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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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die Augen zu öffnen. Er verbannte das Bild des Mannes, den er einst vergöttert, manchmal ge-

    hasst hatte. Er beobachtete die Menschen auf der Washington Avenue, wie sie vor dem Mansion anstanden, auf den Türsteher einredeten, mit ihm flir-teten, ihn bestachen, um Einlass hinter die roten Seile der Absperrung zu finden.
    Seltsamerweise war kein Geräusch zu hören, keine Musik, keine Stimmen aus dem Radio. Das Einzige, was in Dominicks Ohren klang, war die hohle, vertraute Stimme in seinem Kopf, die eine Antwort hören wollte. Die Antwort auf die Frage, nach der er immer suchen würde.

EINUNDDREISSIG

    «Cafecito», rief Rico dem untersetzten Mann hinter der Theke zu. Um ihn herum herrschte ein lautes Geschnatter englischer und spanischer Stimmen, schwer hing der würzigsüße Qualm von Zigarren in der Luft, für Januar war es ungewöhnlich warm und feucht. Verlockende Gerüche nach Paella und Steak waberten über die Achte Straße. Im Innenhof und vor der Bäckerei nebenan trafen sich alte Männer in ihren besten Guaya-vera-Hemden und rauchten dicke Zigarren beim Kaffee, während sie sich unterhielten. Auch wenn es in jedem Café in Little Havanna ähnlich lebhaft zuging, hatte Rico das Versailles heute mit Bedacht ausgesucht.
    Die Stimme kam von Ricos linker Seite. Er drehte sich nicht um. «Was ist, bist du nur noch in Begleitung unterwegs?» Gemeint war das Überwachungs-team, das Rico überallhin verfolgte.
    «Die Hurensöhne lassen sich nicht abhängen.
    Ich komme zu nichts», knurrte Rico, weiterhin ohne sich umzusehen, damit die cochinos draußen im Ford Taurus seine Mundbewegungen nicht abfilm-ten oder so was. Teufel, wahrscheinlich konnten sie von den Lippen lesen. Er durfte es nicht verbocken.
    Zu viel stand auf dem Spiel.
    «Wir sind nicht hier, um über dich zu reden», sagte der Mann ohne Akzent. «Wir haben Besuch bekommen.»
    «Ich hab davon gehört.» Rico schluckte.
    «Diese Ereignisse…» Der Mann hielt inne. Er wusste, dass Richtmikrophone überall aufgebaut werden konnten. Cops konnten ziemlich erfinde-risch sein – mit oder ohne Gerichtsbeschluss –, und er musste seine Worte sorgfältig wählen. «Diese Ereignisse haben eine Menge Staub aufgewirbelt.
    Ein paar Leute machen sich Sorgen. Jemand hat geredet.»
    «Das ist erledigt», sagte Rico. Er wusste, dass Elijah Jackson nichts mehr sagen würde. Dafür hatte derjenige gesorgt, der Elijah an die Fische verfüt-tert hatte. Was Rico das Leben nur einfacher machte. Sollte sich die Gang doch gegenseitig umbrin-gen, das sparte ihm Zeit und Ärger.
    «Jeder will ein Held sein», sagte der Mann. «Der Anreiz ist jedenfalls hoch genug.»
    In den miesesten Gegenden im südlichen Florida hingen überall Plakate, auf denen 100.000 Dollar Belohnung ausgesetzt waren für Informationen bezüglich der Morpheus-Morde. Eine solche Menge dinero motivierte die Leute manchmal dazu, die falschen Dinge weiterzusagen.
    «Nicht auf meiner Seite», sagte Rico nervös. Er trank seinen Kaffee in einem Zug aus. Dann kramte er eine Zigarette hervor und zündete sie hastig an.
    Er sah sich immer noch nicht um. «Geld lockert hier niemandem die Zunge. Dafür sorge ich.»
    «Und genau da sind wir nicht so sicher. Es ist ein Anreiz.» Die Stimme hielt wieder inne. «Es kommt nichts rein, Rico. Der Brunnen trocknet aus, und das will keiner. Dieser Morpheus geht hier jeden an.
    Es muss ein Friedensangebot geben. Wir müssen der Sache ein Ende machen, ein für alle Mal.»
    Rico schluckte. Er ahnte, was der Mann vor-schlagen würde. «Warte, warte. Du meinst…» Rico sah sich um. «Scheiße. Das könnte schwierig werden.»
    «So schwierig auch wieder nicht. Du wirst für uns den toten Präsidenten finden, Rico, und dann schickst du ihm unseren Dank und unsere Grüße.
    Wenn du das tust, kriegst du das Doppelte von dem, was Bello zahlen würde.» Bello war eine An-spielung auf das Maskottchen der Polizei, einen Comic-Hund namens Detective McGruff. Rico würde eine Prämie von 200.000 Dollar für LBJs Kopf bekommen.
    «Schon gut, schon gut. Ich kümmere mich darum», sagte Rico nach ein paar Sekunden. «Aber ich weiß nicht, wo er ist. Niemand weiß es. Der verdammte Feigling versteckt sich, und die Brothers verpfeifen ihn nicht.»
    «Niemand ist unberührbar. Denk daran, Rico.
    Warte auf den Anruf. Du erledigst das und keiner sonst. Verstanden?»
    «Und wenn er abhaut?»
    «Mach dir darum keine Sorgen. Du wartest einfach auf den Anruf. Morgen oder in einem Jahr. Du

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