Morgenlied - Roman
Dich und Quinn.« Cybil streichelte Layla über die Haare. Gage und ich haben dich gesehen, Quinn. Im Winter - im nächsten Winter. Du hast schlafend auf der Couch gelegen, als Cal hereinkam. Als du dich umgedreht hast, war nicht zu verkennen, dass du hochschwanger bist.«
»Wie habe ich ausgesehen?«
»Riesig. Wunderschön und glücklich. Wie Layla auch. Dich habe ich in deiner Boutique gesehen - sie sah übrigens fantastisch aus. Fox hat dir Blumen gebracht. Sie waren für deinen ersten Monat im Geschäft. Es war im September.«
»Ja, wir haben überlegt, dass ich Mitte August eröffnen könnte, wenn... Ich eröffne Mitte August«, korrigierte sie sich.
»Man hat dir noch nichts angesehen, aber du hast irgendwas gesagt... Ich glaube, Gage hat es gar nicht gemerkt. Männer achten auf so etwas nicht. Ihr wart so glücklich.« Cybil presste die Lippen zusammen, als sie daran dachte, was sie in der vergangenen Nacht gesehen hatte. »So sollte es auch sein. Ich glaube fest, dass es so sein wird.«
»Süße.« Quinn setzte sich neben sie und legte ihr den
Arm um die Schultern. »Du glaubst, Gage muss sterben, damit uns das alles widerfahren kann.«
»Ich habe es gesehen. Und Gage auch. Wie viel ist Schicksal, wie viel ist freie Wahl? Ich weiß es nicht.« Sie ergriff Laylas Hand und ließ den Kopf an Quinns Schulter sinken. »Bei meinen Recherchen bin ich auf das Bedürfnis nach Ausgleich gestoßen - damit das Dunkle vernichtet werden kann, muss das Licht auch sterben. Es müssen Opfer gebracht werden. Der Stein - die Kraftquelle - muss vom Licht in die Finsternis gebracht werden. Das habe ich euch noch gar nicht erzählt.«
Cybil hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Ich habe es euch nicht erzählt, weil ich es nicht glauben wollte. Ich weiß nicht, warum ich mich in ihn verlieben musste, nur um ihn zu verlieren.«
Quinn umarmte sie. »Wir finden einen Weg.«
»Ich habe es schon versucht.«
»Wir versuchen es gemeinsam«, sagte Layla. »Wir finden den Weg.«
»Wir geben nicht auf«, erklärte Quinn. »Das tun wir ganz bestimmt nicht.«
»Ja, ihr habt ja recht.« Sie durfte die Hoffnung nicht verlieren, dachte Cybil. »Außerdem ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für so düstere Gedanken. Lasst uns für ein paar Stunden aus dem Haus gehen.«
»Ich möchte es Fox sagen. Wir könnten in die Stadt fahren, dann kann ich es ihm sagen.«
»Perfekt.«
Als sie von Fox’ tüchtiger neuer Bürovorsteherin erfuhren,
dass Fox in einer Besprechung mit einer Mandantin saß, beschloss Layla, die Zeit zu nutzen.
»Ich laufe schnell nach oben, hole noch ein paar Kleider und räume den Kühlschrank leer. Wenn er bis dahin nicht fertig ist, dann warten wir einfach.«
»Ich sage ihm Bescheid, dass Sie hier sind«, sagte die Sekretärin. Die drei Frauen gingen nach oben.
»Ich fange in der Küche an«, sagte Cybil.
»Ich helfe dir. Aber vorher muss ich noch schnell aufs Klo.« Quinn trat von einem Fuß auf den anderen. »Wow!«, fuhr sie fort, als Layla die Wohnungstür öffnete und sie im Wohnzimmer standen. »Es sieht ja so...«
»Das richtige Wort ist wohnlich.« Lachend schloss Layla die Tür hinter ihnen. »Es ist erstaunlich, was eine Putzfrau alles bewirken kann.«
Sie trennten sich. Cybil ging in die Küche, Quinn ins Badezimmer und Layla ins Schlafzimmer. Sie erstarrte, als sich eine Messerspitze an ihre Kehle drückte.
»Schrei nicht, sonst schneide ich dir die Kehle durch, und das wollen wir doch vermeiden.«
»Ich schreie nicht.« Ihr Blick fiel aufs Bett, auf dem ein Seil und Klebeband lagen. Daneben stand ein Kanister mit Benzin. Cybils Vision, dachte sie. Cybil und Gage hatten sie gefesselt und geknebelt auf dem Boden liegen sehen, während das Feuer auf sie zukroch.
»Das willst du doch gar nicht. Das bist nicht du.«
Er schob die Tür mit dem Fuß zu. »Es muss brennen. Alles muss brennen, damit es rein wird.«
Sie blickte ihn an. Sie kannte dieses Gesicht. Kaz. Er lieferte für Gino Pizza aus. Er war erst siebzehn. Aber
jetzt glitzerte in seinen Augen ein uralter Wahnsinn. Mit wildem Grinsen drückte er sie aufs Bett. »Zieh dich aus!«, befahl er.
In der Küche nahm Cybil Milch, Eier und Obst aus dem Kühlschrank und legte sie auf die Theke. Als sie im Besenschrank nach einer Tüte suchen wollte, sah sie die zerbrochene Scheibe in der Hintertür. Sofort zog sie ihre.22 aus der Tasche und griff nach einem Messer.
Mit wachsender Panik stellte sie fest, dass bereits ein Messer
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