Moskito
lag.
»Nun, um die Quelle für T. rutilus zu finden, versuchen Sie Baltimore. Fielding’s hat ihn im Angebot.«
Fielding’s! In dem Moment, in dem Melanie den Namen erwähnte, fiel Cavanaugh sein Besuch bei dem Versandhaus für Insekten ein. Bei Catherine Clarke, seiner rundlichen Direktorin, die offenbar auf Bullen abfuhr … »Wir haben Unmengen von Toxorhynchites rutilus! Wird zur biologischen Bekämpfung anderer Spezies verwendet. Außerdem geben die Larven ein gutes Futter ab. Sehr vielseitig verwendbar. In unseren Labors können wir täglich bis zu einer Million davon produzieren … Oder vielleicht Aedes taeniorhynchus?«
Cavanaugh reichte Earl den toten Moskito und Melanie einen Zettel. »Bitte schreiben Sie mir den wissenschaftlichen Namen für den Elefantenmoskito auf.«
»Fahren Sie nach Baltimore? Scheint Sie nicht sehr glücklich zu machen.«
Catherine Clarkes Hand auf seinem Arm … »Bin ich auch nicht. Schreiben Sie den Namen auf.« Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: »Und auch die phonetische Aussprache, damit ich es richtig sage.«
»Tox-o-rün-chi-tes ru-ti-lus«, tönte Earl vom Fußboden. Er hob sein knochiges, ausgewaschenes Gesicht zu Cavanaugh. »Weiß doch jeder Schwanz.«
»Leider ermangelt es ihm an einer gewissen Gewandtheit im Umgang mit anderen, was bedauerlicherweise eine negative Reaktion seiner, in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigten, Kameraden hervorruft«, hatte der Schuldirektor über Earl gesagt. Und so verkniff sich Cavanaugh die negative Reaktion, die ihm auf der Zunge lag. Er wollte nicht noch unsicherer wirken, als er sich schon fühlte.
Catherine Clarke empfing ihn mit Eiseskälte. Auch sie erinnerte sich offenbar an das vorangegangene Zusammentreffen und an Cavanaughs Zurückweisung ihrer romantischen Anwandlung. Ihr kokettes Benehmen war wie weggeblasen. Gekleidet in, wie es schien, dasselbe zerknitterte braune Kostüm wie beim letzten Mal, saß sie in ihrem vollgeräumten Büro und sagte förmlich: »Und was muß das FBI heute in Erfahrung bringen, Agent Cavanaugh?«
»Ich muß mehr über Moskitos in Erfahrung bringen, Catherine.« Sorgfältig darauf bedacht, das FBI aus dem Spiel zu lassen, lächelte er. Catherine Clarke reagierte weder auf sein Lächeln noch darauf, daß er sie mit dem Vornamen angesprochen hatte. Es sah ganz so aus, als würde er sich stärker anstrengen müssen. »Vielleicht könnte ich Ihnen ein paar Fragen stellen, vielleicht beim Mittagessen?«
»Mittagessen«, sagte sie.
»Ja. Sind Sie hungrig? Ich schon.« Er lächelte wieder und sah ihr ins Gesicht.
Sie wiederholte: »Mittagessen.«
»Oder Abendessen. Abendessen wäre noch besser. Gibt es ein Lokal, das Ihnen besonders sympathisch ist? Irgend etwas, wo es guten Wein gibt und …«
»Agent Cavanaugh«, unterbrach sie ihn mit einem Tonfall, der Gletscher zum Frösteln bringen konnte, »Fielding’s-Versand ist stets gern bereit, mit den Polizeibehörden zusammenzuarbeiten. Selbst wenn, wie in diesem Fall, der Beamte vorübergehend suspendiert ist, den Fall aber trotzdem weiterverfolgt, und wenn die Vorgangsweise des Beamten eine Schande für seinen Beruf ist. Agent Cavanaugh, es ist nicht nötig, mir ein emotionales Interesse an meiner Person vorzuspiegeln, das Sie nicht verspüren. Jedoch möchte ich diese Terroristen ebenso gern vor Gericht sehen wie Sie. Fragen Sie mich also, was Sie wollen, aber ohne unaufrichtige und völlig überflüssige Annäherungsversuche.«
Cavanaugh schrumpfte ein wenig. Sie hatte sich ihre Würde bewahrt, ihre Intelligenz bekundet und ihm ihre desinteressierte Zusammenarbeit angeboten. Ihre ruhige gelassene Haltung ließ ihn wie einen Schleimer erscheinen, eine eklige Made, wie ein wahllos konsumierendes Raubtier.
Gar nicht unähnlich der Larve von T. rutilus.
Er wandte den Blick von ihr ab und reichte ihr den Zettel. »Haben Sie das hier in Ihrem Verkaufsprogramm?«
»Toxorhynchites rutilus. Elefantenmoskito. Selbstverständlich. Eine Zeitlang gab es eine Art Strohfeuer für die Verwendung von T. rutilus zur Bekämpfung von Stechmücken wie Culex etcetera. Aber das Problem dabei war natürlich, daß man immer wieder Rutilus- Larven aussetzen mußte, denn sobald es ihnen gelingt, die anderen Moskitos auszurotten, haben sie nichts mehr zu fressen und gehen selber zugrunde. Die ganze Prozedur ist einfach zu schwierig und teuer.«
»Wer hat in den letzten vier Monaten eine Lieferung rutilus von Ihnen bekommen? Besonders interessieren
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