Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
sie ebenso unverrückbar auf der Seite des Imperiums stand wie die Gurkhas. Für die vielen, vielen Leute, die sie schon einmal in den Livies gesehen hatten, waren die Gurkhas und das Imperium eins.
    Das Kabinett wollte die Gurkhas zurückhaben. Einmal, weil sich die Mitglieder mit diesen absolut ergebenen, absolut unbestechlichen Soldaten als Leibwächter schmücken wollten, und zum anderen, um ihren Regierungsanspruch zu legitimieren.
    Deshalb hatte man Captain Hosford losgeschickt.
    Hosford war vor Jahren – vor einem ganzen Leben, vor mehreren Leben, wie es ihm schien Commander der Gurkha-Leibgarde in Arundel, dem Palast des Imperators, gewesen. Damals war er ein junger, viel versprechender Offizier, zu höchsten Rängen berufen, wie jeder, der als Captain der Garde auserwählt wurde.
    Die Aufgabe war ehrenvoll und ließ dem jungen Offizier nicht viel Zeit für Privatleben, was auch Sten rasch herausfand, nachdem er Hosford auf seinem Posten abgelöst hatte.
    Alles verlief vorbildlich – bis Hosford sich verliebte. Komplett, unsterblich. So sehr, dass er sogar die Wände seines Quartiers mit gemalten Porträts von Maeve tapezierte. Maeve sagte nie etwas, doch für Hosford gab es keinen Zweifel; er musste sich entscheiden: seine Aufgabe oder sie.
    Er zog an allen Drähten, um herauszukommen. Die mächtigen Militärs waren jedoch überhaupt nicht damit einverstanden, wenn einer ihrer Auserwählten eigenmächtig die Pläne änderte, die sie für ihn geschmiedet hatten. Und so wurde ihm als einzige neue Stelle ein Abschiebeposten auf einer Pionierwelt angeboten. Hosford nahm an, und Maeve ging mit ihm.
    Damit war seine Karriere in der Garde gestorben. Er verzichtete auf seine Offizierslaufbahn, meldete sich auch nicht, als der Krieg mit den Tahn ausbrach, und zog statt dessen mit Maeve umher. Er hatte seine Reisen nicht großartig geplant, doch als er sie einmal nachverfolgte, fiel ihm auf, dass sie unweigerlich in einem völlig einleuchtenden Muster zur Erde führten.
    Und zu den Gurkhas.
     
    Die Gurkhas, die den Imperialen Dienst überlebten, mochten zwar reiche Männer sein, doch Nepal selbst war nach wie vor eine sehr primitive Provinz. Dafür sorgte der König des Landes, der seine Erbfolge bis in die Zeit zurückverfolgen konnte, in der die Berggötter geboren worden waren. Seine vornehmste Aufgabe bestand darin, Nepal und sein Volk zu beschützen. Das Land war ein heiliger Ort, von den Berggipfeln des Dhaulagiri, Annapurna und Chomolungma. bis hinab zum Geburtsort des Gautama Buddha im Lumbini-Tal. In der Praxis hieß das, dass es den Nepalesen verwehrt war, zu »zivilisiert« zu werden. Zwar starben sie nicht mehr an den gleichen Krankheiten wie früher, Tuberkulose war weitgehend ausgerottet, und ihre Lebensspanne hatte sich deutlich verlängert – wenn auch nicht dem »zivilisierten« Imperialen Standard gemäß –, doch nach wie vor führten die meisten ein entbehrungsreiches, primitives Stammesleben. Hosford wollte helfen.
    Es war nicht erlaubt, sich in Nepal niederzulassen. Fremden waren Reisen ins Land nur in begrenzter Anzahl und jeweils nur zu kurzen Besuchen erlaubt. Hosford und Maeve fanden eine Wohnung in Darjeeling, in der nicht weit entfernten Provinz Gurkhali, die früher einmal zu einer längst auseinander gebrochenen Nation namens Indien gehört hatte.
    Von dort aus tat er, was ihm möglich war. Er unterstützte die Erziehung und die Lehrer drinnen in Nepal, half jedem alten Soldaten, und er half den nicht gerade wenigen, vom Militär abgelehnten, verzweifelten, dicht vor dem Selbstmord stehenden jungen Männern dabei, Arbeit zu finden.
    Ihm und anderen ehemaligen Gurkha-Offizieren war es zweimal im Jahr erlaubt, nach Nepal einzureisen, um dort Pensionsgelder zu verteilen, alle möglichen technischen Kurse abzuhalten und neue Rekruten auszusuchen – bis vor sechs Jahren, als der Imperator ermordet wurde und die Gurkhas nach Hause zurückkehrten. Jedes Jahr erhielt Hosford von einem Vertreter des Privatkabinetts den Auftrag, einen weiteren Rekrutierungsversuch zu starten. Jedes Jahr wurde er mit einem Lächeln, einem Whisky und den Worten empfangen: »Wir dienen dem Imperator. Nur ihm.«
    In den ersten beiden Jahren versuchte er noch zu argumentieren: »Der Imperator ist tot. Wollen Sie etwa Ihre grandiose Militärtradition vernachlässigen?« Die Antwort lautete: »Nein, Captain. Wir sind nicht dumm. Sobald der Imperator zurückkehrt, sind auch wir wieder zur Stelle. Aber diesem

Weitere Kostenlose Bücher