Morton, Kate
haben
mehr Eier, als wir essen können, Lucy, und ich hatte schon überlegt, wie ich
mich erkenntlich zeigen könnte - du hast mir schon so oft geholfen, seit der
Krieg angefangen hat.«
»Ach, Miss
Saffy.«
»Ich würde
ja immer noch Puderzucker ins Waschwasser schütten, wenn du nicht gewesen
wärst!«
Lucy
lachte. »Herzlichen Dank. Ich nehme Ihr Angebot gerne an.«
Während
sie die alten Zeitungen, die neben dem Herd gestapelt lagen, in kleine
Quadrate rissen und die Eier darin einwickelten, dachte Saffy zum hundertsten
Mal an diesem Tag, wie sehr sie die Gesellschaft ihrer ehemaligen Haushälterin
immer genossen hatte und wie schade es war, dass sie sie hatten gehen lassen
müssen. Wenn Saffy in ihre kleine Wohnung zog, würde sie Lucy die Adresse geben
und sie einladen, sie zum Tee zu besuchen, wenn sie in London zu tun hatte.
Percy würde zweifellos ihre Meinung dazu haben - sie hatte ziemlich traditionelle
Ansichten in Bezug auf die Klassen und deren Vermischung -, aber Saffy wusste
es besser: Freunde musste man wertschätzen, egal, wo man sie fand.
Wieder war
ein bedrohliches Donnergrollen draußen zu hören, und Lucy lugte durch das schmutzige
Fenster über der kleinen Spüle. Sie betrachtete den düsteren Himmel und runzelte
die Stirn. »Wenn Sie sonst nichts mehr für mich zu tun haben, Miss Saffy, decke
ich den Tisch im Salon fertig und mache mich auf den Weg. Sieht so aus, als
würde das Gewitter gleich losgehen, und ich muss zu einer Versammlung.«
»Freiwilliger Frauendienst?«
»Heute
Abend wird gekocht. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere tapferen Soldaten
genug zu essen kriegen.«
»Da hast
du recht«, sagte Saffy. »Ich habe übrigens ein paar Puppen für die
Versteigerung genäht. Die kannst du gleich mitnehmen, wenn es dir nichts
ausmacht. Sie sind oben, dort ist auch ...« - eine kleine theatralische Pause -
»... das Kleid.«
Lucy sah
sie mit großen Augen an, dann flüsterte sie, obwohl sie allein waren: »Sie
haben es fertig?«
»Gerade
rechtzeitig, damit Juniper es heute Abend tragen kann. Ich habe es ins
Dachzimmer gehängt, damit es das Erste ist, was sie sieht.«
»Dann
laufe ich auf jeden Fall noch schnell nach oben, bevor ich gehe. Und, ist es
schön geworden?«
»Es ist
traumhaft.«
»Ich freue
mich ja so.« Nach kurzem Zögern nahm Lucy Saffys Hand. »Es wird alles perfekt,
warten Sie's nur ab. Was für ein Segen, dass Miss Juniper endlich aus London
zurückkommt.«
»Ich hoffe
bloß, dass das Wetter den Zug nicht allzu lange aufhält.«
Lucy
lächelte. »Sie werden erleichtert aufatmen, wenn sie erst gesund und munter
hier angekommen ist.«
»Ich habe
nicht eine Nacht ruhig geschlafen, seit sie weg ist.«
»Das sind
die Sorgen.« Lucy schüttelte mitfühlend den Kopf. »Sie sind immer wie eine
Mutter für sie gewesen, und eine Mutter schläft nie ruhig, wenn sie sich um ihr
Kind sorgt.«
»Ach
Lucy!« Saffys Augen wurden feucht. »Ich habe mir wirklich ernsthaft Sorgen
gemacht. Mir ist, als hätte ich monatelang den Atem angehalten.«
»Aber sie
hat doch keine Anfälle gehabt, oder?«
»Zum Glück
nicht, sie hätte es uns bestimmt gesagt. Selbst Juniper würde bei einer so
ernsten Sache nicht die Unwahrheit sagen ...«
Die Tür
flog mit einem Knall auf, und sie fuhren beide zusammen. Lucy stieß einen
spitzen Schrei aus, und Saffy konnte ihn nur knapp unterdrücken, aber diesmal
dachte sie noch rechtzeitig daran, die Sardinendose hinter ihrem Rücken zu
verbergen. Es war nur der Wind, der heftiger geworden war, und doch hatte der Schreck
die traute Atmosphäre in der Küche weggefegt und Lucys Lächeln mitgenommen.
Und da wusste Saffy plötzlich, was Lucy auf der Seele lag.
Sie zog in
Erwägung, nichts dazu zu sagen, der Tag war fast vorüber, und manchmal war
Schweigen wirklich Gold, aber sie hatten einen so angenehmen Nachmittag
verbracht, während sie in der Küche und im Salon Seite an Seite gearbeitet
hatten, und Saffy hätte gern Klarheit geschaffen. Sie hatte schließlich ein
Recht darauf, Freunde zu haben - sie brauchte Freunde -,
egal, was Percy darüber dachte. Leise räusperte sie sich. »Wie alt warst du,
als du hier angefangen hast, Lucy?«
Die
Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, als hätte sie mit der Frage
gerechnet. »Sechzehn.«
»Und das
ist jetzt zweiundzwanzig Jahre her, nicht wahr?«
»Vierundzwanzig.
Das war 1917.«
»Mein
Vater hat dich immer sehr gemocht.«
Die
Pastetenfüllung im Ofen hatte angefangen zu blubbern. Die
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