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Morton, Kate

Morton, Kate

Titel: Morton, Kate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fernen Stunden
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beeilte ich mich einzuwerfen. Ich hatte das Gefühl, dass sie in
ihrem langen Leben viel zu oft hatte nach Percys Pfeife tanzen müssen.
»Erzählen Sie mir mehr davon.«
    Ein
Zischeln, als Percy ein Streichholz anriss und sich eine Zigarette anzündete.
Saffy war offensichtlich hin- und hergerissen, in ihrem Gesicht spiegelte sich
eine Mischung aus Schüchternheit und Mitteilungsbedürfnis, während sie ihre
Schwester beobachtete. Sie deutete Zeichen, die mir verborgen blieben,
erkundete ein Schlachtfeld, auf dem die beiden schon zahllose Gefechte
ausgetragen hatten. Erst als Percy aufstand, mit ihrer Zigarette zum Fenster
ging und auf dem Weg eine Stehlampe einschaltete, wandte Saffy sich mir wieder
zu. »Percy hat recht«, sagte sie leise, und da wusste ich, dass sie diesen
Zweikampf verloren hatte. »Es tut nichts zur Sache.« »Aber wieso, ich ...«
    »Ihr
Vorwort, Miss Burchill«, schaltete Percy sich ein. »Wie weit sind Sie damit?«
    »Ja,
bitte«, sagte Saffy, die sich wieder gefangen hatte, »erzählen Sie uns, wie
Sie vorgehen wollen? Wollen Sie zunächst ein Gespräch mit uns führen?«
    »Eigentlich«,
sagte ich, »hat sich Mr. Gilbert bereits so ausführlich mit Ihnen unterhalten,
dass es nicht nötig sein wird, Ihre Zeit allzu sehr in Anspruch zu nehmen.«
    »Ah ...
ach so, ich verstehe.«
    »Darüber
hatten wir doch schon gesprochen, Saffy«, fauchte Percy.
    »Ja,
natürlich.« Saffy lächelte mich an, aber ich konnte die Traurigkeit in ihren
Augen sehen. »Es ist nur so, dass einem manche Dinge ... erst viel später
wieder einfallen ...«
    »Ich würde
mich sehr gern mit Ihnen unterhalten, falls Sie mir noch etwas erzählen wollen,
das Sie Mr. Gilbert nicht gesagt haben.«
    »Das wird
nicht nötig sein, Miss Burchill«, sagte Percy und kam an den Tisch zurück, um
ihre Asche abzuklopfen. »Sie sagten ja selbst, dass Mr. Gilbert bereits sehr
viel Material zusammengestellt hat.«
    Ich
nickte, aber ihre Unnachgiebigkeit verblüffte mich. Sie vertrat vehement die
Ansicht, dass keine weiteren Gespräche erforderlich waren. Offenbar wollte sie
auf keinen Fall, dass ich mich mit Saffy allein unterhielt. Dabei war es Percy
gewesen, die Adam Gilbert aus dem Projekt gekickt und darauf bestanden hatte,
dass ich übernahm. Aber warum? Und warum hatte sie etwas dagegen, dass ich mit
Saffy sprach? Ging es ihr um Kontrolle? War Percy Blythe so sehr daran gewöhnt,
über das Leben ihrer Schwestern zu bestimmen, dass sie nicht einmal ein
Gespräch zulassen konnte, bei dem sie nicht anwesend war? Oder steckte mehr
dahinter, fürchtete sie sich vor dem, was Saffy mir erzählen könnte?
    »Sie
sollten Ihre Zeit lieber dazu nutzen, den Turm zu besichtigen und ein Gefühl
für das Haus zu bekommen«, fuhr Percy fort. »Und für die Art, wie mein Vater
gearbeitet hat.«
    »Ja«,
sagte ich, »selbstverständlich. Das ist zweifellos wichtig.« Ich war von mir
selbst enttäuscht, wurde das Gefühl nicht los, dass auch ich mich Percy Blythes
Willen unterwarf. Aber tief in meinem Innern regte sich der Widerspruch. »Trotzdem«,
hörte ich mich sagen, »scheint es noch einiges zu geben, was bisher nicht berücksichtigt
wurde.«
    Der Hund,
der immer noch vor dem Kamin lag, winselte kurz, und Percys Augen wurden
schmal. »Ach?«
    »Mir ist
aufgefallen, dass Mr. Gilbert sich nicht mit Ihrer Schwester Juniper
unterhalten hat, und ich dachte, ich könnte vielleicht...«
    »Nein.«
    »Ich
verstehe, dass Sie sie nicht beunruhigen möchten, und ich verspreche Ihnen ...«
    »Miss
Burchill, ich versichere Ihnen, dass Ihnen ein Gespräch mit Juniper keinerlei
neue Erkenntnisse über die Arbeit unseres Vaters vermitteln würde. Sie war noch
nicht einmal geboren, als mein Vater den Modermann geschrieben hat.«
    »Das ist
richtig, aber das Vorwort soll von Ihnen dreien handeln, und ich würde
wirklich gern ...«
    »Miss
Burchill.« Percys Stimme war eiskalt. »Wie Sie wissen, ist unsere Schwester nicht
gesund. Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass sie in ihrer Jugend einen
schrecklichen Verlust erlitten hat, eine Enttäuschung, von der sie sich nie
wieder erholt hat.«
    »Ja, das
haben Sie erwähnt, und ich würde nicht im Traum daran denken, mit Juniper über
Thomas zu ...«
    Ich brach
ab, als Percy erbleichte. Es war das erste Mal, dass ich erlebte, wie sie die
Fassung verlor. Der Name war mir irgendwie herausgerutscht, und er hing
zwischen uns in der Luft. Sie griff hastig nach einer neuen Zigarette. »Es bleibt
dabei«, sagte sie mit

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