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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Menschen. Und wir sind es auch nie gewesen. Unsere Eltern haben uns weggegeben, damit wir in Sicherheit aufwachsen konnten. Die Gist haben nur existieren können, weil sie im Verborgenen lebten. Doch das ändert sich gerade. Und wenn wir auch aufseiten der Menschen im Kampf gegen die Eskatay stehen, wird sich ihr Misstrauen am Ende gegen uns wenden.«
    »Was sollen wir also deiner Meinung nach tun?«, fragte Hakon.
    »Zunächst einmal diesem toten Land den Rücken kehren, dann sehen wir weiter«, sagte York und stand mühsam auf. »Wir können nur hoffen, dass das Floß möglichst schnell fertig ist.«
    Sie bauten die Zelte auf und halfen dann den beiden Männern beim Fällen der Bäume. Keiner hatte eine Ahnung, wie viele sie benötigten, damit das Floß den nötigen Auftrieb erhielt. Auch konnten sie nur kleine Fichten für den Bau verwenden, da sowohl die Axt als auch die Säge zu klein für dickere Stämme waren. Aber auch die kleineren Bäume waren so schwer, dass sie selbst zu viert Mühe hatten, sie ans Ufer zu rollen.
    Eliassons Laune verdüsterte sich immer mehr. Obwohl er es nicht zugab, litt er wohl an heftigen Kopfschmerzen, denn er massierte sich immer wieder die Schläfen. Henriksson klagte über Gliederschmerzen wie bei einer Grippe.
    Es war eine Schinderei sondergleichen. Sie stellten fest, dass sie die Stämme nicht an Land, sondern im Wasser zusammenbinden mussten, da sie das Floß sonst nicht von derStelle bekommen würden. Sie hatten keine Handschuhe, sodass die Hände schon nach dem dritten Baum blutig aufgerissen hatten. Die allgemeine Erschöpfung tat ihr Übriges, um aus der ohnehin schon harten Arbeit eine körper liche Qual zu machen.
    Am Abend hatten sie sechs Stämme zusammengebunden. Zu wenig, um das Floß zu Wasser zu lassen. Zudem würde bald die Nacht hereinbrechen. Eine Flussfahrt bei Dunkelheit war zu gefährlich, also entschlossen sie sich dazu, das Floß am anderen Morgen fertig zu bauen.
    Die Nacht verlief ruhig. Wenn das Wasser, das sie getrunken hatten, mit einem Gift versetzt war, war es so schwach dosiert, dass es keine Wirkung zeigte. Auch blieb ihr Lager in dieser Nacht von jenem unheimlichen Wesen verschont, der sie schon zweimal heimgesucht hatte.
     
    Am späten Mittag des darauffolgenden Tages gelang es ihnen, die letzten Stämme miteinander zu vertäuen.
    »Wir werden dieses Floß nicht aus eigener Kraft fortbewegen können, sondern müssen es der Strömung anvertrauen«, sagte Henriksson, der vier junge Birkenstämme von ihren Zweigen befreite. »Die hier werden wir als Ruderstangen benutzen, um in der Mitte des Flusses zu bleiben. Wahrscheinlich sind wir zusammen mit unserem Gepäck zu schwer, als dass unser Floß über der Wasserlinie treiben wird. Also müssen wir den Proviant, die Zelte und die Schlafsäcke auf dem Rücken tragen.«
    Das Floß dümpelte auf den sanften Wellen des Flusses und war mit einem Seil an einem Baumstumpf befestigt. Als Ers‑
    teskletterten die beiden erwachsenen Männer hinauf. Es war ein akrobatischer Akt, denn die Baumstämme waren so glitschig, als hätte man sie mit Schmierseife behandelt. Sie stellten sich an die entgegengesetzten Ecken des Floßes und ließen sich von York die Ruderstangen anreichen. Dann waren die beiden Jungen an der Reihe.
    Das Floß hatte einen bedenklichen Tiefgang. Aber obwohl ihnen das Wasser bis zu den Knöcheln reichte, machte das provisorische Gefährt einen stabilen Eindruck. Eliasson, der hinten rechts stand, schnitt das Seil durch. Es gab einen Ruck, der sie alle beinahe aus dem Gleichgewicht brachte. Hakon musste sogar in die Knie gehen und sich abstützen, damit er nicht über Bord ging. Eliasson streckte seine freie Hand aus und half ihm auf die Beine.
    »Danke«, sagte Hakon.
    »Keine Ursache«, antwortete Eliasson und schaute sofort wieder starr nach vorne.
    »Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Bewegungen koordinieren, sonst drehen wir uns im Kreis oder stellen uns schräg«, sagte Henriksson. »Denkt dran, wir müssen in der Mitte bleiben, wo das Wasser tief genug ist.«
    York und Eliasson drückten das Floß nach backbord. Sie hatten Glück, dass das Gewässer relativ träge dahinströmte, keine Wirbel bildete und auch sonst beinahe glatt wie ein Spiegel war.
    Es dauerte nicht lange, dann hatte York den Bogen heraus. Er musste nur die Füße auseinanderstellen und ein wenig in die Knie gehen, um seinen Schwerpunkt nach unten zu verlagern. Er war zwar immer noch erschöpft, aber diese

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