hinfahren wollte.
Er wollte ihr seine Lieblingsorte zeigen und ihre sehen. Und er wollte mit ihr an Orte fahren, an denen sie beide noch nicht gewesen waren, so dass sie sie gemeinsam zum ersten Mal erleben konnten.
Er wollte nicht mehr einsam durch die Gegend reisen,
das hatte auf einmal keinen Reiz mehr für ihn. Er wollte mit ihr zusammen sein.
Sie hatte gemeint, er sei gereizt. Vielleicht lag das ja daran, dass er auf einmal an eine Beziehung dachte, daran, dass aus ihm und ihr ein Paar wurde. Das Erstaunliche daran war, dass er es sich tatsächlich vorstellen konnte. Er konnte sich sogar vorstellen, irgendwo einen festen Wohnsitz mit ihr zu haben. In New York, Vegas oder Paris - wo auch immer.
Ein Zuhause, in das sie jederzeit zurückkommen konnten.
Bisher war Hawkins Hollow der einzige Ort gewesen, an den er zurückgekommen war. Und das nicht wirklich aus freien Stücken.
Aber mit ihr konnte es anders werden.
Es würde bestimmt Spaß machen, sie dazu zu überreden.
Aber vorläufig hatte er noch genug Zeit, um sich einen Plan zurechtzulegen. Er müsste nämlich vorsichtig vorgehen, um ihr die Fesseln anzulegen, die sie doch beide von Anfang an nicht gewollt hatten. Sie war clever, aber das war er auch. Es würde ihm schon gelingen, sie einzuwickeln, bevor sie merkte, dass er das Spiel und die Regeln geändert hatte.
Zufrieden mit sich öffnete er eine E-Mail von Professor Linz. Und als er sie las, krampfte sich sein Magen zusammen.
Man sollte seine Zukunft eben doch nicht planen, dachte er fatalistisch. Seine war bereits vorbestimmt - und sie dauerte nur noch knapp zwei Wochen.
18
Gage berief seine Brüder zu einem Treffen in Cals Büro ein. Er stand so früh auf, dass Cybil noch fest schlief, als er das Haus verließ. Er brauchte Zeit für sich alleine, um nachdenken zu können, und dann brauchte er Zeit mit seinen zwei Freunden.
Er berichtete ihnen, was er von Linz erfahren hatte.
»Vergiss es«, war Fox’ Meinung. »Vergiss es, Gage.«
»Aber so endet es.«
»Weil irgendein Wissenschaftler, den wir nicht kennen und der niemals hier war, das behauptet?«
»Weil es so endet«, wiederholte Gage. »Alles, was wir wissen und herausgefunden haben, läuft ebenfalls darauf zu.«
»Nein«, sagte Cal nach einem Moment, »ich sage auch: Vergiss es.«
Gages Augen waren grün und klar: Er hatte seinen Frieden gemacht mit dem, was sein musste.
»Das ist nett von euch, aber wir wissen es doch alle besser. Wir haben es alle nur so weit geschafft, weil Dent die Regeln gebrochen hat und uns unsere Fähigkeiten und eine Kraftquelle gegeben hat. Das müssen wir jetzt zurückzahlen. Und sagt jetzt bloß nicht: >Warum gerade du?<.« Gage zeigte mit dem Finger auf Fox. »Das steht dir nämlich ins Gesicht geschrieben. Ich bin eben an der Reihe, und es ist mein gottverdammtes Schicksal. Außerdem bin ich nicht mehr bereit,
alle sieben Jahre hier anzutanzen, um euch Typen den Arsch zu retten.«
»Das kannst du auch vergessen«, sagte Fox und stand auf. »Es muss noch einen anderen Weg geben. Du siehst das Ganze viel zu gradlinig, es gibt doch auch bestimmt irgendwelche Winkelzüge.«
»Bruder, dieses Mal wird der Dämon entweder zerstört, oder er wird körperlich und real. Er ist doch schon auf dem besten Wege dazu.«
Abwesend rieb sich Gage über die Narbe auf der Schulter. »Und ich habe ein Souvenir von ihm. Um ihn wirklich zu vernichten, muss einer von uns sterben. Wir brauchen ein Blutopfer, um den Preis zu bezahlen und das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dieses Opfer werde ich sein. Es würde mir viel leichter fallen, wenn ich wüsste, dass ihr hinter mir steht.«
»Wir werden nicht einfach dabeistehen und zusehen«, sagte Cal. »Wir suchen nach einem anderen Weg.«
»Und wenn wir keinen finden?«, fragte Gage. »Ich meine das ernst, Cal.«
»Kann ich dann dein Auto haben?«
Gage blickte seine Freunde an, und eine Last fiel ihm von den Schultern. Sie würden hinter ihm stehen, wie immer. »So wie du fährst? Auf gar keinen Fall. Cybil bekommt es. Die Frau kann mit einem Auto umgehen. Du musst mich wegen des Testaments noch beraten, dann brauche ich mich darum nicht mehr zu kümmern«, sagte er zu Fox.
»Okay. Kein Problem. Ich wette tausend Dollar, dass wir nicht nur den großen bösen Bastard besiegen, sondern
dass wir auch alle heil und gesund aus der Geschichte herauskommen.«
»Ich halte
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