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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Leuchtstoffröhren. Statt dessen flammten nun rote Glühbirnen auf, die in regelmäßigen Abständen an der Decke angebracht waren. Weit entfernt heulte eine Sirene auf.
    Eilig, aber nicht überstürzt, entfernten sich die Wissenschaftler aus dem Flur. Erst als ihre Schritte verhallt waren und Mersbeck sicher war, dass sich niemand mehr in der Nähe aufhielt, schob er den Wagen mit quietschendenRädern vorsichtig in ein Labor der Sicherheitsstufe 4 – der höchstmöglichen. In diesem Raum, der baulich vom Rest des Komplexes abgetrennt war, wurde nicht nur die Zu- und Abluft gefiltert, sondern es herrschte dort auch ein leichter Unterdruck, damit keine Schadstoffe entweichen konnten. Um dieses Labor zu betreten, musste Mersbeck eine Schleuse aktivieren. Er wusste natürlich, dass diese Einrichtung nur bei der Untersuchung hoch ansteckender Krankheitserreger ihren Zweck erfüllte. Aber ein geringer Schutz war immer noch besser als keiner.
    Mersbeck zog sich einen der Mehrschichten-Schutzanzüge an, der über einen Schlauch mit Atemluft versorgt wurde. Schließlich schob er den Wagen in die Schleuse und zog die Tür hinter sich zu. Er legte einen Hebel um, der den Druck ausglich. Mit einem Zischen öffnete sich die innere Tür. Mersbeck achtete darauf, dass er sich nicht in dem spiralförmig gewundenen Sauerstoffschlauch verhedderte, und schob den Wagen zu einem großen, blank polierten Arbeitstisch.
    Mersbeck mochte diesen Arbeitsplatz. Er liebte die klaren Formen, die rechten Winkel, die bis ins Detail durchdachte Ausstattung. Alles hier war seiner Zeit weit voraus. Die Geräte wurden nicht mit Kohle oder Gas, sondern mit der erst vor wenigen Jahren entdeckten Delatour-Kraft betrieben. Es gab Kühlaggregate, die so stark waren, dass sie in wenigen Minuten eine Viertelgallone Wasser in Eis verwandeln konnten. Zusammen mit der Ventilation ergab sich daraus eine überaus effiziente Anlage, die für eine gleichbleibende Raumtemperatur sorgte. Betrieben wurde alles von einem mit Dampfgenerator, der an das Heizungs systemder Treibhäuser angeschlossen war und schon jetzt den Energiebedarf kaum decken konnte.
    Dies alles basierte auf einer Technologie, die sich noch in der Erprobung befand und die ohne die vorgeschichtlichen Funde das theoretische Stadium niemals verlassen hätte. Vor zwei Jahren hatte man bei einer anderen Ausgrabungsstätte etwas gefunden, was wie ein verbackener Klumpen von oxidiertem Kupfer und schwachem Magnetit aussah. Dem leitenden Physiker von Station 11, Professor Frederik Wissdorn, war es gelungen, das Gerät zu rekonstruieren und er war überrascht gewesen, eine Maschine vor sich zu haben, die große Mengen von Wechselstrom erzeugen konnte.
    Doch nicht immer hatten sie dieses Glück. Die Mehrzahl der Artefakte fand man tief unter der Erde zufällig beim Vortrieb neuer Bergstollen. Die meisten Funde waren nur unförmige Klumpen, die eine ungewöhnlich hohe Dichte exotischer Metalle aufwiesen. Nur selten war ein Objekt darunter, bei dem die Form Rückschlüsse auf ihre Funktion zuließ. Wie diese Waffe in der Kiste.
    Mersbeck schob den Bleibehälter zu einer durch ein mechatronisches Zahlenschloss gesicherten Stahltür. Er drehte an dem Rad und bewegte die Riegel nach oben. Die beiden Flügel schwangen auf und gaben den Blick auf einen Tresorraum frei, der genauso groß wie das Labor war. Rechts und links der Tür standen brummende Kühlschränke mit biologischen Proben, die Mersbeck jedoch nicht interessierten.
    Stattdessen öffnete er auf der anderen Seite des Raumes eine zweite Stahltür, hinter der sich ein Raum verbarg, zu dem nur er Zugang hatte. Auch hier gab er wieder einenZahlencode ein, der jedoch weitaus komplexer als der erste war und den er jeden Tag änderte.
    Die Tür schwang auf und eine Leuchtstoffröhre erwachte flackernd zum Leben. Der schwarz gekachelte Raum war nicht besonders groß, er maß zehn mal zehn Fuß und seine Decke war beängstigend niedrig. Aber er beherbergte einen unbezahlbaren Schatz. Auf einem Sockel stand eine hölzerne Kiste, die wie der Behälter für eine Spieluhr aussah. Nur dass sie eines von einem halben Dutzend Eskatons enthielt, die das Kollektiv besaß.
    Diese blumenartigen, anorganischen Lebensformen waren für die Transformationen verantwortlich, die aus einem ganz normalen Menschen einen magisch begabten Eskatay machten – vorausgesetzt, er überlebte den Kontakt mit den Sporen, die der Kelch dieser rätselhaften Blüten seinem Opfer ins Gesicht

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