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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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noch was guthatte, und sicher habe ich dabei eine Spur hinterlassen, die am Ende noch mir die Dienstaufsicht an den Hals bringt. Also: in Fort Detrick hat die CIA eine geheime Einheit stationiert, die für schmutzige Tricks zuständig ist. Sie ist nicht dem kommandierenden General von Fort Detrick unterstellt, außer als versteckter Bestandteil der CIA. Es ist sogar möglich, daß er gar nichts von dieser Einheit weiß, obwohl das unwahrscheinlich ist. Ich konnte weder Namen noch Aufgaben in Erfahrung bringen, ja nicht einmal den Umfang der Einheit. Aber vermutlich ist sie klein. Doch es gibt sie, und ich habe gehört, daß im Lauf der Zeit ein paar wirklich eklige Dinge ihre Werkstatt verließen, obwohl niemand mir Details sagen konnte. Oder wollte. Und ich habe Ihnen nichts von alldem erzählt.«
    »Ja. Nein. Können Sie herausfinden, was das ›Projekt Geburtstag‹ ist? Ich weiß, es hat etwas mit Fort Detrick zu …«
    Felders legte auf.
    »Was?« fragte Melanie mit hoher, atemloser Stimme, »was hat er da gesagt?«
    Er erklärte es ihr. Sie hörte ihm mit ausdrucksloser Miene zu und wandte sich dann ab.
    »Melanie, das ist noch nicht der Weisheit letzter Schluß! Es ist nur eine weitere Spur. Ein Steinchen. Wie ich Ihnen sagte …«
    »Ich weiß, was Sie mir sagten. Und jetzt lassen Sie mich etwas sagen. Ich habe den ganzen Nachmittag lang über diesen T.-rutilus- Daten gesessen, und mir sind da ein paar Gedanken gekommen.«
    »Raus damit«, forderte Cavanaugh sie auf.
    »Jemand versuchte, T. rutilus einzusetzen, um die infizierten Anophelesmücken auszurotten, noch ehe das Zentrum zu Hilfe gerufen wurde und die Öffentlichkeit erfuhr, daß es eine Epidemie gab. Meiner Meinung nach heißt das, daß derjenige, der die Seuche ausgelöst hat, den Versuch machte, sie zu stoppen, bevor sie außer Kontrolle geriet.«
    Das paßte gar nicht zu ihren sonstigen Völkermord-Theorien. Offensichtlich hatte sie der professionellen Objektivität den Vorrang eingeräumt. Endlich. Cavanaugh hörte jetzt aufmerksamer zu.
    »Bis etwa Mitte Juni hatten sämtliche Institutionen der westlichen Welt, die sich mit Infektionskrankheiten beschäftigen, den Seuchenherd in Newburg unter die Lupe genommen. Zumeist hielten die Leute sich nur kurz hier auf, um Musterexemplare der Mücke und Blutproben der Opfer zu bekommen. Aber einige blieben zumindest eine Woche – Leute von der WHO und aus Antwerpen, um nur zwei zu nennen. Die durchkämmten das Gebiet minutiös. Und auch wenn sie sich ausschließlich auf A. quadrimaculatus konzentrierten, ist es ausgeschlossen, daß ihnen das ungewöhnlich zahlreiche Vorkommen von T. rutilus entgangen ist. Oder daß sie nicht wußten, was dieses gehäufte Auftreten zu bedeuten hat.«
    »Und daher? Sprechen Sie weiter!«
    Plötzlich stellte sie ihre Tasche nieder – direkt auf ein Häufchen Salzmarsch-Moskitos. Sie schien es nicht zu bemerkten. »Und daher … – das weiß ich noch nicht. Ich möchte etwas nachprüfen. Kommen Sie in meine Frühstückspension, sobald Sie gegessen haben. Ich bin nicht hungrig.«
    »Ich auch nicht. Ich bleibe bei Ihnen.«
    »Robert, Ihr Magen knurrt. Ich kann es von hier aus hören! Um Himmels willen, gehen Sie essen und kommen Sie nachher zu mir. Ich laufe Ihnen nicht davon.«
    Er fuhr sie in ihre Pension, raste zu einem McDonald’s und aß den Big Mac auf dem Rückweg im Wagen. Das Gürkchen fiel ihm auf die Krawatte. Er schaffte die ganze Fahrt in sechzehn Minuten und zweiundvierzig Sekunden.
    Doch offensichtlich hatte die Zeit gereicht; Melanies Computer war bereits abgestellt. Sie saß mit leerem Blick an ihrem Tisch und hatte die Gedanken woanders.
    »Melanie … Melanie?«
    Langsam richtete sie die Augen auf ihn. »Robert.«
    »Was haben Sie überprüft? Haben Sie etwas rausgekriegt?«
    »Ich sah mir die wöchentlichen Berichte der WHO an das Zentrum durch. Nackte Daten, Zusammenfassungen von allem, was rund um die Welt vorgeht. Krankheitsmäßig.«
    Melanie gebrauchte sonst nie Un-Wörter wie ›krankheitsmäßig‹. Sie fuhr fort, ins Nichts zu starren; Robert kam näher. »Und was besagte der wöchentliche Bericht? Für welche Woche?«
    »Ich habe alle Berichte der letzten sechs Monate durchgesehen, per Suchfunktion für Ausbrüche von Malaria. Wir haben die Software, mit der das geht. Natürlich gab es Dutzende Fälle. Wußten Sie, daß weltweit jedes Jahr nahezu drei Millionen Menschen an Malaria sterben?«
    »Nein. Und haben Sie irgendwelche … Anomalien

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