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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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geschehen, aber warum wankte der Boden so sehr? Tess lehnte sich gegen eine Hauswand und wartete einen Augenblick, bis sich der Schwindel gelegt hatte. Langsam meldete sich auch ihr Gehör wieder zurück.
    Verdammt, die Menschen in dem Geschäft! Sie musste ihnen helfen!
    Tess schaute sich um. Es schien noch andere erwischt zu haben. Einige richteten sich jetzt taumelnd wie Schlafwandler auf, aber die meisten blieben inmitten ihrer verstreuten Einkäufe einfach liegen, als gäbe es nichts Weicheres als das Straßen pflas ter.
    Tess stolperte weiter, dann verließen sie die Kräfte und sie kippte einfach nach hinten. Wie durch ein Wunder fingen sie zwei Hände auf. Sie blinzelte und sah in ein entsetztes Gesicht, das sich dunkel gegen den blauen Himmel abzeichnete.
    »Sind Sie Morten Henriksson?«, lallte sie benommen. Der Mann sagte etwas.
    »Sie müssen lauter reden. Ich höre etwas schlecht«, sagte sie und musste lachen.
    »Ja, ich bin Morten Henriksson.«
    »Was für ein Glück«, sagte Tess erleichtert und fingerte mit ihrer blutigen Hand in der Stofftasche herum. »Nora schickt mich. Ich habe ein Buch für Sie.« Sie musste husten. Und lachen. Und husten. Und lachen. Und bald konnte sie nicht anders, als beides gleichzeitig zu tun. Dann wurde sie endlich ohnmächtig.
     
    ***

Hagen Lennart hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blinzelte hinauf in den blauen Himmel, von dem eine Sommersonne schien, die den Hügel, auf dem sie lagen, inein weiches Licht tauchte. Die Knie seiner Hose hatten Grasflecken, die obersten Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet und die Ärmel nach oben gekrempelt. Maura und Melina, seine Kinder, seine Herzenszwillinge, sein Daseinszweck, spielten ausgelassen Fangen und quietschten immer wieder laut auf, wenn die eine die andere am Saum ihres Kleides erwischt hatte. Hummeln taumelten summend durch die Luft. Einige Vögel saßen in den Bäumen und schimpften, als wären sie mit diesem perfekten Tag ganz und gar nicht einverstanden. Silvetta lag neben ihm, den Kopf auf die Hand gestützt. Sie schaute ihn verliebt an, wie sie es seit Jahren nicht getan hatte, und Lennart fielen auf Anhieb ein Dutzend Dinge ein, die er in diesem Moment am liebsten mit ihr angestellt hätte. Er seufzte, drehte sich zu ihr um und spielte mit ihrem roten Haar, wickelte es um seinen Finger und zog sie zu sich hinab, um ihr einen langen Kuss zu geben. Ihre Lippen waren nur einen Atemzug voneinander entfernt, als es klingelte. »Ich werde mich von dir trennen«, sagte Silvetta und lächelte noch immer honigsüß. Dann klingelte es erneut und Lennart schreckte hoch.
    Es war Nacht. Durch den Spalt der zugezogenen Vorhänge fiel das Licht der Gaslaternen, die die Straße beleuchteten. Lennart tastete nach dem Wecker und schaute auf die fluoreszierenden Zeiger. Es war kurz nach drei. Wieder klingelte es, diesmal länger und drängender. Lennart stand fluchend auf. Wer immer vor der Tür stand, er würde die Kinder wecken. Lennart nahm seinen Hausmantel, der über einem Stuhl hing, und tapste durch den Flur zur Wohnungstür.
    »Ja?«, brummte er. »Was ist?«
    »Ich bin es«, sagte eine Stimme, die ganz offensichtlich Elverum gehörte. Lennart zog sich den Mantel über, löste die Kette und öffnete die Tür.
    »Ich hoffe, Sie haben einen triftigen Grund, mich und meine Familie um diese Zeit zu wecken«, knurrte Lennart. »Reicht eine Leiche?«
    Lennart war schlagartig hellwach. »Kopflos?«
    »Nein, diesmal nicht«, sagte Elverum beinahe entschuldigend.
    »Weiß man schon, um wen es sich handelt?«
    »Man hat den Körper noch nicht bergen können, er steckt in einem Wehr fest.«
    »Ich ziehe mich an«, sagte Lennart resigniert. »Lassen Sie mir noch fünf Minuten.«
    Ohne die Antwort des Oberinspektors abzuwarten, ging Lennart zurück ins Schlafzimmer. Silvetta hatte sich auf ihrer Seite des Bettes umgedreht, sodass sie ihm den Rücken zukehrte. Er spürte, dass sie wach war. Trotzdem nahm er so leise wie möglich seine Sachen vom Stuhl und schlich ins Bad, wo er eine Lampe entzündete. Müde betrachtete er sein Gesicht im Spiegel und strich sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. Schließlich putzte er sich nur die Zähne und zog sich an.
    »Wieso sind Sie eigentlich schon auf?«, fragte Lennart, als er vorsichtig die Tür hinter sich zuzog.
    »Ich habe Bereitschaft«, sagte Elverum.
    »Haben Sie keine Familie?«, fragte Lennart, dem peinlich bewusst wurde, dass er Elverum noch nie danach gefragt

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