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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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hinaustreiben ließ. Das einzige Geräusch, das die Menge von sich gab, war ein unbewußtes Einatmen. Dann folgten die drei Richter des Tribunals und nahmen ihre Plätze auf der Richterbank ein.
    Als die Rechtsgehilfen ganze Wagen voller Dokumente hereinkarrten, wurde hier und dort unterdrückt geflüstert. Dekan Blythe nahm rechts außen seinen Platz ein. Er sollte die tadellose Funktion des Computers überwachen, der als offizielles Aufzeichnungsgerät eingesetzt wurde.
    Livie-Teams fuhren für eine Reihe symbolischer Nahaufnahmen dicht heran, wobei sie bei Warin begannen, sodann Rivas, dann die Königinmutter Apus und schließlich Sr. Ecu ins Bild nahmen. Der alte Diplomat wartete einige Sekunden und erhob dann die Stimme.
    »Das Verfahren dieses Tribunals ist hiermit offiziell eröffnet.«
    Ein einfacher Satz, doch er entlockte der Menge ein ehrfurchtsvolles Aufstöhnen. Jeder einzelne wusste, dass von diesem Moment an jedes geäußerte Wort ein direkter Angriff auf die Autorität des Kabinetts war.
    »Wir sind hier zusammengekommen, um uns die schweren Anschuldigungen, die gegen die Regierung dieses Imperiums vorgebracht werden, anzuhören und die Beweise sprechen zu lassen. Die Tatsache, dass dieses Verfahren unter bewaffneter Überwachung stattfindet, um uns vor genannter Regierung zu schützen, soll keinen Einfluss auf die Mitglieder des Tribunals haben. Alle drei Richter sind darin übereingekommen und haben es geschworen.
    Mein erster offizieller Akt dieser Anhörung besteht darin, jedes einzelne Mitglied des Kabinetts dazu einzuladen und aufzufordern, die Anschuldigungen, die gegen sie vorgebracht werden, zu beantworten oder zu widerlegen.
    Das ist keine leere Geste meinerseits. Ich persönlich bitte jeden einzelnen von Ihnen, der Einladung Folge zu leisten …
    Kommen wir jetzt zur Verlesung der Anklageschrift:
    Mitglieder des Privatkabinetts! Sie sind der Verschwörung zum Mord an der Person des Ewigen Imperators angeklagt.
    In Ihrer Abwesenheit wird automatisch zu Ihren Gunsten ein Nicht Schuldig angenommen«.
    Der Rest ging im Geschrei und dem aufbrausenden Gebrüll der Menge unter. Es dauerte drei weitere Stunden, bis das Gericht fortfahren konnte.
    Dann blieb nicht mehr viel Zeit, bevor sich das Gericht für den Rest des Tages zurückzog. Die einzige nennenswerte Handlung bestand darin, dass die drei Richter Strohhalme zogen, um zu entscheiden, wer von ihnen für das Privatkabinett sprechen sollte und wer für die Staatsanwaltschaft.
    Königinmutter Apus – die die Kraas nicht ausstehen konnte – wurde ihr glühendster offizieller Referent. Sten war höchst erstaunt darüber, wie rasch und problemlos sie diese Aufgabe trotz ihres Hasses auf die Zwillinge übernahm. Ebenso ihre Kollegen. Rivas, der zumindest teilweise zu Sr. Kyes neigte, wurde der Ankläger des Privatkabinetts. Seine Stimme nahm immer dann sofort eine bittere ironische Färbung an, wenn auch nur der kleinste Beweis gegen das Kabinett vorgebracht wurde.
    Sten hätte sich am liebsten unauffällig unter das Publikum gemischt, um alle Ereignisse genau zu verfolgen und mitzuerleben, wie Gerechtigkeit geübt wurde, so wie jedes andere normale Wesen, das das große Glück hatte, dabei sein zu dürfen.
    Aber das sollte, wie die Bhor gesagt hätten, seinem Schicksal nun mal nicht beschieden sein. »Wenn in den Schmieden der Götter zugeschlagen wird«, hatte Otho einmal gesagt, die Nase tief in sein Stregghorn getaucht, »ist es unser verdammtes Schicksal, immer der Hammer zu sein.«

 
Kapitel 27
     
    Poyndex war nicht gerade eine Ausgeburt an Temperament. Schon vor langer Zeit hatte er seine Unbeherrschtheit gemeinsam mit seinen Kinderspielsachen abgelegt. Mit dem Erwachsenwerden ließ er auch jede freudige Regung, jedes Hochgefühl hinter sich. Es gab tatsächlich keine Regung, die er nicht unter Kontrolle hatte. Ehrgeiz war die einzige Frucht, die er in seinem Garten gedeihen ließ, das Streben nach Macht war seine einzige Freude.
    Als nun seine Kabinettskollegen angesichts der »schockierenden und aus der Luft gegriffenen Beschuldigungen« von Sr. Ecus Tribunal vor Wut schäumten, lernte er zum ersten Mal in seinem Leben wahre Angst kennen. Er spürte, wie ihnen die Macht entglitt.
    Im selben Augenblick, als er Sr. Ecus Mordanklage via Livie-Ausstrahlung miterlebte, wusste er, dass sie rechtens war. Die Reaktion kam direkt aus dem Bauch. Noch auf dem Weg zur hastig einberufenen Kabinettssitzung erhärtete sich dieser spontane Eindruck.

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