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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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würde den Sprecher mindestens fünf Minuten lang in Aufregung stürzen.
    C. J. griff nach dem schwarzen Wintermantel, den sie höchstens zweimal im Jahr brauchte, und lud zwei Aktenkartons mit der Aufschrift Der Staat Florida gegen Joey Frison auf einen Rollwagen. Ein brutaler dreifacher Mord, der mit dem geplanten Tod eines Menschen begonnen hatte – dem von Joeys Freundin Denise Kopp. Doch ihre Schwester und eine Freundin hatten nicht gewollt, dass Denise allein zum Gericht ging, um die einstweilige Verfügung gegen Joey zu erwirken. Jetzt war Joey des Mordes in drei Fällen angeklagt, nachdem er an einer Ampel allen drei Frauen mit einer abgesägten Schrotflinte in den Kopf geschossen hatte. C. J.

    würde sich über die Feiertage damit befassen, damit er seine gerechte Strafe bekam.
    Sie war müde. Müde und ausgelaugt, und ihr Job machte ihr auf eine unbestimmte Art Angst. Sie konnte nicht zaubern, aber sie war gut in dem, was sie tat – einen Fall vor die Jury zu bringen und den Geschworenen das Bild vor Augen zu führen, das sie sehen mussten, Zeuge für Zeuge, Indiz für Indiz.
    C. J. war Anklägerin geworden, um denen eine Stimme zu leihen, die keine mehr hatten, in einem System, das von Anwälten regiert wurde, einem System, in dem die Rechte der Beschuldigten mehr wert waren als die Rechte der Opfer. Das war die Mission, die C. J. jeden Tag trieb, die sie am Wochenende und in den Ferien mit nach Hause nahm, die sie niemals wirklich ablegte. Die Fälle waren immer da, nagten an ihr, wenn sie an der Ampel stand, wenn sie duschte oder am Strand lag. Unablässig bastelte sie an Schlachtplänen, grübelte wie ein General darüber nach, wie der Feind am besten zu schlagen wäre, wie sie den Angeklagten hinter Gitter bekam. Und nach dem Gesetz konnte es stets zu einer Berufung kommen, solange die Strafe nicht abgebüßt war – jederzeit war mit einem Anruf vom Justizministerium zu rechnen mit der Mitteilung, dass ein Fall neu zur Verhandlung kam. Selbst Jahre später konnten Fälle neu aufgerollt werden.
    Und deshalb war kein Fall je endgültig erledigt. Er blieb für immer irgendwo in ihrem Hinterkopf, wie in einem Archiv – eingelagert mit all den anderen.
    Doch C. J.s Archiv war ziemlich voll gestopft.
    Und das befriedigende Gefühl, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können, wurde geringer.

    Sie betrachtete das Geschenk, das Marisol ihr auf dem Schreibtisch hinterlassen hatte. Ein schwarzer Kaffeebecher mit Bonbons, auf dem in weißen Blockbuchstaben Marisols Friedensbot-schaft prangte: HINTER DIESEM BOSS SITZT EINE KLASSE SEKRETÄRIN. C. J. stellte ihn auf den Aktenschrank.
    Dann ging sie zur Tür – Joey Frison und seine Schrotflinte im Gepäck, ihre Bettlektüre am Heilig-abend. Ihr Verlobter war damit beschäftigt, ein anderes Monster zu jagen. Mit diesem hier musste sie allein fertig werden – dafür sorgen, dass er verschwand. Zumindest ins Archiv, auch wenn sie ihn nie vergessen würde.

DREISSIG

    Drogen. Alles lief auf Drogen und Geld hinaus, und deswegen waren drei Polizisten tot. Dominick rieb sich die Schläfen. Wie viel Geld war nötig, dass ein Cop wegschaute? Oder ein paar Leute einschüchterte? Hier und da ein paar Hunderter? Ein Anteil an den Einnahmen? Was war ihr Preis gewesen?, fragte sich Dominick. Angelillo, Chavez, Lindeman? Was war der gängige Preis für Bestechlichkeit?
    Wahrscheinlich hatten sie sich nicht viel dabei gedacht. Es war schließlich nur Geld. Ich tue keinem weh. Ist doch nichts dabei, in Uniform herum-zustehen und so zu tun, als wäre ich auf ihrer Seite.
    Morgen, im Dienst, nehme ich dann wieder Verbrecher fest. Den Kerl, der seine Frau schlägt, den Abschaum, der vor dem Schulbus Crack raucht. Denn eigentlich bin ich keiner von denen.
    Dominick saß im Auto und versuchte sich die hämmernden Kopfschmerzen mit einer Hand weg-zumassieren, mit der anderen trommelte er auf das Lenkrad. Außer der Radiomusik krächzte der Poli-zeifunk aus den Lautsprechern und sendete Informationen und Notfälle in den Äther. Die meisten Meldungen galten der Highway Patrol, die dieselbe Frequenz benutzte; um halb zwei in der Frühe waren es vor allem betrunkene Autofahrer und Unfälle auf dem Highway, zu denen sie gerufen wurden.
    Auf einem anderen Kanal unterhielten sich zwei FDLE-Agenten, die ein Haus in Florida City obser-vierten, mit Agenten des Zeugenschutzprogramms und anderen Beamten über Funk. Und dann waren da noch die Agenten der A&T Unit – Alkohol und Tabak –,

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