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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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an Richter Siebans erstaunter Assistentin, die zufällig den Kopf aus dem Büro streckte. Sie hörte das Klicken ihrer Absätze nicht, die laut auf den Terrazzoboden schlugen, hörte nicht das Geschrei aus dem Gerichtssaal, die Kommandos der Wachmänner, die Saal 4-8 stürmten. Das Einzige, was sie hörte, war er, sein Atem in ihrem Nacken, in ihrem Ohr, in ihrem Kopf. Die langen weißen Finger an ihrer Jacke, in ihrem Haar, die sie ein letztes Mal berühren wollten. Und obwohl sie stark sein wollte, rannte sie.
    Mit Wucht prallte sie gegen die Flügeltür, die zum Treppenhaus führte. Zu spät merkte sie, dass sie abgeschlossen war. Von außen mit einem Vorhän-geschloss versperrt, die übliche Sicherheitsvorkehrung, wenn sich ein verurteilter Mörder im Gericht befand. Das ganze Gebäude war abgeriegelt, um jeden Fluchtversuch zu verhindern. C. J. riss an der Tür, rüttelte daran, außer Atem, voller Angst, dass er hinter ihr stand mit seinem unerträglich perfekten Lächeln, die Hände nach ihr ausstreckte, und sie an der Kehle packte. Ohne einen Wachmann in der Nähe.
    Es gab keinen Ausweg. Sie war gefangen. Auf dem Gang, in dem Gebäude, dem Gefängnis, das sie selbst errichtet hatte. Und es war noch nicht vorbei.
    Sie schloss die Augen, zerrte an der Tür, ver-

    suchte mit aller Macht, sie aufzustemmen, bis sie schließlich verzweifelt zusammenbrach und zu Boden sackte. Die wütenden Schreie aus dem Saal klangen über den Flur, hallten in ihrem Kopf. Die dröhnenden Schritte, das begriff sie jetzt, kamen aus der anderen Richtung.
    «C. J.?»
    Es war Chris Masterson. Seine jungenhaftes Gesicht beugte sich über sie und sah sie besorgt an.
    Behutsam streckte er die Hände aus, als wäre sie ein verwundetes, verängstigtes Tier, das in eine Falle gegangen war.
    «Wir haben ihn, C. J.», sagte er sanft. «Wir haben ihn.»

SIEBZIG

    «Das wird dir gefallen, Dommy Boy. Das hier ist gut», sagte Manny, als er in Dominicks Wohnzimmer trat. «Rat mal, wer plötzlich mit der Polizei auf Kumpel macht?» Als er sich umsah, verzog er das Gesicht. «Mann, du brauchst eine Putzfrau. Hier sieht’s echt traurig aus, und wenn ich das schon sage.»
    «Willst du ein Bier?», fragte Dominick. Mannys letzte Bemerkung ignorierte er.
    «Wenn du in dem Chaos eins findest, gerne. Also, hör zu», rief er Dominick auf dem Weg zum Kühlschrank hinterher. «Ich hab die Lösung für all deine Probleme. Cupido will einen Deal.»
    «Was?»
    «Er will raus aus der Todeszelle. Was natürlich nie passieren wird. Aber auf diese Weise kannst du vielleicht den Kopf aus der Schlinge ziehen, wenn Richter Guthrie davon hört. Hast du die Anhörung im Fernsehen gesehen?»
    «Natürlich.» Dominick kam mit zwei Flaschen aus der Küche zurück. Er zögerte einen Moment, dann stellte er die Frage, die ihm den ganzen Tag im Kopf herumgegangen war. «Geht es ihr gut?»
    «Dem Boss? Sie war draußen, bevor es hässlich wurde. Masterson hat sich um sie gekümmert. Ihr geht’s einigermaßen. Sie ist noch ein bisschen zitt-rig. Du solltest sie mal anrufen.»
    Dominick schwieg.
    «Mach, was du willst», Manny zuckte die Achseln. Er hatte keine Lust, sich einzumischen. «Also, du hast das Arschloch ja gesehen. Naja, wir waren live dabei. Fünfzehn Beamte sitzen auf ihm, der Gerichtsdiener schreit und die Assistentin heult.
    Sein Anwalt, dieser bescheuerte Neil Mann, zuckelt zu uns rüber und stottert, er glaubt, Bantling will einen Deal. Er sagt – hör dir das an –, er wüsste, wer Morpheus ist.»
    «Was?» Dominick beugte sich in seinem Sessel vor.
    «Genau. Seine Worte. Natürlich haben sie Bantling inzwischen so viel Eisen angelegt, dass nicht mal Superman ihn befreien könnte. Die haben ihn mit Hand- und Fußschellen an einen Rollstuhl gefesselt und geknebelt, damit er keinen beißt. So wollen sie ihn gerade in den Bus nach Raiford setzen, da hält sein Anwalt Chris und mir diesen Leckerbissen hin, laut genug, dass es die Reporter hören. Also verschieben wir die Abfahrt erst mal und buchen eine Nacht im County Jail. Kurz und gut, wir brauchen einen Gerichtsbeschluss, weil die vom Staatsgefängnis ihn uns sonst nicht überlassen wollen. Und dann müssen wir noch ein Zutritt verboten-Schild an die Tür hängen, damit Gracker und seine FBI-Idioten uns nicht wieder alles vermasseln, so wie bei Valle. Gracker war aber nicht sehr glücklich darüber. Ich will es mal so sagen, nach allem, was ich ihm an den Kopf geworfen habe, habe ich vielleicht bald mehr

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