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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Straße. Der Gleiter beschleunigte weiter. Das Kind blickte mit weit aufgerissenen, unschuldigen und ach so entsetzten Augen auf – und blieb mitten auf der Straße stehen. Noch war genügend Zeit zum Bremsen. Der Gleiter schoss heran. Einzelne Leute stießen Warnschreie aus. Mütter kreischten erschrocken auf. Das Kind wandte sich halb um und machte sich torkelnd daran, davonzurennen. Dann gab der A-Grav-Gleiter Gas. Als wäre es mit voller Absicht geschehen. Der Gleiter erwischte das Kind, und unter dem entsetzten Aufschrei der Umstehenden wurde der Junge durch die Luft geschleudert, knallte auf den Boden. Blut spritzte. Der A-Grav-Gleiter bremste scharf ab. Ein uniformierter Fahrer sprang heraus. Leute rannten zum Unfallort. Der Fahrer zog eine Pistole und brüllte sie an, sie sollten zurückbleiben. Was sie auch taten.
    Dann ging der Mann mit großen Schritten auf den Körper des Jungen zu und blieb davor stehen. Er blickte zum Gleiter zurück. Ein Fenster glitt herunter, und die Leute glaubten zu erkennen, wie jemand winkend eine Anweisung erteilte. Der Fahrer hob den Körper von der Straße und warf ihn in den Gleiter, als handele es sich um einen Müllsack. Jemand stieß einen empörten Schrei aus. Der Fahrer fluchte und fuchtelte mit der Pistole herum. Doch die Menge war wütend. Einzelne setzten sich in Richtung Gleiter in Bewegung. Der Fahrer sprang wieder hinein und raste davon, hinter sich die erbosten Wähler. Wähler, die jetzt Tyrenne Yelads Namen verfluchten, den Namen des Wesens, der sie so sehr verachtete, dass er sogar ihre Kinder tötete.
    Im Innern des Gleiters schleuderte Raschid die Fahrermütze nach hinten. Neben ihm kam Bewegung in den kleinen Körper, der sich kurz darauf aufsetzte.
    »Gib mir einen verdammten Lappen«, sagte der Körper des Jungen.
    »Ein ziemlich guter erster Akt«, sagte Raschid und reichte dem Jungen ein Stück Stoff. Das verschmierte Opfer wischte sich das falsche Blut ab.
    Bei näherem Hinsehen konnte man die Falten im Gesicht des »Jungen« erkennen, auch den zynischen Ausdruck in seinen Augen. Er zündete eine riesige Zigarre an, inhalierte tief und stieß eine dichte Rauchschwade aus. Dieser Junge war schon seit mehr als 50 Jahren im Schauspielergewerbe.
    »Kriegst du das noch mal hin?« fragte ihn Raschid.
    »Kein Problem«, erwiderte der Junge. »Das mache ich noch drei- oder viermal, bevor ich müde werde. Und unvorsichtig, wenn du weißt, was ich damit meine.« Raschid nickte. Er wusste, was gemeint war.
    »Wie wäre es mit einer kleinen Trinkpause?« fragte der Junge.
    »Nix da. Zuerst die 36. Dann kriegt du deinen Drink.«
    Der Junge fluchte, doch Raschid kümmerte sich nicht darum. Raschid wusste sehr genau, dass der Schauspieler sehr zufrieden mit seiner Arbeit war.
     
    Lieutenant Skinner war sauer. Es war Sammeltag, und gleich der erste Anlaufpunkt hatte sie in miese Stimmung versetzt. Sie begann ihre Runde immer mit einem aufgeräumten kleinen Joyshop. Es handelte sich um eine Privatabmachung, also musste sie den Verdiener nicht daran beteiligen. Außerdem hatte sie da einen netten kleinen Joyboy, mit dem sie in den vergangenen Monaten an jedem Sammeltag ein wenig herumgemacht hatte. An diesem Morgen traf sie jedoch weder den Verdiener noch den Joyboy an.
    Der ängstliche und verdutzte Manager blubberte etwas davon, dass der Verdiener schon abgeholt worden sei. Er sagte, dass eine Stunde zuvor zwei sehr furchteinflößende Bullen vorbeigekommen seien und behauptet hätten, dass sie jetzt die Knete abholten und Skinner draußen sei. Sie mussten ihrer Forderung nicht sehr viel Nachdruck verleihen; das Gesicht des Besitzers wies einige Spuren auf, und er humpelte ein wenig. Außerdem hatten sie den Joyboy mitgenommen und gesagt, er arbeite jetzt in einem anderen Haus.
    Skinner war sich verdammt sicher, dass der kriecherische Besitzer sie nicht anlog, insbesondere, da sie ihm selbst noch eine ordentliche und professionelle Abreibung verpasste. Doch hinterher stürmte sie fluchend aus dem Joyshop und schwor blutige Rache. Dann erst wurde ihr bewusst, dass die Sache nicht so einfach war. Ihr Hauptmann wusste nichts von diesem kleinen Nebenverdienst. Frustriert, sauer und verunsichert darüber, wer diese frechen Bullen gewesen sein könnten, setzte Skinner ihre Runde fort, doch wo sie auch hinkam, überall erzählte man ihr die gleiche Geschichte. Skinner wurde nach und nach klar, dass die Runde, für die sie so viel Geld als Auszahlungen hingelegt hatte,

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