Morgenroetes Krieger
kleines Mädchen, dann wurde sie wieder ernst. „En t schuldige, aber es ist eine höchst merkwürdige und k o mische Geschichte.“
Hatha unterbrach: „Was sagt dieser verrückte Klesh ?“ ’
Han entgegnete: „Sie erzählte uns gerade, wo Avings Schiff liegt. Am Südpol.“
Hatha schaute, als ob er sie alle für total verrückt hielt.
Usteyin war aufgeregt. Sie hatte ihnen in der Tat he l fen können! Sie blickte hinüber zu Hatha. „Er will dort hingehen, um es zu zerstören. Aber er muß jetzt gehen! Da ist noch mehr!“
Liszendir starrte mit offenem Mund wechselseitig auf Usteyin und den Geschichtensammler. „Kannst du das ‚Jetzt’ mit diesem Ding sehen?“
„O ja. Keine Geschichte hat Anfang oder Ende – g e nauso wie das Ganze. Wir beginnen und hören auf, wo es uns beliebt; wir wollen auch nicht alles sehen – unser Geist ist zu klein. Ich habe sie abgebrochen, aber warte: Ich werde diesen Abschnitt noch zu Ende bringen.“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf den Geschichtensammler und betrachtete ihn längere Zeit. Sie hob den Blick, schaute erneut so, als ob sie sich geirrt hätte. Dann rief sie „ Oh!“ und reinigte ihn durch Schü t teln.
Sie sprach gehetzt, erschüttert von dem, was sie in dem Flechtwerk aus Drähten und Perlen gesehen hatte. „Etwas Schlechtes und Böses ist dort. Ich habe abgebr o chen – wollte sie nicht sehen. Sie sind wie Würmer in einem Kothaufen. Bewegen sich – wütend. Sie beobac h ten … uns. Sie können uns auf eine Art sehen, die ich nicht verstehe. Wenn wir uns ihnen nähern, werden sie uns Schaden zufügen – mit einem weißen Feuer. Es ist sehr merkwürdig. Sie sehen aus wie wir, aber sie sind nicht wie wir – es sind keine menschlichen Wesen. Sie sind etwas anderes. Sie können mich sehen mich und den Geschichtensammler, aber sie können mich nicht erre i chen.“ Mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen scha u te sie umher und drückte sich schutzsuchend an Han.
„Sie sollen mich nicht zu diesem Ort bringen!“ schluchzte sie fassungslos. Aber Han bemerkte, daß sie trotz Furcht und Weinkrampf in keiner Weise den Griff lockerte, mit dem sie ihr Gerät hielt. Mit der freien Hand klammerte sie sich fest an ihn.
Han streichelte ihr übers Haar, gab ihr Sicherheit und Selbstvertrauen zurück. Als sie ruhiger wurde, wandte er sich an Hatha.
„Sie sind bewaffnet, Hatha. Strahlenwaffen mit hoher Energie. Sie werden auf uns feuern, wenn wir in Schu ß weite kommen.“
Hatha antwortete: „Ist mir egal. Fliegen wir zu me i nem Schiff, dorthin, wo es die Meteoriten aufsammelt. Ich werde zurückkommen und sie bestrafen – nichts wird mich aufhalten.“’
Liszendir trat näher und musterte Usteyin und den G e schichtensammler. Sie seufzte resignierend und sagte dann langsam, mit Traurigkeit in der Stimme: „Ich sehe jetzt, was sie ist und was sie kann. Ich selbst könnte dies niemals; kein Ler wäre in der Lage, dieses Ding zu b e nutzen. Es ist nichts Mystisches, kein Okkultismus. Sie hat in diesem Flechtwerk eine Art Feedback-Schleife. Der menschliche Geist ist so gestaltet, daß er ihn benu t zen kann. Das Bewußtsein wird durch eine seltsame Art von symbolischen Bewegungsabläufen gesteigert.“
Han schaute Liszendir an, als ob sie plötzlich eine Fremde für ihn wäre – ein Wesen aus einer anderen Welt. „Was meinst du damit, Liszendir?“ Nie zuvor hatte er eine solche Traurigkeit in ihrem Gesicht gesehen.
„Verstehst du nicht? Dieses Ding da, plus Hände, A u gen, Geist und verschiedene Formen des Lichts.“ Usteyin nickte zustimmend. „Es ist nichts Elektronisches, nichts Magisches. Es ist strenggenommen nicht einmal mech a nisch. Es ist etwa so wie jenes Gerät, mit dem man rec h net, das primitive Leute benutzen: Kügelchen auf Metal l schienen, ein Abakus. Dies Ding hier geht über die Za h len hinaus. Es symbolisiert ganze Realitäten. Es ist eine Art Makro-Bildschirm und Computer in einem. Verstehst du noch immer nicht, wen du da gewonnen und in Liebe an dich gebunden hast? Nichts kannst du vor ihr verbe r gen – weder in Raum noch in Zeit.“
Usteyin legte den Geschichtensammler beiseite, löste sich von Han und trat auf Liszendir zu. Tief schaute sie in ihre Augen. „Du verstehst – dann weißt du auch, daß ich das gesehen habe, was ihr beide, mein Han und du, in der Davor-Zeit zusammen gemacht habt.“ Liszendir zuckte zurück, aber Usteyin zeigte keinen Ärger. Sie le g te den Arm um sie und sagte
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