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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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mehr. Seit Monaten war die Atmosphäre auf dem Revier wegen der Morpheus-Morde so angespannt, dass er manchmal kaum Luft bekam. Neuerdings musste alles genau dokumentiert, über jede Sekunde Rechenschaft abgelegt werden.
    Der Typ musste gefunden werden, und dazu musste man sein Motiv kennen; schließlich pickte er sich Cops heraus, die den Pfad der Tugend gelegentlich verlassen hatten. Also ging man auf die Opfer los, denn hier musste das Problem schließlich liegen.
    Nebenjobs waren schlecht, Polizisten waren be-stechlich.
    Es brachte Lou auf die Palme, wie die Presse die Fakten auf den Kopf stellte und die Öffentlichkeit sich scheinheilig entrüstete. Eigentlich war es den Leute doch scheißegal, was zu tun war, um die Täter zu schnappen. Hauptsache, das Ergebnis stimmte. Findet den Mörder, sorgt für ein Geständnis, macht die Straße sauber, werdet die Junkies los, aber sagt uns lieber nicht, wie – vielleicht ist es unmoralisch. Natürlich predigten sie auf dem Revier immer wieder die Regeln, doch jeder wusste, was nach dem Appell zu tun war. Als Sergeant hatte Lou das Predigen übernommen.
    Seit zwölf Jahren arbeitete er in diesem Beruf, und bisher war es ihm immer egal gewesen, was die Presse oder was die barmherzige Bürgervertre-tung oder was die Heuchler, die für die Zeitungen schrieben, sagten. Er hatte nachts immer gut geschlafen. Natürlich fand er es nicht gut, wenn die Jungs die Hand aufhielten. Das war etwas anderes, und es war Mist. Und wenn sich herausstellte, dass Chavez und Lindeman tatsächlich korrupt gewesen waren und sich nebenbei die Taschen voll gestopft hatten – nicht dass sie den Tod verdienten, aber dann sollte die Wahrheit eben ans Licht kommen.
    Das einzige Problem war, Lou Ribero glaubte nicht, dass man sie deswegen umgebracht hatte.
    Bei Sonnys Beerdigung hatte er mit dieser Staatsanwältin gesprochen, und sie dachte wie er, auch wenn sie nichts sagte. Es täte ihr Leid, mehr hatte sie nicht rausgebracht. Was zum Teufel? Was tat ihr Leid? Sie hatte also auch verstanden, und sie hatte Angst. Aber wovor? Angst um ihr Leben?
    Angst um ihn? Angst, entlarvt zu werden? Angst, dass das Geheimnis an die Öffentlichkeit kam und sie ihren Job verlor? Oder hatte sie Angst davor, dass dieser irre Cupido aus dem Gefängnis freikam, wenn die Verbindung zwischen Chavez und Lindeman bekannt würde?
    Lou erinnerte sich an die Schlagzeilen von damals, als die kranke Bestie im Gericht gefesselt und geknebelt werden musste. Vor allen Leuten hatte er gedroht, die Anklägerin umzubringen. Hatte behauptet, er hätte sie früher mal vergewaltigt, und jetzt hätte sie, aus Rache, ihm eine Falle gestellt, sie zusammen mit der Polizei. All das war nichts als Schwachsinn. Der Kerl war schuldig, so viel war klar. Lou sah die Leiche des Mädchens Anna Prado im Kofferraum des Jaguar noch vor sich, die Augen weit aufgerissen, mit einem Loch, wo das Herz gewesen war. Den Anblick würde er nie vergessen.
    Leichen kletterten nun mal nicht von allein in einen Kofferraum. Jemand hatte sie hineingelegt. Auch wenn die Fahrzeugkontrolle nicht koscher war, das war doch bürokratisches Tralala; das tote Mädchen hatte wirklich im Kofferraum gelegen, und der Kerl war verdammt nochmal schuldig. Selbst wenn es am Anfang noch Zweifel gegeben hatte, die Task-Force fand später die Herzen all der toten Mädchen und konnte sie mit Bantling in Verbindung bringen.
    Es war kein Zufall. Und letzten Endes hatten sie das Richtige getan.
    Drei Jahre lang hatte Lou Ribero die Sache verdrängt. Cupido war ein Fall von vielen, in dem durch schlaues Handeln ein böses Ende verhindert worden war. Doch jetzt… jetzt zwang ihn jemand zurückzublicken, und alles wurde wieder lebendig. Lou hatte zu zweifeln begonnen und fragte jeden verdammten Tag in diesem nie enden wollenden Job: Warum das alles?
    Das leise Klopfen am Fenster des Beifahrersitzes riss ihn jäh aus den Gedanken. Sofort griff er nach der SIG-Sauer P-226 im Holster, doch als er das vertraute Gesicht erkannte, das ihn anlächelte, entspannte er sich und entriegelte die Tür.

VIERUNDDREISSIG

    Mit Blaulicht und Sirene raste Dominick die 395
    und den Mac-Arthur Causeway hinunter. Zu seiner Rechten verschwammen die Lichter der Innenstadt mit den Silhouetten der riesigen Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Er hatte das unangenehm vertraute Gefühl eines Déjà-vu.
    Die Washington Avenue war bereits voll von Streifenwagen. Aus den Clubs wurden die Stamm-kunden hinauseskortiert und eilig

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