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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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menschlichsten Ebene überhaupt auseinanderzusetzen: im Gespräch. Auf der einen Seite läufst du ihr wie ein dummer Schuljunge hinterher, andererseits weist du sie beständig zurück. Umgangssprachlich nennt man jemanden, der ein solches Verhalten an den Tag legt, wohl einen Schlappschwanz.«
    Mit einem Satz war Adam auf den Beinen und funkelte den Professor zornig an.
    Lea blieb fast das Herz stehen, so sehr erschreckte sie Adams ebenso unvermittelte wie raubtierhafte Reaktion. Mit einem Schlag war die eben noch behagliche Atmosphäre im Salon gekippt.Trotzdem riss sie sich zusammen und stellte sich etwas unsicher neben das Sofa.
    »So ein alberner Machokram«, sagte sie. »Muss man dich wirklich bei deiner Männlichkeit packen, um dir eine Reaktion abzuringen?«
    »Nein, muss man nicht«, knurrte Adam.
    »Natürlich nicht! Und warum, bitte schön, fährst du dann so aus der Haut?« Ehe Lea ihrer Wut weiterhin Ausdruck verleihen konnte, wurde die Tür des Salons aufgerissen und schlug mit einem lauten Knall gegen die Wand.
    Noch während Leas Kopf in Richtung Tür flog, versperrten ihr Adams breite Schultern den Blick: Mit einem Sprung hatte er sich vor ihr aufgebaut und sie aufs Sofa zurückgedrängt. Leicht vorgebeugt stand er nun da ... lauernd, zum Angriff bereit. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn ein drohendes Knurren aus seinem Brustkorb aufgestiegen wäre.
    Sein Blick folgte einer dunkelhaarigen Frau, die, ohne ein Wort zu verlieren, mit geschmeidigen Bewegungen dicht an der Wand entlang zum Klavier schritt. Dort nahm sie eine Körperhaltung an, als wappne sie sich gegen eine Attacke. Dabei behielt sie Adam fest im Visier. Nur kurz schaute sie Lea an: kühle, berechnende Augen, als studiere sie ein Objekt und keine junge Frau, die sie verwundert beobachtete.
    Obwohl sich unter der eng anliegenden Kleidung der Unbekannten ein hagerer, wenn nicht gar knochiger Körper abzeichnete, strahlte er eine enorme Stärke und Zähigkeit aus. Lea hegte keinen Zweifel daran, dass diese Frau genau wusste, wie man seinen Körper als gefährliche Waffe einsetzte.
    Doch weitaus mehr faszinierte Lea auf irritierende Weise ihr Gesichtsausdruck: Die Art, wie diese Frau Adam anstarrte, spiegelte Wiedererkennen ... gepaart mit einer unausgesprochenen Herausforderung. Auch wenn sich die Fremde darum bemühte, eine gleichgültige Miene zur Schau zu tragen, so war ihre aggressive Vorfreude nicht zu übersehen. Unwillkürlich dachte Lea an die Nacht, als sie Adam verletzt neben ihrem Bett vorgefunden hatte. Die Söldnerin, von der er gesprochen hatte, die ihn im Kampf schwer verletzt hatte
    »Guten Abend wünsche ich allerseits«, unterbrach eine unangenehm nasale Stimme Leas Gedanken. »Eure Haushälterin war so freundlich, uns durch den Hintereingang einzulassen. Manchen Angestellten kann man einfach nicht genug zahlen, wenn es um Loyalität geht. Aber ich dachte mir, Sie wüssten einen dramatischen Auftritt zu schätzen, mein lieber Etienne.«
    Im Gegensatz zu Adam hatte Professor Carriere sich keinen Zentimeter bewegt. Allerdings wich das Erstaunen in seinem Gesicht rasch einem Ausdruck von Verärgerung und - wie Lea beunruhigt feststellte - Unsicherheit. Das feine Zucken, das seine Mundwinkel umspielte, alarmierte sie mehr als Adams fiebrige Körperanspannung.
    Professor Carriere wandte sich in Richtung Tür. »Adalbert, was soll ich sagen: Die Zeit ist nicht gut mit dir umgesprungen! Ich habe dich auf den ersten Blick gar nicht wiedererkannt.« Dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, als wolle er Zeit schinden. »Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, als Adam mir von dem überraschenden Zusammenstoß mit dieser Söldnerin erzählt hat.«
    Ein schales Lachen erklang von der Tür. »Ich muss zugeben, dass die gute Truss bei dem Zusammenstoß mit deinem Freund hier ein wenig eigenmächtig, sogar unüberlegt gehandelt hat. Selbst die sorgfältigste Planung gerät in Gefahr, wenn zwei Raubtiere die Chance wittern, sich miteinander zu messen.«
    Lea staunte über die Intensität des herablassenden Tons. Im Salon hatte sich eine bedrohliche Atmosphäre ausgebreitet, sie durchzog die Luft mit einer Vorahnung von Gewalt und Zerstörung. Mit einem Mal war Lea dankbar dafür, dass Adam sich schützend vor sie gestellt hatte. Denn in ihr keimte der Verdacht, dass es nicht mehr lange bei einem verbalen Schlagabtausch bleiben würde.
    »Aber, ehrlich gesagt, kann ich Truss' Temperamentsausbruch

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