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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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nicht zu einem magisch begabten Menschen«, sagte Tess.
    »Ihr wisst, dass Begarell gerade bei den Armen geradezu wie ein Heiliger verehrt wird«, meldete sich nun Eliasson zu Wort.
    Tess zuckte mit den Schultern. »Weil er so viel für sie getan hat, nehme ich an.«
    »Nein, das ist es nicht allein. Es heißt, er sei ein Heiler«, sagte Eliasson. »Es kursieren seltsame Geschichten darüber. Zwei Wochen nach dem Ableben Weiksells hielt sich Begarell auf seinem Landsitz in der Nähe von Fyros auf, um sich auf die erste Sitzungswoche des Parlaments vorzubereiten. Erst kurz zuvor hatte er das Reiten für sich entdeckt und erkundete die Wälder der Umgebung. Als er zurückkehrte, kam es zu einem folgenschweren Unfall. Ein kleines Mädchen, die Tochter der Köchin, spielte draußen mit ihrem Hund, der plötzlich außer Rand und Band geriet, als er das Pferd sah. Das Reittier ging durch und trampelte das Kind nieder.« Eliasson versuchte zu lächeln. »Es war ein schrecklicher Anblick. Ein Bein war so gebrochen, dass der Knochen hervorschaute, und der Kopf ...« Eliasson schluckte. »Der Kopf hatte eine große, eine sehr große Wunde.« Er räusperte sich und nahm einen Schluck Tee aus der Tasse, die vor ihm stand. »Begarell sah das Unglück und lief zu dem Mädchen. Wir alle dachten, es sei tot, doch es atmete noch. Aber das machte keinen Unterschied, nicht für uns, denn wir dachten, das Kind würde ohnehin sterben. Als Begarell seinen Atemzug spürte, sagte er nur: Alles wird gut. Ich werde diese Worte nie vergessen. Alles wird gut. Als würde die kleine Anna schlafen und manmüsse sie nur wecken. Dann legte er ihr die Hand auf. Zwei Dinge geschahen dann gleichzeitig. Das Pferd wieherte, wurde unruhig und ging zu Boden. Doch das Mädchen ...« Eliasson lachte. »Das Mädchen holte tief Luft, schlug die Augen auf und lächelte uns alle an, als hätte es gerade den schönsten Traum seines Lebens gehabt. Und es war völlig unversehrt, seine Wunden waren geheilt. Das Pferd war übrigens tot, was in all der Freude und dem Durcheinander zunächst niemandem auffiel. Als der erschrockene Stallbursche Begarell darauf aufmerksam machte, zeigte der Präsident eine erstaunliche Reaktion. Er sagte nur, die Waagschale des Lebens sei unerbittlich. Sie gleiche alles aus. Da hatte ich zum ersten Mal die Ahnung, dass er ein Eskatay ist.«
    »Weil er das Kind geheilt hat?«, fragte Tess.
    Eliasson schüttelte den Kopf. »Es geht dabei vielmehr um das Wie. Jemand, oder in diesem Fall etwas , musste einen Preis für die Rettung zahlen.«
    »Das Pferd«, sagte York.
    »Begarell kann kein Leben schenken, so gerne er das möchte. Er kann heilen, und das auch nur, wenn er die Gewichte in der Waagschale austauscht.«
    »Aber ist er nun ein Gist oder ein Eskatay?«, fragte Tess.
    »Wir glauben, dass er ein Eskatay ist«, sagte Henriksson.
    »Nun, wie auch immer: Wir wissen, was es bedeutet, wenn die Eskatay versuchen, die Herrschaft an sich zu reißen«, sagte Henriksson. »Man muss nicht die alten Geschichten kennen, um zu wissen, was auf dem Spiel steht.«
    »Tess und ich sind nicht die einzigen Gist«, sagte York bedrückt. »Da gibt es noch einen anderen Jungen, HakonTarkovski. Er wird im Staatsgefängnis festgehalten, wo man ihn genauer untersuchen will.«
    »Dann sind wir alle in großer Gefahr«, sagte Eliasson. »Wir müssen fort von hier. Am besten noch heute.«
    »Dann wären wir auf der Flucht«, sagte Solrun.
    »Sind wir das nicht ohnehin?«, brummte Eliasson. »Ich laufe nicht gerne davon.«
    »Vielleicht müssen wir das gar nicht«, sagte York und holte aus der Hosentasche den Zettel mit den Zahlen. »Bevor mein Vater starb, hat er dafür gesorgt, dass ich das hier bekomme.«
    »Darf ich mal sehen?«, sagte Henriksson.
    »Natürlich.« York reichte ihm das Papier.
    »Das sind geografische Koordinaten. Sie markieren einen Ort ziemlich hoch im Norden«, sagte Eliasson, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte.
    »Was befindet sich dort?«, fragte Solrun.
    »Etwas, was mein Vater ›Station ii‹ nannte. Sie befindet sich zweihundert Meilen südöstlich von Horvik, einer kleinen Bergarbeiterstadt in der Polarregion«, sagte York. »Sie muss für Begarell und seine Leute ziemlich wichtig sein. Wenn wir herausfinden wollen, was die Eskatay vorhaben, müssen wir dorthin.«
    Henriksson, Eliasson und Solrun schwiegen nachdenklich.
    »Ich glaube, dass York Recht hat«, sagte Tess. »Wir dürfen nicht dasitzen und abwarten, bis

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