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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Frauen, auf die das Profil zutrifft.« Er holte einen Stapel Akten hervor. »Persson und Holmqvist nehmen sich die eine Hälfte zur Brust, Elverum und ich die andere. Sie werden in jeder Akte Ambrotypien der Kleidung finden. Wenn wir schon keine Köpfe zum Identifizieren haben, hilft uns vielleicht der Modegeschmack der Toten weiter.«
    Persson und Holmqvist schauten verstohlen zu Elverum, der wütend die Augen verdrehte. »Was erwartet ihr von mir? Ein schriftliches Gutachten? Los, ihr habt den Chefinspektor gehört. Macht euch an die Arbeit.«
    Die beiden Polizisten grunzten, standen auf und nahmen sich jeder einen Stapel.
    »Für morgen Früh erwarte ich einen schriftlichen Bericht von euch beiden«, rief Elverum ihnen hinterher. Er schüttelte verständnislos den Kopf, dann stand er auf und betrachtete die Tafel genauer. »Persson hat Recht«, sagte er und betrachtete die Ambrotypen der Leichen genauer. »Das Ganze ist absurd.«
    Lennart zuckte die Achseln. »Ja, auf den ersten Blick ist es das vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass es ihnen in erster Linie darum ging, Spuren zu verwischen.«
    Elverum schaute Lennart prüfend an. »Sie meinen, es geht wirklich um die Köpfe?«
    Lennart nickte. »Wenn wir sie gefunden haben, werden wir vermutlich auch wissen, warum sich die Damen und Herren auf diese unappetitliche Art vom Leben in den Tod haben befördern lassen.«
    Elverum seufzte, als er den Aktenberg sah. »Na, dann machen wir uns mal besser auf den Weg.«
    Es war ein mühseliges Geschäft. Die einzelnen Adressen lagen weit verstreut und Lennart ärgerte sich, die Akten nicht vorher sortiert zu haben. In den meisten Fällen machte man ihnen noch nicht einmal die Tür auf, was aber wohl daran lag, dass die Leute um diese Zeit bei der Arbeit waren.
    Oversholm, die letzte Station, war nicht das, was man eine gutbürgerliche Wohngegend nannte, das erkannte Lennart spätestens an den wenigen Automobilen, die hier durch die Straßen fuhren. Die Vorgärten der heruntergekommenen winzigen Reihenhäuser waren ungepflegt. Einige der Bewohner hielten in Käfigen Karnickel, denen man vermutlich das Fell über die Ohren zog, wenn das Geld nicht bis zum Monatsende reichte.
    Ein weiteres Zeichen für die Armut waren die vielen Kinder, die auf der Straße spielten. Es waren rotznasige Blagen, barfüßig und in zerschlissener Kleidung, die den Anschein machte, als sei sie schon mehrfach weitergereicht worden. Keines der Kinder war älter als zwölf Jahre – die Älteren mussten vermutlich bereits in einer der Fabriken ihr Brot verdienen.
    Als die beiden Polizisten das Haus mit der Nummer 313 ansteuerten, kamen die Kinder sofort angerannt und stellten sich nasebohrend an den Zaun, um zu sehen, was da wohl vor sich ging. Fremde sah man nicht oft in diesem Viertel. Und wenn es gut gekleidete Männer waren, die mit einem Automobil kamen, konnte man annehmen, dass es interessant werden würde.
    Elverum betätigte den Klopfer und trat einen Schritt zurück. Es dauerte einen Moment, bis sie hörten, wie jemand langsam herangeschlurft kam. Dann wurde vorsichtig die Tür geöffnet.
    »Was ist?«, fragte eine Frau und spähte misstrauisch durch den Spalt. Der Gestank von gedünstetem Kohl schlug ihnen entgegen.
    »Frau Sigrunsdottir?«, fragte Lennart.
    »Ja.«
    Lennart zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn der Frau unter die Nase. »Ich bin Chefinspektor Lennart und das ist mein Kollege, Oberinspektor Elverum.«
    Hastig legte die Frau die Kette zurück und riss die Tür auf. »Sie sind von der Polizei? Oh bitte, kommen Sie doch herein!« Zu den Kindern gewandt rief sie: »Und ihr könnt wieder verschwinden. Hier gibt es nichts zu sehen, habt ihr verstanden?«
    Der älteste Junge machte eine obszöne Geste, woraufhin die anderen schallend lachten. Dann trollten sie sich, um mit einer leeren Blechbüchse Fußball zu spielen.
    »Diese Kinder bringen mich irgendwann noch mal um den Verstand. Werden in die Welt gesetzt und dann sich selbst überlassen. Und was kommt dabei heraus? Nachwuchs für die Boxvereine.« Sie hielt abrupt inne und lächelte schüchtern. »Da stehe ich hier und rede über Dinge, die Sie sowieso schon wissen, wo Sie doch bestimmt Durst haben.«
    Bevor Lennart etwas sagen konnte, war sie an ihnen vorbei in die winzige Küche gehuscht. Die beiden Polizisten schauten sich vielsagend an.
    »Was darf ich Ihnen anbieten? Früchtetee, Kräutertee oder etwas Härteres?« Sie schüttelte den Kopf. »Ach Unsinn, Sie sind

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