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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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böse.
    «Für alle», sagte Gaylord. Glück für ihn, weil er auf Boote versessen war. Glück für Tante Rosie und Mr. Grebbie, weil es sicher langweilig für sie gewesen wäre, so ganz allein herumzurudern. Er sah voller Bewunderung zu Stan hinüber. «Ich hatte keine Ahnung, daß Mr. Grebbie rudern kann», sagte er.
    Mr. Grebbie auch nicht. Aber obwohl er bis jetzt seine Ruderschläge für ziemlich wirkungslos gehalten hatte, waren sie bereits überraschend weit nach draußen gelangt. Die Bucht vor den violetten Hügeln war nur noch ein kleiner Flecken an der endlosen Küste.
    Rose sah sich um. «Ich glaube, wir machen jetzt eine Pause und essen erst mal unsere Brote.»
    «Ja», erwiderte Stan erleichtert.
    Rose sah auf die Uhr. Zwei Uhr. Nur noch drei Stunden, und dieser schöne Tag wäre vorüber. Alles wäre dann vorüber. Sie konnte es nicht mehr ertragen. «Stan», sagte sie.
    Er bemerkte das Beben in ihrer Stimme und sah sie an. Sie selbst betrachtete ihn mit einer so flehenden Zärtlichkeit, daß er tief gerührt war.
    Gaylord hing über dem Rand des Bootes und ließ seine Hände durch das herrlich kalte Wasser gleiten. Nur die kräftigen kleinen Beine und der Hosenboden waren zu sehen. Jetzt oder nie. «Rose», flüsterte Stan drängend. «Rose, ich liebe dich. Willst du...?»
    Er hatte sich vorgebeugt, um ihre Hand zu ergreifen. Sein rechtes Ruder, dadurch frei geworden, glitt sanft ins Wasser und trieb mit überraschender Geschwindigkeit davon.
    Gaylord hatte das Klatschen gehört, drehte sich um und erfaßte die Situation mit einem entzückten Blick. «Wie ist das nur passiert, Mr. Grebbie?» fragte er. «Sie haben es einfach losgelassen, was?»
    Tante Rosie sagte: «Gaylord, sei still. Mr. Grebbie muß nachdenken.»
    Mr. Grebbie dachte nach. «Wir müssen es wiederhaben», jammerte er. Er hatte schon einmal gesehen, wie geschickte Männer Boote voranbrachten, indem sie vom Heck aus ein Ruder betätigten. Das versuchte auch er jetzt. Der Versuch wurde ein durchschlagender Mißerfolg. «Jetzt schwimmt es immer weiter weg», sagte Gaylord.
    Er hatte natürlich recht. Das verflixte Ruder hüpfte auf den Wellen durch den Sankt Georgs-Kanal wie ein Schaf, das durch die Hecke gebrochen ist. Und eigenartigerweise schien sich auch das Ufer immer weiter von ihnen zu entfernen. Mr. Grebbie hatte bis dahin geglaubt, daß das Gerede der Seeleute über Ebbe und Flut nur Wichtigtuerei wäre. Jetzt wünschte er sich, daß er etwas darüber wüßte.
    Rose ihrerseits dachte, sein Freund will ihn um fünf abholen. Wenn wir nicht bald gerettet werden, fällt die ganze Verabredung ins Wasser. Sie schob ihr Bittgebet für Schiffbrüchige noch ein bißchen auf und sagte: «Wir sollten erst einmal in aller Ruhe unsere Brote essen.»
    Gaylord, in dessen Phantasie Schiffbrüche zum ganz Alltäglichen gehörten, nahm die Situation hin wie etwas längst Gewohntes. «Wir werden vielleicht noch viele Tage umhertreiben und sollten lieber sehr sparsam mit unserm Proviant umgehen», sagte er.
    «Also, jetzt hör mal», sagte Rose. «Wir sind nur eine halbe Meile von der Küste entfernt und nicht mitten im Pazifik. Außerdem habe ich Hunger. Ich esse jetzt ein Brot.
    Sie aßen ihre Brote. Gaylord verputzte schnell das seine und aß auch Rose und Stan noch etwas weg, die beide plötzlich das unbehagliche Gefühl hatten, leichtsinnig mit dem kleinen Vorrat umgegangen zu sein. Als sie das letzte Krümchen verzehrt und den Kaffee ausgetrunken hatten, sagte Gaylord munter: «Schiffbrüchige essen sich manchmal gegenseitig auf.» Er dachte, es sei doch gut, daß er mitgekommen war. Er war der Meinung, daß Tante Rosie und Mr. Grebbie in dieser Situation sonst völlig hilflos gewesen wären.
    Grebbie sagte: «O Rose, was hab ich nur angestellt.»
    «Sei nicht albern», sagte sie, «das kann doch jedem passieren.»
    Gaylord sagte: «Ich wette, daß Paps so was nicht passiert wäre. Er rudert phantastisch.»
    «Das kann jedem passieren», sagte Rose entschieden. Aber Gaylord starrte aufs Wasser. «Da ist ja das Ruder», sagte er.
    Sie sahen hin. Die Strömung oder der Wind hatte das Ruder wieder auf sie zugetrieben. Rose war plötzlich enttäuscht. Jetzt, wo das Ruder wieder da war, waren sie bestimmt um fünf zu Haus. Sonst hätten sie noch stundenlang ohne große Gefahr umhertreiben können. Und das hätte ihr ganz gut gefallen. Ohne Gaylord wäre es überhaupt der Himmel gewesen. Aber selbst mit Gaylord war es ein Spaß. Doch der emsige

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