Morgenrot
der Schulter. »Pech gehabt, meine Schöne«, sagte er leise.
Mit dem Handballen übte Macavity einen leichten Druck auf ihr Kinn aus, so dass der Mund sich einen Spalt öffnete.Als sein Daumen über ihre Lippen streichen wollte, versuchte Lea, den Kopf abzuwenden. Doch Macavity umfasste mit der freien Hand ihren Nacken und drehte ihr Gesicht zur Seite. Beleidigt spitzte er die Lippen und schüttelte den Kopf, als hätte er es mit einem ungezogenen Kind zu tun. Dann beugte er sich vor, und Lea konnte seine Zunge an ihrem ungeschützten Hals spüren. Einige dunkle Haarspitzen streiften ihre Nase.
Macavity biss zu.Vor Entsetzen gelang es Lea, die Beine anzuwinkeln und die Hüfte ein Stück emporzustemmen. Doch sofort sackte sie wieder kraftlos in sich zusammen.
»Psst, Lämmchen«, flüsterte Macavity. Sein Mund war nur einen Hauch von ihrer Haut entfernt. Die Wunde, die er geschlagen hatte, pulsierte, und Lea spürte ihren Herzschlag bis an die Schädeldecke pochen. »Das ist nur ein wenig Wiedergutmachung für das Blut, das ich deinetwegen verloren habe.« Seine blutbefleckten Lippen strichen zärtlich über den Rand ihrer Ohrmuschel, dann kehrten sie zum Hals zurück.
Endlich gelang es Lea, ihren Mund aufzureißen, aber es folgte lediglich ein stummer Schrei. Ihre Kehle bebte. Macavity ließ seinen Mund ein Stück tiefer gleiten und deutete einen weiteren Biss an. Panik machte sich in ihr breit. Nachdem er ein weiteres Mal über die blutende Wunde geleckt hatte, löste sich Macavity ein Stück und erzwang ihren Blick.
»Nur Wiedergutmachung«, sagte er in einem Ton, als wolle er um die Bezahlung für ihr Blut feilschen. Doch Lea war nur allzu bewusst, dass ihn ihre Angst erregte.
Sie hätte ihm gern einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn eiskalt angefunkelt. Aber sie fürchtete sich tatsächlich zu Tode und konnte ein leises Winseln nicht unterdrücken. Das konnte unmöglich einmal ein Mensch gewesen sein, der ihr gesamtes Gesichtsfeld mit diesen hungrigen Augen ausfüllte. Diese Gier, die Freude an der Quälerei, die Befriedigung durch Dominanz verrieten Seelenlosigkeit. Macavity besudelte Lea mit dem Wissen, dass so etwas Abnormes wie er existierte. Keine Ausgeburt von Träumen, sondern atmende Realität. Lea schloss die Augen, unfähig, diese Kreatur auch nur einen Augenblick länger anzusehen.
Während Macavity sich erneut über ihren Hals beugte, schob sich seine Hand in ihren Ausschnitt und fuhr - zärtlich wie ein Liebhaber -mit den Fingerspitzen über ihre Brüste. Diese Berührung holte Leas Körper endgültig ins Leben zurück: Ihre Gliedmaßen kribbelten, als hätte sie jemand ans Stromnetz angeschlossen. Sie spannte Muskeln und Sehnen in den Armen an. Doch ehe sie Macavity von sich stoßen konnte, wurde die Hand an ihrem Dekollete fortgezerrt.
Adam konnte nicht sagen, wie lange er schon in der geöffneten Tür stand und Macavity dabei beobachtete, wie er sich zu Lea hinunterbeugte und mit der Zungenspitze über eine dunkle Bisswunde an ihren Hals leckte. Sein Verstand sagte ihm, dass es sich lediglich um einen Augenblick handeln konnte, aber das Bild vor seinen Augen war so machtvoll, als studiere er es schon ein halbes Leben lang. Die Furcht um ihr Wohlergehen, die ihn fast um den Verstand gebracht hatte, während er durch die Stadt jagte, war vergessen.
Lea lag ausgestreckt da, bewegungslos, und obwohl Adam ihre Furcht und ihren Ekel wittern konnte, spürte er eine verwirrende Wut in sich aufsteigen, die durch Macavitys Erregung noch beflügelt wurde. Er konnte Abdrücke einzelner Zähne auf ihrer Haut erkennen, ein rot leuchtendes Muster. Und dazwischen ... ein dunkles Bordeauxrot, durchsetzt mit einem Strom herausdrängenden Blutes. Was nicht an Macavitys Zunge und Lippen hängen geblieben war, war in glänzenden Rinnsalen an ihrem Hals hinuntergeflossen.
Diese Verschwendung brachte den Dämon endgültig zum Toben. Sie gehört mir, raunte er aufgebracht. Nur mir. Doch dieses Mal stellte Adams eigene Wut und kaum beherrschbare Eifersucht die Begierde des Dämons in den Schatten. Er wollte losstürmen und diesen brennenden Zorn dazu gebrauchen, um Macavity in der Luft zu zerreißen. Noch stärker war allerdings der Wunsch, Lea für ihr williges Stillhalten zu bestrafen und sie zugleich in die Arme zu nehmen und beruhigend auf sie einzureden.
Und da war noch etwas anderes, etwas, von dem Adam sich ein Bild zu machen weigerte und das ihn innehalten ließ, obgleich Macavitys Hand
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