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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Mann sagte: ›Gehen Sie zum Teufel mit Ihrem Zaren.‹ Ich wunderte mich noch darüber … Ich weiß nicht genau, worüber sich die beiden stritten, aber es würde mich nicht wundern, wenn eine kriminelle Persönlichkeit wie Mr. Swist ein Klappmesser in der Tasche hätte. Und vor Mord macht ein solcher Mann auch nicht halt, d-das sieht man ihm an den Augen an. Daswäre Hypothese Nummer eins. Kommen wir nun zu Nummer zwei …«
    Doch dazu kam es nicht.
    »Ich kenne diesen Swist!«, mischte sich Dewjatkin ein, der begierig zugehört hatte. »Und auch Zarkow. Wer kennt sie nicht? Herr Zarkow ist ein höflicher, umgänglicher Mann, er lässt den Schauspielern immer Blumensträuße und Geschenke bringen. Nach einer erfolgreichen Vorstellung, sozusagen als Zeichen der Dankbarkeit. Beim Regisseur und den ersten Schauspielern bedankt sich Herr Zarkow meist persönlich, zu den anderen schickt er Mr. Swist. Aber Sie irren sich, Erast Petrowitsch, er ist keineswegs ein Krimineller, ganz im Gegenteil. Nicht wahr, Herr Polizist?«
    »Das ist richtig.« Subbotin kehrte freudig zu Fandorins erster Hypothese zurück – sie interessierte ihn. »Früher war er Revieraufseher im Mjasnizkaja-Bezirk. Er ist nicht ganz freiwillig gegangen. Da war irgendetwas mit Bestechung, allerdings ohne gerichtliche Folgen. Sie wissen ja, bei uns trägt man nicht gern den Unrat aus der Hütte.«
    »Ich w-weiß. Aber fahren Sie fort.«
    »Meine Herren«, unterbrach Dewjatkin, ungeduldig von einem Bein aufs andere tretend. »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen … Vielleicht hat das Automobil ja nicht auf Frau Altaïrskaja gewartet? Sie kann doch nicht allein durch die nächtliche Stadt laufen – in diesem Aufzug und diesem aufgewühlten Zustand! Ich möchte mich gern vergewissern und sie gegebenenfalls begleiten. Sie kann noch nicht weit gekommen sein in ihren japanischen Sandalen.«
    Damit lief er davon, ohne auf eine Erlaubnis zu warten. Fandorin sah ihm neidisch nach.
    »Der richtige Name von Mr. Swist«, fuhr der Kriminalist fort, »ist Sila Jegorowitsch Lipkow …«
    Er stockte, verstummte mit offenem Mund und klapperte mit den hellen Wimpern.
    »Sehen Sie«, sagte Fandorin gedehnt und vergaß mit einem SchlagElisa ebenso wie ihren treuen Paladin. »Nicht ›Lisa‹. Vielleicht Lipkow? Tja, mit der Hypothese Nummer zwei warten wir lieber noch.«
    Er nahm einen Stuhl, stellte ihn vor sich und ließ sich rittlings darauf nieder.
    »Setzen Sie sich auch. Jetzt fängt unser Gespräch nämlich erst richtig an. Ich wittere B-beute.«
    Auch Subbotin setzte sich, neben Fandorin, ebenfalls rittlings. Die beiden Ermittler sahen aus wie zwei berittene Recken an einer Wegkreuzung.
    »Womit befehlen Sie zu beginnen?«
    »Mit dem K-kopf. Also mit Zarkow. Und damit Sie richtig in Fahrt kommen, will ich noch ein wenig Öl ins Feuer gießen. Erinnern Sie sich, wie zu Beginn der Saison irgendwer eine Schlange in die Blumen von Frau Lointaine geschmuggelt hat?«
    »Ich habe so etwas in der Zeitung gelesen. Was hat das mit diesem Fall zu tun?«
    »Folgendes.« Erast Petrowitsch lächelte. »Ich erinnere mich – und ich habe, wie Sie wissen, ein gutes Gedächtnis – an einen Satz von Zarkow. Er sagte zu seinem Adjutanten etwas wie: »Herausfinden, wer, und bestrafen.« Das erstens. Davor hatte er Swist beauftragt, Smaragdow ein halbes Dutzend Flaschen eines teuren Bordeaux zu bringen. Das zweitens. Und schließlich drittens: Smaragdow hat sich nicht vergiftet, wie die Zeitungen geschrieben haben. Er wurde vergiftet, und zwar mit Wein. Schade, dass ich nicht daran gedacht habe, zu analysieren, was für ein Wein es war. Jedenfalls ist das drittens. Und viertens: Wer die Schlange in den Kob geschmuggelt hat, bleibt ein Rätsel, aber wenn man den Charakter des verstorbenen Schauspielers und seine Rivalität mit Frau Lointaine in Betracht zieht, ist nicht auszuschließen, dass Smaragdow selbst diese Niederträchtigkeit begangen hat.«
    »Der zweite Mord in ein und demselben Theater!« Subbotin sprang auf und setzte sich wieder. »Swist könnte Smaragdow vergiftethaben? Aber ist das nicht eine zu harte Strafe für eine kleine Gemeinheit?«
    »So klein war sie auch wieder nicht. Der B-biss der Viper zusammen mit dem Schock hätte die junge Frau durchaus ins Jenseits befördern können. Außerdem hatte Zarkow, wenn ich mich recht erinnere, keine sonderlich hohe Meinung von dem Jugendlichen Helden. Er könnte sehr wütend geworden sein, sollte er herausgefunden haben, d-dass

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