Morphogenesis
als mir lieb sein kann.«
»Byron«, setzte sich der zweite Chroner in Szene, »dein Freund hat sich unlängst des Verrates an Kreuzbeißer, Rabendorn und Marderkralle schuldig gemacht. Sei doch so nett und übergib ihn uns!«
Du heilige Scheiße!
Byron ließ mich los. »Du bist also wirklich der Kerl, den sie suchen.« Er drehte sich zu den Chronern um. »Ist das alles, wessen er bezichtigt wird – Verrat an drei Dummköpfen?«
Der Aufseher setzte ein freundliches Grinsen auf, während seine schwarzen Augen Blitze schossen. »Aber nein, Byron.« Er ließ sich von seinem Artgenossen eine Karteikarte aushändigen. »Mal sehen«, hob er an und überflog das Schriftstück. »Der Gesuchte erschlug bei seiner Flucht aus dem Palais einen Corrigan, stürzte einen Aufseher samt einem Lichtspender in den Pechsee, beschädigte die Laternenaufhängung, verschaffte sich gewaltsam ungebührliche Kleidung, verursachte im Tempersektor zweimal mutwillig eine Stagnation, trägt infolge von Erziehungsmaßnahmen Mitschuld an der Beseitigung einer solchen, führte den für diesen Sektionsabschnitt zuständigen Aufseher argwillig der Stagnationsbeseitigung zu und verletzte seinen Zyklopen so schwer, dass dieser am Kontrollpunkt verendete. Das wären zwei Aufsichtführende, ein Corrigan und zwei Zivilpersonen, ganz zu schweigen vom Sachschaden und diversen anderen Störfällen. Zudem überquerte er illegal fünf Sektorengrenzen. Und nun sei so freundlich und übergib ihn uns, bevor das hier losgeht, sonst müssen wir dich leider als Überläufer betrachten und deine Immunität beschneiden. Das könnte unangenehm für dich werden. Du weißt ja, wo die Verräter landen …«
»Natürlich, Bockschnäpper.«
»Du kollaborierst mit ihnen?«, staunte ich ungläubig. »Und erhältst dafür Immunität?«
»Nun, nenn es einfach Diplomatenfreiheit.« Er sah mir in die Augen und flüsterte: »Sobald ich zur Seite springe, schlägst du auf den Dicken mit dem Stunder ein, derweil ich mich um die beiden anderen Trottel kümmere.«
»Wir riskieren dadurch noch mehr Ärger«, entgegnete ich leise. »Lass mich mit ihnen gehen und rette deine eigene Haut.«
»Du weißt gar nicht, was für Ärger uns erwartet, wenn wir noch länger hier bleiben. Ich weiß, wovon ich rede, und du …« Er rümpfte in Anspielung auf den mich umgebenden Pechgeruch die Nase. »… hast da ja auch schon deine Erfahrungen gemacht. Der erste Hieb muss also sitzen!«
Ich linste über seine Schulter. »Es halten sich noch mindestens zehn weitere Chroner im Saal auf«, erkannte ich nach einem flüchtigen Rundblick.
»Vierzehn, wenn du die dazuzählst, die hinter den Vorhängen in den Liebesbuchten hocken.«
»Und das soll gut gehen?«
»Nein«, grinste Byron. »Aber gerade das macht es so reizvoll.« Er wandte sich Bockschnäpper zu. »Was soll mit ihm geschehen?«
Der Chroner kam einen Schritt näher. »Auf Anordnung Kreuzbeißers bin ich befugt, ihn in Verwahrung zu nehmen, bis über seine Schuld gegenüber der Dynastie entschieden und ihm eine seinen Vergehen würdige Strafe zugemessen worden ist.«
»Verstehst du so langsam das Prinzip der Hölle?«, fragte mich Byron mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. »Sie dient dazu, ihre eigenen Strafen zu rechtfertigen. Der, dem es hier gefällt, der bleibt, und der, der sich auflehnt, macht sich strafbar …«
»… und bleibt somit auch«, vollendete ich den Satz. »Als Büßer.«
»Na also, du bist doch nicht so blöd, wie du aussiehst!«
Er sprang zur Seite und riss dabei den Bärtigen mit sich, während ich im gleichen Moment mit der Rebasche ausholte und sie auf den Schädel des zweiten Aufsehers drosch. Sein Kopf wurde von der Wucht der Klinge vom Scheitel bis zum Kinn gespalten, ohne dass der Chroner seinen Stunder auch nur um einen Zentimeter bewegt hatte. Völlig perplex blickten mich seine Augen links und rechts der klaffenden Wunde an, aus der eine dicke braune Soße lief. Dann sank er lautlos in die Knie und kippte vornüber mit dem Gesicht in den Sand. Die Hirnmasse gluckerte aus seinem Kopf, als laufe eine Flasche Irish Cream aus.
Byron kämpfte wie ein Berserker mit Bockschnäpper und dem Bärtigen, die knurrend und geifernd seinen wie Windmühlenflügel wirbelnden Fäusten Paroli zu bieten versuchten. Der Kerl mit den Augenringen prügelte wie ein Wahnsinniger dagegen und fluchte dabei in irgendeinem Kauderwelsch. Er schlug sich halbwegs frei und brüllte auf Kobe in den Saal: »Seht her, ihr
Weitere Kostenlose Bücher