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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sollte... ich kann mich wirklich nur entschuldigen und Sie bitten, es der Torheit des Alters zuzuschreiben.»
    «Ist schon gut», sagte Bobs. «Manche Lehrer sind ja auch wirkliche Ekel.»
    «Nehmen Sie noch etwas Käse», ermunterte Opa ihn. «Den Stilton kann ich sehr empfehlen.»
    Endlich war die Mahlzeit zu Ende. Man zog sich ins Wohnzimmer zurück. Rose, die Becky und Peter händchenhaltend auf dem Sofa sitzen sah, dachte: Endlich, jetzt habe ich ihn für mich, denn das kleine Biest ist beschäftigt. «Bobs, komm, setz dich hierher», sagte sie glücklich und klopfte auf den Sessel neben sich.
    Aber sie hatte nicht mit Opas schlechtem Gewissen gerechnet. «Mr. Robertson, kommen Sie zu mir und unterhalten Sie einen alten Mann. Was halten Sie von Burnhams Memorandum zur Lehrerbesoldung?» sagte Opa, während er einen Stuhl neben den seinen zog.
    «Vielen Dank», sagte Bobs geschmeichelt.
    Opa bot ihm eine Zigarre an. Der Abend verstrich. Opa und Mr. Roberts waren Feuer und Flamme füreinander. Becky lächelte zärtlich ihrem Peter zu und, wenn sie seinen Blick erhaschen konnte (was ihr ziemlich oft gelang), auch Bobs. Rose mußte sich mit dem Anblick ihres Geliebten und dem Klang seiner Stimme zufriedengeben. Großtante Marigolds Erinnerungen eilten im Pendelverkehr zwischen dem Heute und den neunziger Jahren hin und her. Mummi machte sich Sorgen wegen Willie, warum, wußte sie selber nicht. Es war eine undefinierbare Ahnung der Gefahr. Paps hatte sich in sein Reich der Träume zurückgezogen, wo er als unbestrittener König herrschte, ja, wo er Gott war, Schöpfer, Lenker, Zerstörer.
    Aber um halb zehn machte Opas Gewissen Feierabend. Gähnend ließ er seine Taschenuhr auf schnappen und sagte: «Verflucht spät schon.»
    Man verstand den zarten Wink. Becky und Peter erhoben sich und verließen das Zimmer. Mr. Roberts sagte: «Ja, wird Zeit, daß ich mich auf den Weg mache. Darf meinen Schönheitsschlaf auf keinen Fall versäumen.»
    «Sie müssen bald wiederkommen», sagte Opa. «Habe mich prächtig mit Ihnen unterhalten.»
    «’kay», sagte Bobs und stand auf. «Gute Nacht allerseits.»
    «Ich komme mit und hole deinen Mantel», sagte Rose. Sie zitterte am ganzen Körper. Jetzt kam der entscheidende Augenblick, in dem dieser ganze elende Abend noch gerettet werden konnte. Sie würde ihn bis ans Auto bringen, allein in der Dunkelheit. Und dort, unter den Sternen, weit weg von der Familie, weit weg vom Klassenzimmer, wer weiß, was da geschehen konnte? Ein inniger Händedruck, ein Kuß, vielleicht sogar sein Arm um ihren schmachtenden Leib? Sie gingen in die Halle. Sie half ihm in den Mantel, «’kay», sagte er. «Bis morgen dann, in unserem alten Saftladen.»
    «Ich bring dich noch ans Auto», sagte sie hastig.
    Sie gingen nach draußen auf die finstere, verregnete Terrasse. «Regnet ja wie verrückt», sagte er.
    Verflixt, dachte sie. «Dann müssen wir uns hier verabschieden», sagte sie mit schwankender, halberstickter Stimme. In der Dunkelheit blickte sie zu ihm auf. Sie lehnte sich an ihn. Fühlte den rauhen Tweed seines Mantels, die Wärme seines Körpers.
    «Wiedersehen, Bobs», flüsterte sie mit unendlicher Zärtlichkeit.
    «Na, nun ziert euch doch nicht so, ihr zwei», sagte eine fröhliche Stimme direkt neben ihr. Rose zuckte zusammen. «Becky», brachte sie heraus, und ihre Stimme klang enttäuscht, ja, haßerfüllt. «Was hast du denn hier zu suchen?»
    «Knutschen, wenn dir dieser Ausdruck geläufig sein sollte», erwiderte Becky vergnügt.
    Rose konnte in der Finsternis gerade noch die beiden Gesichter erkennen, ganz dicht beieinander. «Also, auf bald», sagte Bobs munter. Und mit wesentlich mehr Nachdruck: «Gute Nacht, Becky.»
    «Wiedersehn», sagte Becky.
    «Ich komme noch mit zum Auto», sagte Rose wild entschlossen.
    «Aber du wirst ja klatschnaß.»
    «Ich komme trotzdem», beharrte sie.
    Aber die Stimmung, wenn sie überhaupt je vorhanden gewesen war, war jetzt dahin. Rose stand kläglich im strömenden Regen, während Bobs eilig in den Wagen sprang, die Lichter einschaltete, den Motor anließ und mit den Worten «Bis bald» winkend davonfuhr. Sie ging auf die Terrasse zurück. «Trennung ist ein süßer Schmerz», sagte Becky.
    «Verdammtes Biest», sagte Rose böse und eilte ins Haus.
    «Regnet es denn?» fragte Großtante Marigold überrascht.
    «Es gießt», sagte Rose und rannte auf ihr Zimmer, wo die Tränen wie ein Sommergewitter aus ihr hervorbrachen.
    «Wirklich nett, daß man

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