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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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grünen Bereich. Lennart legte den Gang ein, und ohne sich noch einmal umzusehen, fuhr er los.
     
    Die Kontrollpunkte waren auch in der Nacht besetzt, aber die passierten sie dank Hakons Fähigkeiten ohne Probleme. Lorick war um diese Zeit eine Geisterstadt. Nur die Hochöfen im Osten überzogen den nächtlichen Himmel mit einem rötlichen Schimmer.
    Maura und Melina waren wieder eingeschlafen und auch Hakon versuchte ein Nickerchen zu machen. Silvetta sprach kein einziges Wort. Lennart hatte auch keine Lust, jetzt mit ihr eine Diskussion über sein Leben und die Fehler, die er begangen hatte, zu führen. Insgeheim bewunderte er Hakon.
    Er wusste, wie schwer es ihm fiel, in der Gegenwart anderer Menschen nicht seine Ohren zu spitzen. Am Anfang war es ganz spannend gewesen, in fremden Erinnerungen zu stöbern, aber er hatte früh lernen müssen, dass nicht alle Erfahrungen positiv waren. Andere Menschen, Menschen wie Swann, hätten diese Gabe skrupellos zum eigenen Vorteil genutzt. Hakon hingegen wollte einfach nur ein normales Leben führen. Und er machte sich heftige Vorwürfe, dass er seine Zieheltern nicht hatte retten können. Ständig musste er an sie und an seine Schuld denken, die ihn von innen heraus auffraß. Doch auch diese Qual ließ er sich nicht anmerken, weil er der Überzeugung war, dass sie niemanden etwas anging.
    Das Denken dieses Jungen war nicht mehr das eines Fünfzehnjährigen. Da sich ihm so viele Leben mitgeteilt hatten, setzte sich sein Geist aus einer Vielzahl von Erfahrungen zusammen, wie sie ein Mensch mit einer normalen Lebensspanne niemals haben konnte.
    Kurz vor Sonnenaufgang ließen sie die Stadtgrenze hinter sich und Lennart musste zum ersten Mal anhalten, um den Vergaser neu zu befüllen. Mittlerweile schlief auch Silvetta, weshalb er sich entschloss, einfach weiterzufahren.
    Den zweiten Stopp legte er ein, als sie die ersten Ausläufer der Vaftruden erreichten. Zunächst war die Landschaft sanft hügelig, sodass der Wagen keine Probleme hatte, die Steigungen zu bewältigen. Doch je näher sie dem gewaltigen, schneebedeckten Massiv kamen, desto mehr hatte der Coswig zu kämpfen. Lennart fragte sich, wie es werden würde, wenn sie sich eine der Passstraßen hinaufquälen mussten.
    Gegen acht Uhr erreichten sie eine Gaststätte. Lennart bog von der staubigen Landstraße ab und parkte den Wagen. Der Motor erstarb. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, die nach Wald und Blumen roch. Eine Ahnung von Sommer lag in der Luft. Der Tag würde heiß werden.
    Maura und Melina schlugen als Erste die Augen auf. Sie streckten sich gähnend und schauten sich um, geblendet von der tief stehenden Morgensonne.
    »Wo sind wir, Papa?«, fragte Maura.
    »In der Nähe von Jochfäll, kurz vor den Vaftruden.« Melina war jetzt hellwach. »Die Vaftruden? Wo?« Sie schaute sich hektisch um.
    »Hinter dir, bist du blind?«, sagte Maura, und hopste aufgeregt auf dem Rücksitz auf und ab.
    »Oh Mann«, flüsterte Melina. »Sind die hoch!«
    Lennart lächelte. »Der höchste Gipfel, das ist der Silfhöppigen, ragt gut 14 000 Fuß in die Höhe. Der Schnee auf seinem Gipfel schmilzt nie.«
    »Was? Da oben ist immer Winter?«, fragte Maura. »Können wir da einmal hoch?«, bettelte Melina. »Bitte, Papa.«
    Jetzt wurde auch Silvetta wach. Sie rieb sich die Augen, streckte sich und lächelte ihre Kinder an.
    »Guten Morgen«, sagte sie und strich den beiden über die Wange. Lennarts Herz setzte für einen Moment aus. Er war erleichtert, dass sie wieder lächeln konnte.
    Er ging hinüber zur Herberge und drückte die Klinke hinunter. Die Tür war verriegelt. Lennart suchte nach einer Klingel und als er sie nicht fand, klopfte er an das Fenster.
    Es dauerte einige Minuten, bis er Schritte hörte. Eine Frau, bekleidet mit einer Schürze und die Haare unter einem Tuch zu einem Zopf gebändigt, öffnete ihm.
    »Guten Morgen«, sagte sie mit einem fragenden Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Guten Morgen«, erwiderte Lennart den Gruß. »Ich wollte fragen, ob Sie schon geöffnet haben. Meine Familie und ich sind die ganze Nacht durchgefahren und würden gerne etwas frühstücken.«
    Hinter dem Haus muhte eine Kuh. Die Frau, die neben der Gastwirtschaft wohl auch noch einen kleinen Hof betrieb, schaute zum Automobil.
    »Ja«, sagte sie. »Kommen Sie nur herein. Sie werden sich aber einen Moment gedulden müssen.«
    »Das ist kein Problem.« Er winkte die anderen zu sich herüber.
    Mit einem interessierten Blick auf Hakon, Silvetta

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