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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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»Yanagi«
    Kubota, Berater des Fürsten von Satsumi
    O-Bara, Ziehtochter der Besitzerin, Geisha höchsten Ranges
    Yuba, ihre Schülerin
    Ijumi, Ziehtochter der Besitzerin, Geisha höchsten Ranges
    Sen-Chan, ihre Schülerin
    Kinjo, Dieb
    Erster Mörder
    Soga, Spitzname Erstes Schwert, Ronin, wohnt im Teehaus
    Zweiter Mörder
    Futoya, reicher Kaufmann
    Unsichtbarer, Jonin eines Shinobi-Clans
    Unhörbarer, Krieger eines Shinobi-Clans
     
    Die Bühne ist zweigeteilt und drehbar. In der einen Hälfte bleibt die Kulisse konstant: der Garten des Teehauses und Ijumis Zimmer; in der anderen Hälfte wechseln die Kulissen. Links an der Bühne ein Hanamichi (eine Art Steg) der etwa bis zur fünften Reihe reicht. Zwischen dem Hanamichi und der Wand ist freier Raum. Während der Handlung sitzt am rechten Bühnenrand der Erzähler – in einem strengen schwarzen Kimono mit Wappen. Er wird von einer Papierlaterne schwach beleuchtet.

ERSTER AKT
    Erstes Bild
     
    Vor der gastfreundlich weit geöffneten Tür des Teehauses »Yanagi« steht eine Bühne. In deren Mitte liegt eine Shamisen, eine japanische Laute, am Rand zwei Kissen: eingroßes, luxuriöses, und ein kleineres, bescheideneres. Leise klingt Musik.
     
    DER ERZÄHLER
(schlägt mit einem Holzstab die vor ihm liegende Trommel – es ertönt ein dumpfer, leiser Ton.)
    Dies Teehaus, das Yanagi, ist in der ganzen Stadt
    berühmt durch seiner Küche höchst raffinierte Kunst.
    Die ehrenwerte Herrin, zu mehren den Erfolg,
    holte in das Yanagi zwei Geishas von Format.
    Seither wuchs die Berühmtheit des Hauses Tag um Tag,
    In Tokio kennt ein jeder das ehrenwerte Haus.
    Aus dem fernen Satsumi kam heut ein hoher Gast –
    Das Domizil der Freuden besucht der edle Mann.
    Aus diesem schönen Anlass ist nun die Eingangstür
    Für alle weit geöffnet, auf dass ein jeder sieht,
    Welch große Ehre heute dem Teehaus wird zuteil.
    Schon seit dem Morgen drängen sich darin jung und alt.
    Sie alle sind voll Neugier auf den Gesang und Tanz,
    die hohe Kunst der Geishas, die Edle nur erfreut.
     
    Vor der letzten Strophe schlägt der Erzähler die Trommel – das Publikum strömt zusammen. Bestrebt, einen Platz möglichst dicht an der Bühne zu
ergattern, setzen sich die Zuschauer mit dem Rücken zum Saal. Allen voran die Geisha-Schülerinnen: das junge Mädchen Yuba und die Halbwüchsige Sen-Chan, gefolgt vom Kaufmann Futoya und dem Ersten Mörder (er ist als Mönch verkleidet und trägt einen großen Strohhut), dahinter der Dieb Kinjo und der Ronin Soga (in einem geflickten Kimono, aber mit zwei Schwertern unterm Gürtel).
     
    ERZÄHLER
(schlägt die Trommel)
    Da ist auch schon die Herrin – Okásan nennt man sie,
    Und das heißt einfach »Mama«, denn Mutter ist sie hier.
    Und ihren Gast, den teuren, vor Freude still erbebt,
    Geleitet sie respektvoll an ihren besten Platz.
    Steht doch der Herr Kubota in würdevollem Dienst
    Am Hofe von Satsumi, wo er Minister ist.
     
    Okasan geleitet den Samurai unter Verbeugungen zum Ehrenplatz und setzt sich bescheiden neben ihn. Bei Erscheinen des Gastes verbeugen sich alle Zuschauer auf dem Hanamichi. Während Kubota und die Gastgeberin sich unterhalten, verharren alle in respektvoller Reglosigkeit, nur Sen-Chan rutscht unruhig auf ihrem Platz hin und her.
     
    OKASAN Oh, was für eine Freude, dass Ihr, Kubota-san, Euch noch an mich erinnert nach dieser langen Zeit! Ach, ich bin alt und hässlich geworden unterdes, doch Ihr seid da, und wieder erbebe ich vor Glück.
     
    Elegant verbirgt sie ihr Gesicht hinter ihrem Ärmel – in der Geste »Angenehme Verlegenheit.«
     
    KUBOTA Wie könnt’ ich dich vergessen? Ach, unsre goldne Zeit! Doch dumm ist es zu weinen, weil nun der Herbst anbrach. Ja, wir sind andre heute. Was war, ist nun vorbei, doch können wir nicht klagen, nicht hadern mit dem Jetzt. Ich bin ein Würdenträger, bin hoch hinauf gelangt, und dir gehört das beste der Teehäuser der Stadt. Was heute mich zu dir führt, ist nicht Erinnerung. Mich schickt mit einem Auftrag mein Herr und Fürst zu dir. Es möchte Ihre Durchlaucht zu seiner Lust und Freud sich wählen eine Geisha aus eurer schönen Stadt.
     
    Okasan schwenkt elegant die Ärmel – in der Geste »Großes freudiges Erstaunen«.
     
    Und meinem Urteil traut er seit langem voll und ganz. Drum kam ich in die Hauptstadt rasch her auf sein Geheiß. Und bis der Fürst hier eintrifft, muss ich aus jedem Haus die schönsten Geishas finden, ein Dutzend an der Zahl. Sie zeigen ihre

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