Morgenrot
brauchst.Aber wenn es dich beruhigt, kann ich dir versichern, dass ich Macavity selbst einer Behandlung unterziehen werde. Erst kommt diese Sauerei bei der Schnüfflerin heraus und dann beißt er hier meine Rückversicherung an, statt auf sie aufzupassen. Du hast ja eben selbst gesagt, dass ich rachsüchtig bin ... zufrieden?«
»Ich glaube nicht, dass man Akinora weiterhin frei herumspazieren lassen sollte. Der Mann hat quasi Blut geleckt.«
Akinora keuchte auf und versuchte einen Ausfall. Doch er wurde von einem angeschlagenen und äußerst missmutig dreinblickenden Macavity, der sich lautlos angeschlichen hatte, am Kragen gepackt.
»Der wollte eh nichts freiwillig verraten, hat mich nur hingehalten.« Pi strich sich nachdenklich übers Kinn. »Ich werde ausprobieren, wie weit ich auf anderem Wege an seine wertvollen Informationen herankomme. Ich verspreche dir, dass er sich - wenn ich mit ihm fertig bin - für nichts mehr interessieren wird, was im Entferntesten mit Blut zu tun hat.«
Adam zog die Brauen zusammen und fuhr sich mit der Hand durchs wirre Haar. Dann nickte er kurz, ging um den Tisch herum, ohne Pi oder die anderen beiden Männer auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, und schob die Arme unter Leas Kniekehlen und Schultern. Als er sie hochhob, platzte die frische Schusswunde wieder auf, und er stöhnte vor Schmerzen auf.Trotzdem trug er sie bis in eine Ecke des Raumes, die am weitesten von der Zimmertür entfernt lag. Mit einer enormen Willensanstrengung ließ er Lea behutsam auf den Boden sinken. Erleichtert spürte sie die Wand in ihrem Rücken, zog die Knie bis zum Kinn an und zwängte sich in die Ecke. Adam baute sich vor ihr auf und schirmte sie so gut wie möglich ab.
Währenddessen ordneten sich die drei anderen zum Rückzug. Pi nickte Adam noch einmal zu, wobei ein kaltes Lächeln auf seinen Lippen g, pp lag. Ein Widerspruch hatte sich in sein Gesicht geschlichen: Auf der einen Seite zeugte er Adam Respekt. Andererseits musste er Adam und Lea ungeschoren davonkommen lassen. Lea begriff nur allzu gut, warum Pi den Luxus eines Fair Play nicht genießen wollte: In seiner Situation war es niemals gut, einen unberechenbaren Feind zu haben. Und Adam einzuschätzen fiel Pi sichtlich schwer. Denn wer konnte schon sagen, wie jemand reagieren würde, der kein Mensch war, sich aber auch nicht den Gesetzen des Dämons unterordnete?
Gerade brachte Macavity den aufgebracht nuschelnden Akinora mit einer Ohrfeige zum Schweigen, die dem Forscher nicht nur die Brille vom Gesicht fegte, sondern ihn auch mit einem wirrenAusdruck im Gesicht zurückließ.Alles verlief chaotisch und eindeutig nicht nach Plan, dafür aber sehr gewalttätig -Akinoras Weltbild hing schief, und nach dem, was Pi eben gesagt hatte, würde er kaum die Gelegenheit finden, es jemals wieder ins Lot zu bringen.
Als Pi im Türrahmen stand, drehte er sich noch einmal um. Er hielt Macavity die Waffe hin, die sich dieser begierig schnappte. Ehe Pi die Hand zurückzog, sagte er noch: »Du setzt ausschließlichAdam außer Gefecht, damit er uns nicht folgen kann. Danach setzt du sofort deinen Hintern in Bewegung. Falls Akinora dir auch nur eine Sekunde lang entgleiten sollte, bekommt Adam doch noch, wonach er sich so sehnt.
Macavity fluchte wutentbrannt, als er die Waffe mit einem Arm ausrichtete und mit dem anderen Akinora am Kragen festhielt. Eine Sekunde lang flackerte es in seinen Augen, als spiele er mit dem Gedanken, auf Pis Anweisung zu pfeifen und sich stattdessen an Adam und Lea nach allen Regeln der Kunst auszutoben. Aber er besann sich eines Besseren und schoss das Magazin in Richtung Adams Körper leer, der keine Gelegenheit mehr fand, sich und Lea rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
20. Fluchtwege
Ein kurzes Aufheulen des Motors, und der Wagen machte einen Satz nach vorn und blieb im nächsten Moment wie von allen Geistern verlassen stehen.
Verzweifelt löste Lea die Hände vom Lenkrad und fuhr sich mit zittrigen Fingern über den Mund. Sie brauchte eine Sekunde, um sich zu sammeln, dann wanderten ihre Finger erneut zum Zündschloss. Der Motor schnurrte kaum hörbar, und sie ließ die Kupplung kommen, ganz vorsichtig, damit sie den Schleifpunkt nicht erneut verpasste. Doch alle Konzentration war umsonst, der Wagen soff erneut ab, so dass er der aufragenden Betonwand gefährlich nahe kam.
Auf dem Beifahrersitz stöhnte Adam gequält auf. Obwohl er vollkommen zerschunden aussah, war Lea sich sicher, dass er wegen
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