Mortal Kiss
geschossen .«
Faye seufzte besiegt. »Gehst du also hin ?«
»Zum Bandwettbewerb ?« Lucas grinste. »Willst du wissen, was ich den Tag über so treibe ?«
»Na ja, wenn ich das weiß, kann ich dir aus dem Weg gehen, oder ?«
»Ach, sei nicht so. Du würdest mich mögen, wenn du mich näher kennen würdest. Natürlich denke ich, dass ich hingehe. Es wäre toll, wenn du auch hinkommst. Also ?«
»Soll das etwa eine Einladung sein ?« , fragte Faye aufrichtig erschrocken.
»Ist daran etwas seltsam ?«
»Nein, nichts. Nur dass ich dir gerade gesagt habe, dass du meine beste Freundin verärgert hast .«
Lucas zuckte mit den Achseln. »Glaub ich nicht. Und ich wüsste auch nicht, was das mit dem Bandwettbewerb zu tun hat .«
Faye schüttelte den Kopf und sammelte die letzten Bücher auf. »Weißt du was, Lucas? Darum hast du vermutlich keine Freunde .«
Er schwieg kurz und bückte sich dann nach dem letzten Band. »Tja « , sagte er leise, »wenn man so oft umzieht wie ich, ist es schwer, Freunde zu finden .«
Faye richtete sich auf und fühlte sich plötzlich schuldig. Sie hatte ihre Stichelei nicht so gemeint, wie sie angekommen war. Es war sicher nicht leicht, an einen neuen Ort zu ziehen, wo man niemanden kannte. Und eigentlich hatte nur Liz sich bemüht, ihn näher kennenzulernen. Sicher, die Leute redeten die ganze Zeit über Lucas und seine Mutter, aber es ging immer nur darum, wie viel Geld sie besaßen oder was sie hier machten oder was sie für ein riesiges Haus bewohnten. Sie fragte sich, ob irgendwer Lucas seit seiner Ankunft in Winter Mill eine persönliche Frage gestellt hatte. Faye seufzte. Wie üblich hatte sie ihrer Tante, die immer recht hatte, nicht richtig zugehört. Sie hatte über Lucas geurteilt, ohne ihn zu kennen. Aber sie konnte sich nicht mit ihm verabreden. Zum einen, weil sie es nicht wollte. Zum anderen wegen Liz …
Lucas erhob sich und hielt ihr das Buch hin. Als Faye es nehmen wollte, berührten sich ihre Hände. Er legte seine Finger auf ihre, und Faye spürte verblüfft, dass ihr Herz stockte und sie errötete. Sie sah zu ihm hoch und stellte überrascht fest, wie viel Wärme seine blauen Augen ausstrahlten. Eine Wärme, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Dann sah er auf den Buchtitel und lächelte für Fayes Geschmack entschieden zu breit.
» Chemie für Anfänger « , sagte er noch immer leise. »Ich glaube, zwischen uns tut sich chemisch auch einiges, oder, Flash? Bestimmt, schließlich wirst du rot .«
Plötzlich tauchten am Ende des Flurs Leute auf, und Faye sah Liz und einige gemeinsame Freunde kommen. Damit Liz sie nicht mit Lucas zusammenstehen sah, riss Faye ihm das Buch aus der Hand, schob es auf den Stapel unter ihrem Kinn und eilte mit noch immer glühenden Wangen davon. Warum bist du rot geworden? , schimpfte sie lautlos mit sich. Das war Lucas Morrow! Was ist mit Liz? Und mit Finn? Sie war schockiert und entsetzt über ihre Reaktion auf seine Berührung, die sie ganz sicher nicht gewollt hatte. Was bedeutete das? Sie konnte ihn nicht mögen … das durfte einfach nicht sein! Ja, langsam dämmerte ihr, dass Lucas viel netter war, als sie zunächst angenommen hatte, aber das bedeutete nichts. Oder etwa doch?
»Faye, wo warst du ?« , fragte Liz, als ihre Freundin sich zu den kichernden Mädchen gesellte … und zu Jimmy, der wie üblich hinterhertrottete. »Du hast das Gesprächsthema des Tages verpasst: Wer gewinnt den Bandwettbewerb ?«
»Ich hoffe, dass ich eine Chance habe « , sagte Rachel Hogan, eine der ältesten Freundinnen von Liz und Faye, »aber ich fürchte, bei diesem Wetter bekomm ich eine Erkältung und ruiniere mir die Stimme. Könnt ihr euch vorstellen, wie grässlich es wäre, am Abend des Wettbewerbs nicht singen zu können ?!«
»Das schaffst du schon « , sagte Candi Thorsson und hakte sich bei Rachel unter, als die Gruppe weiterging. »Trink einfach weiter heiße Zitrone mit Honig und hab immer einen Schal um den Hals !«
»Kauf dir doch gefütterte Schafslederstiefel « , schlug Liz vor. »Die sehen echt cool aus. Und warm sind sie auch. «
Faye folgte ihnen, setzte ein Lächeln auf und bemühte sich, am Geplauder teilzunehmen. Doch sie wusste, dass Lucas noch immer dastand und sie beobachtete. Sie blickte zurück, bevor sie um die Ecke bog, und sah ihn lächeln.
KAPITEL 24
Daheim
L ucas stand vor dem Schultor und sah zu, wie die anderen aus dem Gebäude strömten und sich auf den Weg nach Hause machten, während er darauf
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