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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Kurbel aufladen kann. Zu jeder vollen Stunde sitzen wir vor dem Apparat und hören Nachrichten. Der Völkerbund ist zu einer Krisensitzung einberufen worden und hat die Sowjetunion auf die Anklagebank gesetzt. Ich bin mir sicher, dass sie sich das auf Dauer nicht gefallen lassen wird.
    12. August 2003
    Die Häuser sind großzügig geschnitten, aber eingeschossig und erinnern an die verzierten Giebelhäuser, wie ich sie aus der Umgebung von Jaroslawl, der Stadt meiner Kindheit, kenne. Sie passen zwar nicht so ganz in die samische Landschaft, aber sie vermittelten uns ein wenig Heimatgefühl inmitten dieser gebirgigen und schwer zugänglichen Waldlandschaft.
    Wir haben entschieden, dass wir uns in den nächsten Tagen zusammensetzen, um über weitere Schritte zu beratschlagen. Vor allen Dingen müssen wir ein Behältnis für die Blumen bauen. Alle sind zufrieden. Ferienstimmung macht sich breit.
    16. August 2003
    Eine knappe Woche lang haben wir nach einem passenden Versteck für die Blumen gesucht und sind dabei auf das Akka-Massiv gestoßen, keine hundertzwanzig Kilometer von Kiruna entfernt. Es ist so entlegen, dass es nur mit einem Hubschrauber zu erreichen ist. Das heißt, wenn man nicht auf eine andere Weise fliegen kann.
    Wir haben lange überlegt, ob wir unser kleines Dorf ebenfalls dorthin verlegen sollen, uns dann aber anders entschieden. Entfernungen spielen für uns keine Rolle. Außerdem hätten wir sonst unsere Häuser wieder neu aufbauen müssen.
    2. September 2003
    Die Arbeiten haben begonnen. Für unsere kleine wissenschaftliche Einrichtung haben wir uns den Stortoppen ausgesucht, die höchste Erhebung des Akka-Massivs. Die Arbeit des Vortriebs bleibt in erster Linie an mir hängen, da ich als Einziger in der Lage bin, den massiven Fels in etwas zu verwandeln, was sich leichter abtransportieren lässt. Wasser zum Beispiel. Anfänglich war es nur ein Experiment. Ilja wollte schon Dynamit besorgen, als ich begann, mich in das Innere des Berges voranzuarbeiten. Am ersten Tag schaffte ich nur einen Meter und war am Abend vollkommen erschöpft. Ich wollte schon aufgeben und Ilja den Vortritt lassen, aber Nora überzeugte mich davon, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen.
    »Wenn es bei dir so ist wie bei mir, brauchst du nur etwas Übung«, sagte sie und massierte mir dabei den Rücken.
    »Noch ein Stück weiter oben«, ächzte ich und machte einen Katzenbuckel. Ich seufzte, als sie die richtige Stelle bearbeitete. Den Tag mit ausgestreckten Armen zu verbringen, ging in die Schultern.
    »Heute hast du zehn Kubikmeter abgetragen, morgen werden es hundert sein. Und übermorgen?«
    »Übermorgen werde ich die Welt aus den Angeln heben«, krächzte ich, als ich mich auf den Rücken drehte. Es war spät am Abend und im Haus brannten zahlreiche Kerzen. Nora hatte sich vorgenommen, alles so romantisch wie möglich zu gestalten und so jeden Gedanken an Ilja und Oksana zu verbannen. Aus einer kleinen Anlage war »Lament« von Michal Jacaszek zu hören. Die Musik erfüllte den Raum mit einer bittersüßen Melancholie.
    »Übermorgen werden wir vielleicht schon nicht mehr zusammen sein«, flüsterte sie mir traurig ins Ohr.
    Ich schaute sie verwirrt an. »Warum?«, fragte ich ängstlich. »Hast du mich satt?«
    Sie küsste meine Nasenspitze. »Nein, du Bauerntrampel. Natürlich habe ich dich nicht satt.«
    »Aber?«, bohrte ich weiter.
    Sie stand auf und zündete sich eine Zigarette an. »Ich kann es dir nicht erklären.«
    »Versuch es«, sagte ich verzweifelt. »Du wirst sehen, auch ein Bauerntrampel aus Jaroslawl ist manchmal zu erstaunlichen Einsichten fähig.«
    Nora rang um die richtigen Worte. »Ich sehe mehrere Wege«, sagte sie endlich. »Wege, die alle in einer Katastrophe münden.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, gab ich zu. »Sind es deine Träume?«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es keine Träume sind«, entgegnete sie wütend.
    »Dann eben Visionen oder wie auch immer du sie nennen willst«, sagte ich. »Sag mir, von was für einer Katastrophe du sprichst!«
    »Ich rede vom Ende der Welt!«, platzte sie heraus. »Von der Zerstörung all dessen, was wir kennen! Und egal welche Anstrengungen wir unternehmen, dieser Untergang wird kommen.«
    »Wann?«, fragte ich geschockt.
    »Bald. In diesem Jahr. Wenn wir Glück haben, im Jahr darauf«, flüsterte sie.
    »Wenn wir Glück haben?« Ich lachte trocken und setzte mich auf. »Wie wird es vor sich gehen?«
    »Durch die einzigen Waffen,

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