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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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ja im Dienst.«
    Elverum wollte etwas sagen, aber Lennart kam ihm zuvor. »Ein Früchtetee wäre hervorragend.«
    Sein Kollege schaute ihn an, als hätte er den Verstand verloren, doch Lennart ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Nun sagen Sie schon! Haben Sie Neuigkeiten von meinem Karel?«, fragte sie aufgeregt.
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht. Sie müssten uns einige Fragen beantworten.«
    Sie zog einen der Küchenstühle zurück. »Jetzt nehmen Sie doch Platz.«
    Lennart nahm die Einladung an. Elverum setzte sich seufzend auf die Eckbank und legte die Aktentasche vor sich auf den Tisch.
    »Wie lang ist es jetzt her, dass Ihr Mann verschwunden ist?«
    »Ein Jahr, zwei Monate, drei Wochen und vier Tage«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen. »Und ich hoffe immer noch, dass er eines Tages vor der Tür stehen wird und mich in seine Arme schließt. Aber das ist wohl ein unerfüllbarer Wunsch, nicht wahr?« Sie lachte nervös. »Wissen Sie, alles wäre nicht so schlimm, wenn ich endlich Gewissheit hätte, dass mein Karel tot ist.« Sie füllte zwei Tassen und stellte sie mit zitternder Hand auf den Tisch. »Nun trinken Sie, solange der Tee noch heiß ist.«
    »Sie nicht?«, fragte Lennart.
    Frau Sigrunsdottir schüttelte den Kopf. »Also, warum sind Sie hier?«
    Elverum öffnete die Tasche und holte die Akte von Karel Tsiolkovski heraus. »Darf ich fragen, warum Sie als Ehepaar zwei unterschiedliche Nachnamen hatten?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Karel wollte das so.« »Erkennen Sie eines der Kleidungsstücke wieder?«, fragte Elverum und schob ihr die Ambrotypien, die man von denKleidern der Toten gemacht hatte, über den Tisch. Frau Sigrunsdottir zog die Tischschublade auf und holte eine Lupe hervor. »Sie müssen entschuldigen, aber ich bin in der letzten Zeit ziemlich kurzsichtig geworden.« Sie beugte sich über die Bilder und untersuchte gewissenhaft jedes einzelne und schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein«, murmelte sie. »Nein, diese Sachen habe ich noch nie gesehen.« Sie legte die Lupe auf den Tisch und schaute Elverum an. »Ich vermute, die Sachen gehören zu einer Leiche, nicht wahr?«
    Der Oberinspektor nickte.
    »Wann haben Sie sie gefunden?«
    »Vor drei Wochen.«
    Frau Sigrunsdottir runzelte die Stirn. »Vor drei Wochen? War das dieser Mann ohne Kopf, von dem die Zeitungen berichtet haben? Und wo es auch noch eine Frau gab?«
    »Ja, so ist es.«
    »Wie soll ich da die Kleidung erkennen?«, erklärte sie geduldig. »Glauben Sie nicht, dass mein Mann in der Zwischenzeit neue Sachen gekauft hätte?«
    »Doch, das denken wir auch. Aber wir wollen nichts unversucht lassen, nicht wahr?«
    Frau Sigrunsdottir nickte und nahm sich noch einmal die Bilder vor, diesmal gründlicher. Zehn Minuten ging das so, Elverum wurde bereits sichtlich ungeduldig, als sie plötzlich innehielt. »Können Sie mir sagen, was das ist?« Sie tippte mit dem Finger auf das Revers des Anzugs.
    Lennart nahm ihr die Lupe aus der Hand und schaute durch die Linse. »Es sieht aus wie eine Anstecknadel.«
    Frau Sigrunsdottir riss ihm das Glas aus der Hand undschaute noch einmal genauer. »Können Sie die Form erkennen?«, fragte sie.
    »Ich würde sagen, dass es eine Rose ist. Sie könnte aus Silber sein.«
    Die Frau ließ die Lupe fallen und schlug die Hand vor den Mund. Tränen schossen ihr in die Augen und sie stieß ein hohes Wimmern aus. »Die Rose hat Karel gehört. Ich habe sie ihm zu unserem ersten Hochzeitstag geschenkt. Oh mein Gott!«, schluchzte sie. »Mein Mann ist tot.«
    Obwohl die Tragik dieser Enthüllung auch Lennart erfasste, konnte er eine gewisse freudige Erregung nicht unterdrücken. Wenn es stimmte, was die Frau sagte, hatte gerade der erste Tote einen Namen bekommen.
    »Sind Sie vielleicht im Besitz einer Ambrotypie Ihres Mannes ?«, fragte Elverum.
    Frau Sigrunsdottir schüttelte den Kopf. »Nein«, brachte sie hervor. »Wir wollten immer ein Bild von uns beiden machen lassen, hatten aber nie Geld dafür gehabt.«
    Lennart konnte die Enttäuschung von Elverums Gesicht ablesen. »Haben Sie sonst noch Sachen von Ihrem Mann?«
    Sie schnäuzte sich geräuschvoll. »Nicht viele. Karel war kein Mensch, dessen Herz an Dingen hing. Kommen Sie mit nach oben, ich zeige Ihnen sein Schlafzimmer.«
    Lennart runzelte die Stirn. »Sie hatten getrennte Schlafzimmer?«
    »Karel legte sehr viel Wert auf seine Privatsphäre, und mir war es recht. Wir ließen uns die Freiräume, die wir benötigten.« Sie stand auf

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