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Morton, Kate

Morton, Kate

Titel: Morton, Kate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fernen Stunden
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Notizbuch vor dem Haus gesessen, die Beine vor sich auf den Stufen
ausgestreckt, und geschrieben, während sie Rita beobachtete, die auf der
anderen Straßenseite dem widerlichen Luke Watson mit den großen, gelben Zähnen
schöne Augen machte. Die Bekanntmachung war aus dem Radio im Nachbarhaus
gekommen, die Worte waren leise aus dem Fenster geweht. Neville Chamberlain,
mit seiner ernsten Stimme und seiner langsamen Art zu sprechen, hatte erklärt,
dass die Deutschen nicht auf das Ultimatum reagiert hätten und man sich jetzt
im Krieg gegen Deutschland befände. Dann war die Nationalhymne ertönt, und
gleich darauf war Mrs. Paul aus der Tür gekommen, den Holzlöffel in der Hand,
von dem noch Teig von ihrem Yorkshire-Pudding tropfte, und nach ihr war Mum
herausgekommen und alle anderen in der Straße. Alle waren vor ihren Häusern
stehen geblieben, hatten einander angesehen, Verwirrung, Angst und
Unsicherheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben, und dann hatten alle
nacheinander ungläubig gemurmelt: »Es ist so weit.«
    Acht
Minuten später hatte es Fliegeralarm gegeben, und die Hölle war losgebrochen.
Die alte Mrs. Nicholson war hysterisch auf der Straße hin und her gelaufen und
hatte abwechselnd das Vaterunser gebetet und ihrer aller Untergang beschworen.
Moira Seymour, die Leiterin der örtlichen Zivilschutzgruppe, hatte, glühend vor
Erregung, die schwere Ratsche geschwungen, das Signal für einen Gasangriff,
woraufhin alle losgerannt waren, um ihre Gasmasken zu holen, und Inspector
Whitely hatte sich auf seinem Fahrrad durch das Chaos geschlängelt, ein
Pappschild auf dem Rücken, auf dem stand: »Alle in die Schutzräume!«
    Meredith
hatte den Tumult mit großen Augen beobachtet und dann in den Himmel geschaut in
der Erwartung, dort feindliche Flugzeuge zu sehen, hatte sich gefragt, wie die
wohl aussehen mochten, wie es sich anfühlen würde, wenn sie kamen, ob sie
schnell genug würde schreiben können, um alles festzuhalten, doch dann hatte
Mum sie am Arm gepackt und sie und Rita zu dem Schutzgraben im Park gezerrt.
Dabei war Meredith ihr Notizheft aus der Hand gefallen, die Leute waren
darübergetrampelt, und als sie sich losgerissen hatte, um es aufzuheben, hatte
Mum sie angeschrien, dazu hätten sie keine Zeit, ihr Gesicht war ganz weiß
gewesen, fast zornig, und Meredith wusste, dass ihr am Abend eine ordentliche
Standpauke blühte, wenn nicht Schlimmeres, aber sie hatte keine Wahl gehabt.
Das Heft zurückzulassen war nicht infrage gekommen. Sie war losgerannt, hatte
sich unter den Ellbogen ihrer verängstigten Nachbarn geduckt, das Heft
aufgehoben - das ziemlich dreckig, aber sonst noch unversehrt war - und war zu
ihrer wütenden Mutter gelaufen, deren Gesicht jetzt nicht mehr weiß gewesen
war, sondern rot wie Heinz-Tomatenketchup. Als sie den Unterstand erreichten
und feststellten, dass sie ihre Gasmasken vergessen hatten, ertönte das
Entwarnungssignal. Mum hatte ihr einen Schlag auf den Hintern verpasst und
beschlossen, ihre Kinder am nächsten Tag evakuieren zu lassen.
     
    »Hallo,
Kleine.«
    Als
Meredith ihre feuchten Augen öffnete, sah sie Mr. Cavill im Gang stehen. Sofort
wurden ihre Wangen warm, und sie lächelte und fluchte innerlich darüber, dass
sie an Rita denken musste, die nach Luke Watson schielte.
    »Darf ich
mal einen Blick auf dein Namensschild werfen?«
    Sie
trocknete sich die Augen unter ihrer Brille und lehnte sich vor, damit er das
Pappschild lesen konnte, das sie um den Hals hatte. Überall um sie herum waren
lärmende Menschen, die lachten, weinten, schrien und durcheinanderliefen, aber
einen Moment lang waren sie und Mr. Cavill allein inmitten des Trubels.
Meredith hielt den Atem an, spürte, wie ihr Herz pochte, sah, wie seine Lippen
sich bewegten, als er die Worte las, ihren Namen, sah sein Lächeln, als er
festgestellt hatte, dass alles korrekt war.
    »Ah, ich
sehe, du hast deinen Koffer. Hat deine Mutter dir alles eingepackt, was auf der
Liste stand? Brauchst du noch irgendetwas?«
    Meredith
nickte; dann schüttelte sie den Kopf. Errötete, als ihr Worte in den Sinn
kamen, die sie niemals aussprechen
durfte: Ich möchte, dass Sie auf mich warten,
Mr. Cavill. Bis ich ein bisschen älter bin - vierzehn vielleicht, oder fünfzehn
-, damit wir beide heiraten können.
    Mr. Cavill
notierte sich etwas auf einem Blatt, dann steckte er die Kappe auf seinen
Füller. »Die Zugfahrt wird eine Weile dauern, Merry. Hast du etwas dabei, womit
du dich beschäftigen

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