Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
eine Gebäudedecke. Er saß unter grauem Himmel inmitten einer von Obelisken beherrschten Landschaft. Die Pfeiler waren kniehoch und ebenfalls aus Metall. Sie besaßen schriftzeichenartige Gravuren und Leuchtdioden, von denen lediglich ein Bruchteil noch matt glühte. Das Gelände selbst war eben und von niederer, kümmerlicher Vegetation bewachsen. Irritiert sah Ka wieder auf die Maschine. »Ich habe niemals von einem Quellraum gehört. Ist das eine weitere Prüfung?«
    »Nein. Die letzte Prüfung erfolgte in Raum 24.993. Erinnern Sie sich an Raum 24.993?«
    Ka schüttelte den Kopf.
    »Sie können sich also nicht vorstellen, warum Sie hier sind?«
    »Nein, zum Teufel! Warum stellt mir hier jeder dieselben idiotischen Fragen? Sagen Sie mir doch einfach, warum ich hier bin und was mich in diesem Raum erwartet!«
    »Sie benötigen sehr bald wieder verletzungssymptomatische Rekonvaleszenzlösung«, bemerkte die Maschine, ohne auf die Ausfälligkeit einzugehen. »Was sind Ihre letzten Erinnerungen?«
    Flüchtig schilderte Ka die Ereignisse seit seinem Erwachen. Als er zu Ende erzählt hatte, beugte sich eine der umstehenden Maschinen vor und entließ einen Schwall öliger Flüssigkeit aus einem faustgroßen Loch in ihrer Stirn. Die schwarze Brühe ergoss sich direkt vor Kas nackte Füße, der es vorzog, dem Vorfall keine größere Beachtung zu schenken.
    »Schwester 26 …«, bemerkte das Metallwesen mit dem Stirnloch und enthauptete mit seiner Lanze ein paar Grashalme. »Kompliment, Mister Ka. Bis ins Herz ihrer eigenen L.E.M. haben es bisher nur sehr wenige geschafft. Sie sind entweder sehr hartnäckig, sehr gerissen oder sehr dumm.«
    Ka starrte auf die pendelnde Klinge, dann wieder über die Landschaft. Je intensiver er sich bemühte, einen Horizont zu erkennen, desto mehr veränderten sich die entfernteren Regionen zu einem sinnverwirrenden Formenbrei.
    Wie groß war der Quellraum? Wie weit reichte seine Realität, und wo begann die Illusion?
    »Interessant, was?«
    Ka zuckte zusammen. Der Maschinenmensch, der ihm die Kanüle aus dem Arm gezogen hatte, hatte gesprochen. »Doktor 8 hat eine Ader für das Zweckmäßige«, drang es hinter seinen geschlossenen Kiefern hervor. »Er ist der Ansicht, solange wir nicht am Horizont leben, brauchen wir auch keinen.«
    »Wer ist dieser Doktor 8?«, fragte Ka. »Der Direktor dieser Anstalt?«
    »Er hat keine Zeit für Sie«, erriet die Maschine Kas Gedanken.
    »Ich habe Fragen. Bringen Sie mich bitte zu ihm.«
    »Das kann ich nicht. Er ist im Garten …«
    »Ja, und? Wo ist das Problem?«
    »Es ist uns nicht erlaubt, den Garten zu betreten.« Die Metallkreatur reckte sich. »Ich bin Phalet. Kommen Sie!« Er wandte sich um und lief mit den übrigen Maschinen davon.
    »Wohin?« Ka sah sich nach einem möglichen Ziel ihres Fußmarsches um.
    »Ich bringe Sie an den Quell.« Phalet hinkte, da sich das Kniegelenk seines linken Beines offenbar nicht mehr bewegen ließ. Auch seine Gefährten schleppten sich mehr schlecht als recht voran und schienen unter Koordinierungs- und Gleichgewichtsstörungen zu leiden. Sie stapften durch das Obeliskenfeld wie eine Schule rostiger Metallpinguine.
    »Zum Quell?« Ka erhob sich und war bemüht, mit den Maschinen Schritt zu halten, ohne über die Obelisken zu stolpern. »Was meinen Sie damit?«
    »Den Ursprung.«
    Ka musterte den grauen Nebel in der Ferne. »Was ist, wenn man darauf zuläuft?«, rief er nach vorne.
    Phalet blickte kurz über seine Schulter. »Auf den Horizont?«
    »Ja.«
    Einige der Maschinen lachten. Es waren Geräusche, die nicht zu ihnen passen wollten.
    »Versuchen Sie es!«, rief Phalet.
    Für eine Weile zog Ka es ernsthaft in Erwägung, doch dann erschien ihm die Entfernung zu groß, und er blieb bei der Gruppe. Nach einigen hundert Metern gelangten sie an eine kreisrunde Bodensenke, die aussah, als habe ein Meteoriteneinschlag sie geschaffen. Am Grund des Kraters stand ein großes, fabrikähnliches Steingebäude, zu dem in engen Serpentinen ein Trampelpfad hinabführte. Unten angekommen, verschwanden die meisten der Maschinen durch verschiedene Türen im Inneren des Bauwerks. Lediglich Phalet blieb vor dem Gebäude stehen und blickte starr über den Kraterkamm.
    Unverhohlen studierte Ka das Profil der Maschine. Ihr Metallschädel glich einem in halbwegs menschliche Formen gepressten Kampfhelm, den sie sich zu weit über das eigentliche Gesicht gezogen hatte. Es sah aus wie ein eiserner, rostverkrusteter Totenschädel.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher