Morpheus #2
Stoppeln des Ziegenbärtchens, das er stehen lassen wollte, bis er nächste Woche wieder vor Gericht musste.
«Wie gesagt, es ist was für Freunde von Verschwörungstheorien. Die vom Vollzug waren unge-
duldig, sie wollten ihren berühmten Insassen endlich wieder nach Hause holen, und da haben wir sie auf den Weg geschickt. Masterson kümmert sich um die Internet-Recherche. Wie ich den Jungen kenne, surft er wahrscheinlich gerade auf den Por-noseiten herum – auf Kosten des Staates», seufzte er. «Dein Department muss sich um den Snuff-Scheiß kümmern.»
«Wer könnte sonst noch von dem Tonband gewusst haben?» «Jeder, dem Rubio oder Bantling was davon erzählt haben.» Dominick schwieg einen Moment. «Was glaubst du?» «Ich? Ich glaube, Bantling hat eine Schraube locker, ehrlich gesagt.
Erstens ist er Cupido, so wahr ich hier sitze. Das kauf ich ihm nicht ab, dass dieses Weichei Chambers der neue Hannibal Lector ist. Chambers hat sich vielleicht einmal ausgetobt. Außerdem deutet alles, was wir nach monatelangen Ermittlungen rausgekriegt haben, auf einen Bandenkrieg hin, der vielleicht von den Kartellen gesponsert wird, das sagst du doch selber. Die kolumbianischen Krawatten, die Drogenverbindungen, die Cops, die ihre schmutzigen Finger in Drogendeals und Geldwäsche haben und auf der schwarzen Liste stehen.
Wir haben Morpheus zwar noch nicht, aber wir sind nah dran, und das weiß Bantling genauso gut wie jeder andere, der die verdammte Zeitung liest. Er will die Lage ausnutzen. LBJ ist zwar noch nicht aufgekreuzt, aber wir hören, dass es in Valles Clubs wieder hoch hergeht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand singt. Mein Tipp ist Brueto. Grimmy klebt an ihm wie die Fliegen auf der Scheiße. Entweder packt er bald aus, oder er kann einpacken. Das mit dem Snuff-Club ist allerdings eine interessante Info», schloss der Bär und strich sich über den Schädel. «Denkbar wäre es.»
«Üble Geschichte», sagte Dominick leise. Er konnte die Bilder nicht ausblenden, die ihm durch den Kopf gingen. Eine Gruppe von Leuten, die zu Hause vor dem Fernseher saßen und zusahen, wie ein Mensch vor ihren Augen in Echtzeit umgebracht wurde. Jemand, den sie nie gekannt, nie gesehen hatten. Jemand, der vielleicht Kinder hatte, Eltern, Enkel – ein Leben, eine ganze Existenz wurde einfach so ausgelöscht, der Tod als Nervenkitzel. Dominick hatte schon Snuff-Fotos gesehen. Die Bilder würde er nie loswerden. Niemals. Sie krochen in seine Träume und vergifteten ihm den Alltag. Es war unfassbar, wozu Menschen fähig waren. Was Menschen sich ausdachten. Und jetzt sollte es sogar einen Club geben, wo sich die Leute noch gegenseitig aufputschten.
« Herrgott», sagte Manny, «jedes verdammte Kind kann sich Faces of Death ausleihen – in dem Film sterben Menschen echt, werden von einem Krokodil gefressen oder klatschen aus tausend Meter Höhe auf den Boden, wenn der Fallschirm nicht aufgeht – ein echter Blockbuster. Irgendein Augenzeuge hat gefilmt und jemand anders hat’s zusam-mengeschnitten und verkauft es als gute Unterhaltung. Die Menschen sind total irre, Dom. Es gibt so viele Psychopathen auf der Welt, und durchs Internet findet der eine Irre den andern. Beim Zoll wissen sie von einem Kinderporno-Ring mit Tausenden von Mitgliedern weltweit, die Fotos von Dreijährigen tauschen, Fotos von ihren eigenen Töchtern. Ver-
dammt, es gibt Hunderte von Organisationen, die mit Sachen dealen, bei denen jeder normale Mensch das kalte Kotzen kriegt. Sklavenhandel, Kinderhandel, hier bei uns in den Staaten. So ein Snuff-Club würde mich nicht weiter überraschen.
Und erst recht nicht, dass Bantling Mitglied ist.»
Dominick pulte schweigend das Etikett von seiner Flasche und sah zu, wie die Fetzen zu Boden flat-terten.
«Bantling hat so viele Leute aufgezählt, dass er fast keinen Finger mehr übrig hatte, und jeder soll ihm Unrecht angetan haben. C. J. Rubio, Chambers und dieser Phantompartner, den Bantling selbst auch noch nicht gesehen hat, wie er zugibt. Aber achte mal auf das Muster, Dom. Seine Anklägerin, seine Verteidigerin, sein Psychiater. Und jetzt rat mal, wer der Mann hinter der Maske sein soll? Du brauchst kein Superhirn sein, um draufzukommen.»
«Lass mich raten», Dominick zog die Braue hoch. «Ich.»
«Zu viel der Ehre, Dom. Aber es könnte passen.»
«Hat er einen Namen genannt?»
«Natürlich nicht, ich sage doch, er kennt ihn nicht. Kein Name, Dommy, nur ein verdammter Spitzname, der
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