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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zuzukehren, während ...
    Er wurde aus seinen trüben Gedanken gerissen, als sich eine junge Frau nur einen Hauch von ihm entfernt mit der Schulter gegen die Wand fallen ließ. Ihre Wangen waren vom Tanzen gerötet, und der Champagner hatte ihr ein anzügliches Lächeln auf die Lippen gezaubert. Lange Strähnen schokoladenfarbenen Haars fielen ihr über die nackten Schultern. »Hey«, sagte sie und tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Brust.
    Einen Moment lang musterte Adam sie noch, dann suchte sein Blick erneut nach Lea. Doch der Dämon ließ sich nicht so leicht ablenken. Seine Gier breitete sich mit einem rasanten Brennen in Adams Gliedern aus und schürte ein Verlangen, das er kaum zu beherrschen vermochte. Solch ein Geschenk, dröhnte der Dämon. Solch eine leichte Beute!
    Adam begriff kaum, wie er den Kopf erneut der Frau zuwendete und ihr ein Lächeln schenkte, das sie erregt nach Luft schnappen ließ. »Hey«, sagte er so leise, dass sie sich unweigerlich noch dichter zu ihm beugte.
    Vom Dekollete der Partyschönheit stieg der verräterische Duft nach williger Hingabe auf und ließ den Dämon voller Begeisterung aufbrüllen. Doch Adam drehte sich abrupt um und durchmaß den Raum mit großen Schritten. Weder Lärmen noch Locken des Dämons vermochten gegen seine Entscheidung etwas auszurichten. Der Duft dieser Frau, so verführerisch er auch gewesen sein mochte, war nicht der Duft, nach dem Adam sich sehnte.
    Zu Leas absoluter Begeisterung hielt LaGregor den Unterhaltungspegel hoch, und sie ließ sich nur allzu gern mitreißen.Was sie sahen, bereitete ihnen beiden ein Heidenspaß, und sie hätte viel dafür gegeben, alles auf Film festhalten zu können. Das Fest war ein einziger Rausch, und sie fühlte sich unbeschreiblich lebendig inmitten all dieser Fremden, die ihren eigenen Passionen nachgingen und den Augenblick genossen. Alle menschlichen Urbedürfnisse schienen parallel zur Aufführung zu kommen: Es wurde geschwätzt und gelästert, geküsst und getanzt. Alles war in Bewegung zum Rhythmus des sich ständig steigernden Beats. Es wurde voller und lauter. Lea bemerkte überrascht, dass sie nicht mehr neben LaGregor herging, sondern -tanzte. Ihre Wangen waren gerötet, ein leichter Schweißfilm bedeckte ihre bloßen Schultern, und ihre Stimme hatte vom vielen Schreien und Lachen einen heiseren Ton angenommen.
    Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre vollkommen in dieser überdrehten Stimmung aufgegangen, als Adam so unvermittelt vor ihr auftauchte, dass sie fast die Kontrolle über ihre wankendenAbsätze verloren hätte. Blitzschnell schlang er einenArm um ihre Hüften und zog sie dicht an sich heran, so dass sie nur noch seine Lippen wahrnahm, deren obere Hälfte schmal, die untere voll und weich war. Sie sah die leichten Bartstoppeln, die sich in der kleinen Einkerbung oberhalb des Kinns angesammelt hatten. Sie schaute auf den Kragen des weißen Hemdes, das trotz der Krawatte leicht geöffnet war, und fantasierte darüber, was sich wohl darunter verbergen mochte.
    »Hallo, mein Prinz«, hauchte sie.
    Prüfend sah Adam sie an. »Hast du dich gut amüsiert?«, fragte er, während er sich Zentimeter um Zentimeter von ihr löste und nur die Hand auf ihrer Hüfte zurückließ.
    »LaGregor ist die wunderbarste Freundin, die sich ein Mädchen wünschen kann«, versuchte Lea an das Hochgefühl der letzten Stunden anzuschließen. Doch der Blick, den Adam und LaGregor in der Zwischenzeit austauschten, beraubte sie der Hoffnung auf ein lustiges Zusammensein zu dritt.
    Ehe ihr ein rettendes Wort einfiel, beugte sich LaGregor zu ihr herunter und küsste sie auf die Wange: »Wir feiern ein anderes Mal weiter, Schmetterling. Ich werde mir jetzt erst einmal etwas Anständiges zu naschen besorgen, und du huldigst brav deinem Prinzen. Bis bald, mein Schatz.«
    Und mit diesen Worten verschwand LaGregor in der feiernden Menge, und Lea blickte dem wogenden Afro hinterher. Für einen kurzen Moment konnte nicht einmal Adams Anwesenheit sie trösten. »Du hast sie verjagt«, klagte sie, der verlorenen Freundin nachschauend.
    »Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst«, erwiderte Adam trocken, aber sie glaubte, den Hauch eines Lächelns zu sehen.
    Adam umfasste ihren Ellbogen und führte sie in den Wintergarten, der die Ausmaße eines großzügig angelegten Regenwaldhauses hatte. Die creme- und lachsfarbenen Blütenkelche der Trompetenbäume wetteiferten mit rankenden Jasmindolden um den betörendsten Duft. In

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