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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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unterschiedliche Zeithorizonte planen“, sagt Rauschenbach.
PEKING – EINE DER TROCKENSTEN STÄDTE DER WELT
    Das hat die Wasserbehörde wohl mittlerweile auch getan. Neue Wasserwerke werden gebaut, alte erweitert, um den Durst der Stadt zu stillen. Dennoch steht viel zu wenig Wasser für die rund 20 Millionen Einwohner zur Verfügung: nur etwa 100 Kubikmeter pro Person und Jahr. 36 Die Stadt erhält zwar pro Jahr durchschnittlich 585 Millimeter Niederschlag 37 , aber dieser fällt hauptsächlich in den Monaten Juni bis September. Zurzeit importiert Peking etwa ein Drittel seines Trinkwassers aus den benachbarten Provinzen Hebei und Shanxi. Aber auch dort wird das Wasser knapp, und es drohen bereits Konflikte mit den lokalen Behörden. Deshalb setzt man nun auf einen Kanal, der zusätzlich Wasser aus dem Yangtze-Fluss von Süden nach Norden in die Hauptstadt bringen soll. Auch diese Variante haben die Fraunhofer-Forscher in ihre Computersimulation eingearbeitet. Das Modell zeigt, wie problematisch eine solche Lösung ist: „Der Kanal hat eine Länge von rund 1200 Kilometern, über große Strecken läuft er offen durchs Gelände.“ „Man weiß nicht, wie viel Wasser unterwegs verdampft; es könnte sein, dass am Endenur noch Schlamm übrig bleibt“, gibt Steusloff zu bedenken. In der Tat haben technische Schwierigkeiten und Verteilungsfragen das Projekt bisher verzögert.
    Wo aber kann die Lösung für eine künftige nachhaltige Wasserversorgung einer Megastadt wie Peking liegen? Wissenschaft, Industrie und Politik müssen sich schnell etwas einfallen lassen, denn die chinesische Hauptstadt ist keineswegs die einzige Metropole, die mit derartigen Problemen zu kämpfen hat.
    Obwohl Wasser die am häufigsten vorkommende Substanz auf der Erde ist, ist von dem vorhandenen Volumen nur 2,5 Prozent Süßwasser, der Rest ist Salzwasser. Etwa zwei Drittel der Süßwasservorräte sind zudem in Gletschern und ständigen Schneedecken gebunden. 38
    2030 wird der weltweite Wasserverbrauch um 40 Prozent auf 6900 Milliarden Kubikmeter wachsen. Davon benötigt die Landwirtschaft den größten Anteil. Damit wird Wasser zum Thema des 21. Jahrhunderts. Quelle: Water Resources Group
    Der Umweltbericht der Vereinten Nationen verweist darauf, dass im Jahr 2025 etwa 1,8 Milliarden Menschen in Regionen mit großer Wasserknappheit leben werden. Gegenwärtig sind bereits mehr als 60 Prozent der Ökosysteme geschädigt. Durch verschmutztes Wasser sterben in den Entwicklungsländern rund 3 Millionen Menschen pro Jahr, ein großer Anteil davon sind Kinder unter fünf Jahren. 39 Besonders der asiatische Kontinent leidet unter Wassermangel. Hier lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung; er verfügt jedoch lediglich über 36 Prozent der weltweiten Wasserressourcen. 40 Wally N’Dow, Generalsekretär des UN-Städtegipfels Habitat II, befürchtet sogar, dass in Zukunft Kriege ums Wasser ausbrechen könnten: „Früher war Öl der am meisten umkämpfte Rohstoff, bald wird es das Wasser sein“, meint er.
    Dies gilt natürlich besonders für die Ballungsgebiete, denn dort herrscht oft schon heute große Knappheit. Zu diesem Schluss kommt die WWF-Studie „Big Cities. Big Water. Big Challenges“ 41 , die im August 2011 anlässlich der Internationalen Weltwasserwoche in Stockholm veröffentlicht wurde. 42 Urbanen Großregionen und Metropolen auf dem gesamten Globus drohe demnach eine Zuspitzung der „Wasserkrise“. Bereits heute sei die Situation in den sogenannten Megacities beängstigend und in vielen Fällen untragbar. So führe etwa in Mexiko-Stadt die Übernutzung der Grundwasserreserven zu einem stetigen Absinken der Metropole um fünf bis 40 Zentimeter im Jahr, in manchen Stadtgebieten sogar noch mehr. Neben der direkten Auswirkung auf den Gebäudebestand steige dadurch das Risiko einer großflächigen Überflutung durch den See in der Stadtmitte.
    Die Arbeit stellt in Fallstudien weitere Problemstädte vor: Die Flüsse im argentinischen Buenos Aires könne man nur noch als „öffentliche Kloake“ bezeichnen. Kalkutta in Indien habe mit fäkaler Verschmutzung des Abwassers und einer hohen Arsenkonzentration im Grundwasser zu kämpfen. Die Stadtverwaltung sei nicht in der Lage, die alten Wasserleitungen und Abwassersysteme instand zu halten. Da der Wasserverbrauch für städtische Haushalte kostenfrei sei, werde Wasser verschwendet, und die Kostendeckung liege bei nur 15 Prozent.
    Shanghai wiederum habe eigentlich genügend

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