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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Diamanten an ihrer linken Hand, und sie musste lächeln. Wie ein Kind seinen Teddy streichelt, strich sie jetzt über den kostbaren Stein. Die Berührung versicherte ihr, dass all dies Wirklichkeit war, erinnerte sie an den Moment, als er ihr den Ring auf den Finger gesteckt und sie gebeten hatte, ihr Leben für immer mit ihm zu teilen.

    Der Moment, als sie endlich in der Lage gewesen war, ja zu sagen.
    «Es geht schon wieder», sagte sie. «Chavez war ja keine Leuchte, aber wer hätte so was geahnt…»
    Ihre Stimme verlor sich, als der kurze Moment des Glücks von den schrecklichen Bildern verdrängt wurde. Als leitender Ermittler der Task-Force Cupido hatte auch Dominick von Victor Chavez’ Dumm-heiten gehört. Zumindest von den meisten. C. J.
    verdrängte den Gedanken schnell. Stattdessen sagte sie: «Ich vermisse dich. Meinst du, du bist heute Abend zu Hause?»
    «Ich muss sehen, was Black mit mir vorhat. Ich vermisse dich auch. Triffst du dich heute Nachmittag mit dem Party-Service?»
    Über die Aufregung der letzten zwei Tage hatte sie den Party-Service des Turnberry Isles Resort vollkommen vergessen. Vergessen oder, wie Freud sagen würde, erfolgreich verdrängt. Ihre Hochzeit war erst in gut sechs Monaten, doch der Manager hatte vor kurzem aufgeregt ins Telefon geflötet: «Al-lerhöchste Eisenbahn!» C. J. wünschte, die ganze Geschichte wäre bereits über die Bühne gegangen.
    Und es wären nur sie beide, die gemeinsam durchs Leben gingen, und nicht hundertfünfzig Leute, die auf eine rauschende Hochzeit warteten. C. J. hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, sie hasste den ganzen Wirbel, der um Braut und Bräutigam veranstaltet wurde. Vor allem das Rampenlicht, in dem die Braut stand. Ihr wäre es lieber gewesen, ganz schlicht und in aller Stille zu heiraten – schlicht wie der lupenreine Diamant an ihrem Verlobungsring.
    Doch diese Hoffnung hatte sich mit der freundlichen Unterstützung wohlmeinender Freunde und Verwandter schnell in Luft aufgelöst. Stattdessen stand eine ihrer Meinung nach übertrieben große Feier an. Es gab kein Zurück, jetzt konnten sie nicht mehr klammheimlich in ein Flugzeug nach Las Vegas steigen und braun gebrannt und frisch verheiratet zurückkommen, selbst wenn es C. J. so am liebsten gewesen wäre.
    «Das habe ich vollkommen vergessen. Ich ruf ihn an und verschiebe den Termin, dann können wir zusammen hingehen. Und du darfst die Farbschat-tierung der Servietten mitbestimmen», witzelte sie.
    Er lachte leise. «Ich bin doch ein Glückspilz. Ge-teilte Freude ist doppelte Freude, also heb mir diesen Tanz auf. Ich ruf dich später an. Ich liebe dich.»
    «Ich liebe dich auch», sagte sie und legte auf.
    Sie sah sich auf der Etage um. Überall fädelten sich Ankläger mit Aktenwägelchen und Aktentaschen in das Labyrinth der Flure ein, die von den Aufzügen in alle Richtungen führten. Begleitet wurden sie von Polizisten und Verteidigern, Opfern, Tätern und Zeugen. Das war ihr ganz normaler Alltag – angespannt und abgehetzt –, und immer gab es eine Million Dinge, die noch zu erledigen waren. C. J.
    atmete aus. Ein Gewicht schien von ihren Schultern abzufallen, als sie die Plastikkarte durch den Schlitz schob.
    Sie war sehr erleichtert zu erfahren, dass Victor Chavez eine Menge Geheimnisse vor einer Menge Leute hatte. Vielleicht weil auch sie selbst ein paar Geheimnisse hatte.

DREIZEHN

    Ein Blick in Victor Chavez’ Personalakte genügte, und Dominicks Liste der zu befragenden Personen verdoppelte sich. Es schien, als ob Victor mit niemandem gut ausgekommen wäre und umgekehrt.
    Weder beim MBPD noch außerhalb. Sein Sergeant beschrieb ihn als «stur und respektlos», und das waren noch seine nettesten Eigenschaften. Es gab diverse Beschwerden wegen grundloser Gewaltan-wendung, die jedoch alle fallen gelassen worden waren, weil die meisten Beschwerdeführer entweder obdachlos und nicht erreichbar und damit als Zeuge nutzlos oder Touristen gewesen waren, die längst die Stadt verlassen hatten, bis die Akte auf dem Tisch der Abteilung für innere Angelegenheiten nach sechs Wochen endlich aufgeschlagen wurde.
    Dafür, dass Chavez erst vier Jahre bei der Truppe war, war seine Akte erstaunlich dick. In den Wochen, die auf seinem Tod folgten, ging Dominick die Akte zigmal durch. Offensichtlich war Victor in seiner Karriere keinen Schritt weitergekommen, weil er immer den falschen Leuten ans Bein pinkelte. Wenn er noch am Leben wäre, würde er Nachtschichten schieben, bis die

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