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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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anniest. Hier ist aber niemand, der mich beißen könnte oder einen Schnupfen hat. Und wie es aussieht, sind die armen Teufel hier mutterseelenallein gestorben.«
    »Mutterseelenallein?«, sagte Eliasson. »So sicher wäre ich mir da nicht. Ihr habt ja selbst das Tagebuch gelesen. Etwas hat sie belauert.«
    »Aber nicht angegriffen!«, sagte Henriksson.
    »Einem Mitglied der Expedition wurde die Kehle durchgebissen.«
    »Die Koroba hatte sie schon vorher im Griff gehabt«, wandte Hakon ein.
    »Sie glauben also, dass es keine Infektion ist?«, fragte York Henriksson.
    »Es gibt keine Übertragung«, sagte dieser. »Es muss also etwas sein, was sich in der Luft oder im Wasser befindet.«
    »Ein Gift?«, fragte Hakon.
    »Kann sein. Wobei ich mich frage, warum ihr beide stärker betroffen seid als Paul und ich.«
    »Vermutlich liegt es an unserer Begabung«, sagte Hakon.
    »Wie dem auch sei, wir müssen fort von hier.« Eliasson steckte das Tagebuch in den Rucksack zu den Vorräten. »Ich schaue, ob draußen noch etwas ist, was wir gebrauchen können.«
    »Dann werde ich in der Zwischenzeit nach den Waffen suchen«, sagte Henriksson und stapfte mit schweren Schritten hinaus.
    »Komm, Hakon«, sagte York. »Wir öffnen in der Zeit einige Konserven. Aprikosen im Saft klang sehr gut. Ich bin vollkommen ausgedörrt.« Er drehte die Dose in der Hand, fand aber keine Lasche, an der man sie öffnen konnte. »Weißt du, wie man diesem Ding hier zu Leibe rückt?«, fragte er schließlich ratlos.
    »Noch nie etwas von einem Büchsenöffner gehört?«
    York, der sein bisheriges Leben in einer Villa mit einem Heer von Bediensteten verbracht hatte, sah ihn verwirrt an. »Nein. Was ist das?«
    Hakon ging hinüber zur provisorischen Küchenecke und durchsuchte den Besteckkasten.
    » Das hier ist ein Büchsenöffner«, sagte er schließlich und hielt einen Doppelhaken mit Holzgriff in die Höhe.
    »Oh«, sagte York nur, als er sah, was Hakon meinte. »Tut mir leid, aber du weißt ja, ich bin sozusagen in einem goldenen Käfig aufgewachsen. Ich bin froh, dass ich wenigstens alleine meine Schuhe zubinden kann.«
    Hakon schleppte sich zurück an den Tisch und ließ sich neben York auf die Bank fallen. Dabei versuchte er die ganze Zeit möglichst keinen Blick auf die Betten zu werfen, auf denen die Leichen unter ihren Decken lagen. Eigentlich müsste man sie begraben, dachte er. Aber ihm persönlich fehlte die Kraft dazu. Er schaffte es ja noch nicht einmal, eine Büchse zu öffnen. Als er zum dritten Mal abgerutscht war, nahm ihm York das Werkzeug aus der Hand.
    »Du musst den unteren Haken am Dosenrand ansetzen und dann den oberen Haken in den Deckel drücken«, sagte Hakon.
    »Was du nicht sagst«, brummte York und setzte den Dosenöffner ein paarmal falsch an, aber dann hatte er den Dreh raus. »Tadah!«, sagte er schließlich, als wäre ihm ein besonders beeindruckender Trick gelungen.
    »Wunderbar.« Hakon zwang sich zu einem Lächeln. »Wenn wir dieses Abenteuer überstehen, können wir ja zusammen im Zirkus meines Vaters auftreten. Tarkovski und Urban! Das wäre eine Nummer, die alle von den Stühlen reißt ...« Dann erlosch sein Lächeln und er verfiel in dumpfes Schweigen.
    »Du musst an deine Familie denken, nicht wahr?«, fragte York.
    »Hellsehen ist mein Metier, schon vergessen?«, sagte Hakon und seufzte. »Tut mir leid, war nicht so gemeint. Tatsächlich kreisen meine Gedanken die ganze Zeit um zwei Dinge: Werden wir diesen tödlichen Wald überleben? Oder werden wir dorthin gehen, wo meine Familie schon ist?«
    »Du glaubst, sie sind tot?«
    »Ich habe Swann in den Kopf geschaut. Ich konnte zwar nicht alles sehen, aber ich glaube, sie wurden an einen schrecklichen Ort gebracht.«
    »In ein Lager«, vermutete York, der von seinem Vater wusste, dass es überall im Land verstreut Strafkolonien gab, in denen Menschen einfach weggesperrt wurden. »Vielleicht hatten deine Eltern ja Glück und man hat sie woanders hingebracht«, versuchte er seinen Freund zu trösten.
    »Wohin denn? In eines der vielen Gefängnisse vielleicht? Das ist auch nicht besser. Glaub mir, ich habe eines von innen gesehen.«
    York schwieg betroffen und fischte nachdenklich mit den Fingern eine Aprikose aus der Büchse. Hakon legte die Hand auf seine Schulter.
    »Du bist mir ein guter Freund. Wahrscheinlich der einzige, den ich habe, denn im Gegensatz zu Henriksson und Eliasson verstehst du mich. Ich befürchte, die beiden nehmen das Tagebuch nicht ernst

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